Herdecke. Wie andere wohnen oder arbeiten – das lockt Interessierte am Tag der Architektur in fremde Gebäude. In Herdecke öffnete ein besonderes Objekt.

„Planen, bauen, leben - Architektur verwandelt!“ Unter diesem Motto stand der Tag der Architektur in NRW: Insgesamt 145 Objekte verteilt auf 86 Städte und Gemeinden waren diesmal im Fokus. In Herdecke präsentierten Architektin Jutta Gentgen und ihre Mitarbeiter die zwei Wohn- und Geschäftshäuser „Ruhrkristall“ an der Mühlenstraße 12-14.

Büros und Wohnungen

Der Neubau wurde 2019 fertiggestellt und vollständig vermietet. Während sich unten Geschäftsleute wie ein Pflegedienst oder das Steuerberaterbüro Petig, Fechtner und Partner niedergelassen haben, sind ab der ersten Etage barrierefreie Wohnungen entstanden. In einer dieser Wohnungen auf rund 100 Quadratmeter leben Ursula und Gerhard Tapan. Für den „Tag der Architektur“ hat das Paar seine Türen geöffnet und Architekturinteressierten gerne sein Zuhause gezeigt. „Wir sind gefragt worden, ob wir uns bereit erklären, dass unsere Wohnung besichtigt wird. Da haben ich mir gedacht, warum nicht, du kannst den Menschen, die es interessiert, ruhig zeigen, wie wir wohnen“, sagt Ursula Tapan.

Ihr Mann fügt noch hinzu: „Außerdem lieben wir Gesellschaft.“ Er selbst hat viele Jahre in der Immobilienbranche gearbeitet und selbst einige Immobilen besessen. In Herdecke in der Mühlenstraße haben die beiden ihren Alterssitz gefunden. „Es freut uns immer sehr, dass wir Menschen finden, die bereitwillig ihr Zuhause zeigen“, sagt Jutta Gentgen. Denn erst durch die Einrichtung der Mieter bekomme alles eine persönliche Note, die natürlich noch mehr zeige, wie sich das Leben in dem Objekt anfühlt.

Umzug fiel schwer

Das Ehepaar Tapan ist froh, zur Mühlenstraße gezogen zu sein. Und auch wenn der Umzug schwer fiel, haben sie in Herdecke eine Wohnung gefunden, die ihren Bedürfnissen entspricht. Mit viel Platz, Barrierefreiheit und Balkon haben sie alles, was sie brauchen. Zum Anschauen sind einige Architekturinteressierte gekommen. Unter anderem eine Dortmunderin: „Ich finde es spannend, mir die Gebäude anzusehen. Vor einigen Jahren war ich auch schon in Dortmund am Phönix See und habe mir Wohnungen angesehen. Nach Herdecke ist sie gekommen, um sich unter anderem nach einem Alterssitz umzusehen. „Ich suche nach etwas, um mich in einigen Jahren zu verkleinern und in Herdecke kann ich mir gut vorstellen zu leben.“ Das Gebäude jedenfalls gefalle ihr schon mal sehr gut. Auch Herbert Wittig ist mit seiner Frau gekommen, um den Neubau anzusehen – und ist begeistert. Seit ungefähr 15 Jahren besuchen sie schon gemeinsam den Tag der Architektur. Am letzten Wochenende schauten die zwei aber nicht nur den Komplex „Ruhrkristall“, sondern auch das sanierte Rathaus in Witten an. „Man sieht so viel Neues und erfährt viel Interessantes über die Gebäude“, sagt Herbert Wittig.

Architektin zeigt, was sie kann

Und Architektin Jutta Gentgen unterstreicht: „Man zeigt gerne, was man so kann und ist stolz darauf.“ Daher stoße es bei ihr auf Unverständnis, dass die Anzahl der Objekte und teilnehmenden Architekten bei der Veranstaltung immer weiter zurückgehe. Noch vor einigen Jahren sei das Begleitheftchen, indem die vorgestellten Objekte präsentiert werden, deutlich dicker gewesen. „Ich finde es sehr schade, dass das Interesse immer weiter abnimmt“, bedauerte Jutta Gentgen.