Volmarstein. Am Rohlande nahe Grundschötteler Straße soll ein neues Wohnquartier entstehen. Fachleute schlagen einen weiteren Kreisverkehr in Volmarstein vor.
Eine Wiese. Unbebaut. Eine Freifläche zwischen Am Rohlande, der Grundschötteler, Vogelsanger und Grünewalder Straße hat sich die Evangelische Stiftung Volmarstein (ESV) ausgeguckt, um dort mit der Urwohnen GmbH ein neues Wohnquartier zu entwickeln. Dieses Projekt hat nicht nur Applaus hervorgerufen. Kritik kam sowohl aus manchen Reihen der Politik als auch beispielsweise durch Leserbrief-Zusendungen.
Nach einem Ratsbeschluss im Dezember 2021, als eine 22-köpfige Mehrheit bei 14 Gegenstimmen den Bebauungsplan mit der Nummer 77 für das Wohnquartier Am Rohlande beschlossen hatte, zog das Vorhaben im Jahr 2022 wenig Aufmerksamkeit auf sich. Das ändert sich nun. In der Sitzung des Stadtentwicklungs-, Wirtschaftsförderungs- und Bauausschusses am 28. Februar steht das Thema auf der Tagesordnung. Zumal es laut Beschlussvorlage für die Fraktionen, die am besagten Dienstag um 17 Uhr im städtischen Veranstaltungszentrum an der Bahnhofsstraßen zusammen kommen, einen aktuellen Sachstandsbericht und Auskünfte zu neuen Gutachten gibt.
Befürworter und Gegner
Zunächst ein Blick zurück. Zwei Lager haben sich in der Angelegenheit gebildet. Gegner der Bebauung kritisierten einerseits eine erneute Versiegelung einer Freifläche und andererseits die Planungen, die vorgestellte Bauweise erschien ihnen als zu massiv. Obendrein leiden Anwohner in Volmarstein durch den vorhandenen Verkehr oder Gewerbeansiedlungen schon genug. Die Befürworter betonten, dass Wetter (sozialen) Wohnraum dringend benötige und sich die Detailausführungen noch anpassen ließen.
Durch den erfolgten Mehrheitsentscheid soll nun auf den besagten Grundstücken zwischen der Grundschötteler Straße und Am Rohlande ein klimaresilientes Quartier mit einer Mischung aus aufgelockerter Bebauung sowie Geschosswohnungen entstehen. Heißt: Den Anteil an bebauter und versiegelter Fläche will Wetters Stadtverwaltung auf ein Minimum begrenzen, zudem soll es einen begrünten Wohnhof geben. In dem knapp 2,2 Hektar großen Plangebiet könnten eines Tages rund 90 Einheiten in kompakten Baukörpern und in offener Bauweise entstehen. Laut aktueller Beschlussvorlage soll dort eine blau-grüne Infrastruktur zum Tragen kommen. Fachleute sprechen von „Klimaanpassungen“ und denken an Dach- sowie Fassadenbegrünungen, die auf der Fläche in Volmarstein ebenso geplant sind wie Baumanpflanzungen. Diese dienen der Erhöhung der ökologischen Qualität. Obendrein soll es dort auch Lösungen für das Niederschlagswasser geben, damit dieses versickern könne.
Laut Vorlage erfolge die Erschließung des Quartiers über eine neu anzulegende und öffentliche Straße, die als verkehrsberuhigte Zone durch das Plangebiet führe. Gute Überleitung zum Thema Verkehr: Seit November 2022 liege dazu ein Gutachten vor. Zentrale Erkenntnis: Die Untersuchung habe ergeben, dass das bestehende Straßennetz für die Abwicklung des heutigen Verkehrsaufkommens ausreichend dimensioniert sei. Die Leistungsfähigkeit der Knotenpunkte genüge ebenfalls den Ansprüchen.
