Herdecke. Nachbarn erinnern sich am 3. Jahrestag, wie der Herdecker Bach 2021 Gebäude oder eine Brücke und Ufermauer beschädigte. Dort soll sich nun was tun.

Unvergesslich ist für viele das, was sich am 14. und 15. Juli 2021 ereignet hat. Auch in Wetter und Herdecke setzte dauerhafter Regen viele Häuser sowie Straßen unter Wasser. Drei Jahre sind vergangenen. Für die Anwohnerschaft aus der Schmale Straße ein Anlass, um bei einem netten Beisammensein auf die Flut und diese „denkwürdigen Tage“ zurückzublicken. Im Sinne eines guten Miteinanders haben sich an diesem Sonntag Nachbarn getroffen, um unter anderem an die geleistete Hilfe auch untereinander zu erinnern.

Unterstützung und Keller unter Wasser

Der Jahrestag liefert bei diesem kleinen Straßenfest natürlich reichlich Gesprächsstoff. „Fangen wir mit dem Positiven an, denn damals hat hier jeder jedem geholfen“, heißt es aus der Anwohnerschaft. „Das halte ich für ein Gerücht, uns hat niemand unterstützt“, erwidert ein Nachbar und verdeutlicht damit, dass selbst Betroffene die damalige Hochwasserlage unterschiedlich wahrgenommen haben. Einigkeit herrscht darüber, dass der dort herfließende Herdecker Bach damals in einer fast schon unglaublichen Geschwindigkeit immer mehr Wasser mit sich führte und auch in der Schmale Straße zahlreiche Keller flutete. „Bei uns stand es sogar einige Zentimeter in der Wohnung“, berichtet ein Herdecker. Ein anderer zeigt auf seinen Bauch: „Uns stand es bis hier.“

Hauptstraße unterspült

Auch die Zufahrtsprobleme an jenen Tagen damals haben die Nachbarn nicht vergessen. „Hier war kein Durchkommen.“ Zumal die daneben herführende Hauptstraße einer Seenplatte glich. „Die war fast schon ein reißender Fluss“, meint eine Anwohnerin aus dem kleinen Parallelweg daneben. „Aber wenn ich an das Ahrtal und andere Regionen denke, hatten wir hier wahnsinniges Glück.“

Die Behelfsbrücke in der Schmale Straße ist längst Geschichte, die Sandsäcke liegen immer noch am Ufer des Herdecker Bachs. Die Passage ist mittlerweile zugewuchert.
Die Behelfsbrücke in der Schmale Straße ist längst Geschichte, die Sandsäcke liegen immer noch am Ufer des Herdecker Bachs. Die Passage ist mittlerweile zugewuchert. © WP | Steffen Gerber

Das Hauptproblem in der Schmale Straße in jenen Juli-Tagen: Eine Brücke über dem Herdecker Bach, die zur Hauptstraße 104 führte, stuften Fachleute der Technischen Betriebe als einsturzgefährdet ein. „Die befand sich da seit ewigen Zeiten“, so Bernd Essig, der sich noch an einen riesigen Bagger vor seiner Haustür erinnert. Das THW baute den kleinen Überweg aus Sicherheitsgründen ebenso ab und wie eine Garage (oder Art Schuppen), die über einer Ufermauer stand. „Von dort sind wir schon als Kinder immer hinübergesprungen“, berichtet Frank Schlichting, der noch andere Hochwasser nennt, als er mit Freunden in einem Schlauchboot über die Hauptstraße ruderte.

Brücke als Verbindungsweg fehlt

Die fehlende Brücke habe manch einen sozialen Kontakt in der Nachbarschaft erschwert, wie Josef Berlin meint. Damit nicht genug: Im Herbst 2022 sackte an der Schmale Straße noch ein Hang ab, aus Sicherheitsgründen versperren seither zwei Poller die Durchfahrt. Dennoch geraten immer wieder Autos in die beidseitige Sackgasse, nach dem Rangieren und Wenden zeigen sich Macken an Grundstücksmauern. Eine solche befestigte ein Nachbar ein paar Meter weiter 2013 zu 60 Prozent auf eigene Kosten, weil diese ebenfalls in den Herdecker Bach zu stürzen drohte. Das hatte ein voriger Richterspruch wegen Zuständigkeits- und Kostenfragen ergeben.

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Zurück zum Hochwasser 2021. Anstelle der abgetragenen Brücke hatte das Technische Hilfswerk eine Behelfskonstruktion über dem Herdecker Bach installiert und zur Stabilisierung der angrenzenden Mauer Sandsäcke am Ufer aufgestapelt. Reste davon schwimmen im Gewässer, andere sind vor lauter Unkraut und Pflanzen kaum noch zu sehen, befinden sich aber auch drei Jahre nach der Flut noch an Ort und Stelle. Daher unterhalten sich Nachbarn aus der Schmale Straße auch darüber, was bisher nicht geschehen ist. „Mehrfach wurde uns gesagt, dass bei uns was geschehen soll, doch darauf warten wir bis heute“, heißt es an diesem Sonntag beim Beisammensein. Frank Schlichting bringt wiederum Verständnis auf, da er von der Personalknappheit bei den Technischen Betrieben weiß.

Auftrag erteilt

Auf der Internetseite der Stadt Herdecke befindet sich neuerdings eine Datei namens „Wiederherstellung von zwei Ufermauern im Bereich Hauptstraße 104/Schmale Straße“. Drei weitere Stichworte deuten nach Ablauf der Angebotsfrist am 18. Juni auf Erfreuliches hin: „Erteilung eines Auftrages“. Was eigentlich schon ab Mai 2023 erfolgen sollte, soll nun offenbar möglichst noch in diesem Monat beginnen und im August 2024 enden.

Bis 2021 stand hier am Ufer des Herdecker Bachs eine Garage, ehe das damalige Juli-Hochwasser diesen Abschnitt unterspülte.
Bis 2021 stand hier am Ufer des Herdecker Bachs eine Garage, ehe das damalige Juli-Hochwasser diesen Abschnitt unterspülte. © WP | Elisabeth Semme

Die anstehende Aufgabe für eine Straßen- und Tiefbau-Firma aus Dortmund am Herdecker Bach: eine etwa zwölf Meter lange und ungefähr 2,5 Meter hohe Ufermauer sowie ein etwas kleineres Bauwerk (5 m lang, ca. 2,85 m hoch) zu errichten, einmal als Stahlbeton- und außerdem noch in Gabionenbauweise. Auftraggeber sind die Technischen Betriebe, die bekanntlich auch noch an anderen Stellen mit Hochwasser-Folgen aus dem Jahr 2021 zu tun haben.