Über Kreisverkehr nachdenken
Einschränkung: „Lediglich am Knotenpunkt Grünewalder/Vogelsanger Straße wird insbesondere auch aufgrund der allgemeinen Verkehrszunahme nur eine eingeschränkte Verkehrsqualität erreicht“, heißt es. Die beauftragte Ingenieurgesellschaft geht von Behinderungen aus und regt an, diese Örtlichkeit gegebenenfalls zu einem Kreisverkehr umzubauen. Damit ließe sich dort das prognostizierte Verkehrsaufkommen angemessen abwickeln. „Dazu gab es bereits Abstimmungsgespräche mit dem Landesbetrieb Straßen NRW“, teilt die Stadt Wetter mit. Zur Erinnerung: Auch vor dem künftigen Aldi-Neubau soll ein paar Meter weiter ein zusätzlicher Kreisel auf der Vogelsanger Straße entstehen, so dass Autofahrer dann eines Tages auf rund 1,5 Kilometern vier Mal kreiseln müssten (zwei Bauwerke dieser Art existieren dort bereits).
Keine Entlastung im Immobilienmarkt Wetter
Jahrelang kannten die Immobilienpreise nur eine Richtung: steil nach oben. Mit der Normalisierung der Hypotheken- und Anlagezinsen ändere sich das gerade vielerorts. Doch in Wetter sei der Effekt noch nicht angekommen, teilt die LBS als Bausparkasse der Sparkassen mit. „Es gibt noch keine Entlastung für Käufer von Gebrauchtimmobilien“, sagt der hiesige LBS-Gebietsleiter Klaus Krahnhof, der die Preise derzeit besonders genau beobachtet. In Wetter kostete eine gebrauchte Eigentumswohnung kürzlich im Dezember 2731 Euro pro Quadratmeter (+14 Prozent), so die LBS. Als Basis dafür dienen demnach die Angebotspreise aller Print- und Online-Inserate (Empirica Preisdatenbank). Die tatsächlich verhandelten Verkaufspreise könnten allerdings derzeit auch darunter liegen, heißt es.In der Nachbarstadt Witten beispielsweise sinken die Preise bereits besonders stark. Laut LBS West gab es dort im vergangenen Halbjahr bei gebrauchten Immobilien einen Rückgang von 15 Prozent. Auch für ein Einfamilien-Bestandshaus zahlen Käufer im Schnitt nun 22 Prozent weniger als zuvor. Recht einleuchtende Erklärung: Da das Preisniveau in Witten zuvor recht hoch war, fallen die Beträge im Vergleich zum Umland nun deutlich stärker.
Während Ergebnisse aus einer vertiefenden Artenschutz-Prüfung sowie aus dem Umweltbericht noch ausstehen, gebe es bereits erste Hinweise aus einem schalltechnischen Gutachten. Zum Schutz vor Immissionen schlagen Ingenieure vor, im neuen Quartier zwei Lärmschutzwände mit einer Höhe von bis zu 3,50 Metern zu errichten. Weitere Maßnahmen wie etwa schallgedämmte Lüftungseinrichtungen in den dortigen Schlafräumen oder Verglasung für Terrassen, Balkone und Dachterrassen sollen ebenfalls für Ruhe sorgen.
Auskünfte in der Martinskirche
All dies will das Dortmunder Stadtplanungs-Büro Post und Welters im Fachausschuss am 28. Februar vorstellen. Interessierte können sich einen weiteren Termin vormerken: Am Mittwoch, 15. März, beginne um 18 Uhr in der Volmarsteiner Martinskirche ein öffentlicher Informationsabend, um laut Stadt „der Bürgerschaft die Planungen zur Entwicklung des neuen Wohnquartieres in einem frühen Stadium“ vorzustellen.
Als Partner zur Entwicklung dieses Quartiers treten die Evangelische Stiftung Volmarstein und ein familiengeführtes Unternehmen mit Sitz in Pulheim (neben Köln) auf. Die Urwohnen GmbH steht nach eigenen Angaben „für ökologische Bauprojekte, um neuen Raum zum Leben zu schaffen“.