Ende. Für die Rückstufung der Filiale am Westender Weg hat die Sparkasse HagenHerdecke viel Kritik erhalten. Mitarbeiter bieten Kunden dort Hilfe an.

Seit Mai muss die Sparkasse HagenHerdecke mit viel Kritik umgehen. Vor allem im Stadtteil Ende machten viele Kunden ihrem Ärger Luft, da die Entscheidungsträger die Filiale am Westender Weg 3b in einen Selbstbedienungs-Standort umwandelten und dort persönliche Beratungen nur noch nach voriger Terminabsprache erfolgen. Angesichts des Unmuts organisierte der Vorstand einige Gesprächsangebote, um dabei auf verschiedene Finanzdienstleistungen hinzuweisen.

Montagmorgen, 10.45 Uhr. Birgit Wink will in der Sparkassen-Filiale Kirchende Bankgeschäfte erledigen. Der Auszubildende Jan-Hendrik Hein begrüßt die Kundin und bietet seine Hilfe an. Später stößt Vorstandsmitglied Frank Mohrherr dazu. Birgit Wink äußert offen ihre Meinung: „Ich finde es schwierig für diesen Stadtteil, wenn immer mehr Service abgebaut wird. Es fehlen dadurch Stellen, an denen nachbarschaftliche Begegnungen stattfinden. Das sehe ich als gesamtgesellschaftliches Problem.“

Dieses Argument hört Frank Mohrherr nicht zum ersten Mal. Seit dem 22. Juli bietet die Sparkasse HagenHerdecke an ihren SB-Standorten Kirchende, Vorhalle, Wehringhausen und Westerbauer montags sowie donnerstags von 10 bis 11 Uhr Unterstützung bei der Nutzung der Geräte an oder geht auf Fragen zum Online-Banking ein. Diese vorübergehende Betreuung soll voraussichtlich bis Ende September fortbestehen.

Zwischenbilanz bis zum vergangenen Wochenende: Mit 470 Kunden kamen Mitarbeitende bisher an den vier genannten Orten ins Gespräch über Veränderungen, jeder Dritte nahm laut Mohrherr während des einstündigen Angebots eine Beratung an, andere wollten nur Geld abheben oder anderes erledigen. „Den meisten Bedarf in Sachen Fragen und Austausch gab es bisher hier in Ende, im Schnitt wollte rund ein Dutzend Kunden während der 60 Minuten Verschiedenes von unseren Mitarbeitenden wissen“, so das Mitglied des Vorstands.

Gesellschaftlicher Ansatz

Auf die Chance hatte die fusionierte Sparkasse gehofft. Denn angesichts der Einschnitte in vielen Filialen wollten die Verantwortlichen aufzeigen, welche Alternativen für Überweisungen und ähnliches bestehen. In Kirchende sind es fast ausschließlich Ältere, die sich beschweren oder informieren wollen. „Vor allem Senioren erklären wir, dass 27 ausgebildete Bankkaufleute an unserem Kunden-Dialogcenter auch telefonisch Aufträge entgegennehmen. Viele kennen diese Methode gar nicht. Einige haben jedoch Hemmungen, per Anruf Bankgeschäfte zu erledigen“, berichtet Mohrherr. Und wenn Mitarbeitende dann noch auf Internet-Möglichkeiten mit dem Handy oder am Computer zu sprechen kommen, winken die meisten ab.

Unterstützung an zwei Tagen in der Woche

Die persönliche Unterstützung durch Mitarbeiter an vier ausgewählten Filialen der Sparkasse HagenHerdecke umfasst bis Ende September montags und donnerstags (10 bis 11 Uhr) diese Themen: Funktionen der Geldautomaten und Nutzung der SB-Terminals (zum Beispiel Überweisung eingegeben oder einscannen).Fragen können auch zum Online-Banking und Kunden-Dialog-Center gestellt werden.

Auch Birgit Wink fremdelt beim Gedanken an Online-Banking. „Viele im fortgeschrittenen Alter wollen sich nicht mehr auf Neuerungen einstellen, das erfordert eine hohe Konzentration und sorgt für Verunsicherung, ob es dann auch wirklich klappt. Außerdem nervt mich das häufige Erscheinen von Werbung im Internet“, sagt die Kundin aus Ende, die der Sparkasse noch zwei weitere Themen mit auf den Weg gibt. Auch das Geldinstitut habe einen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander geleistet, das solle niemand unterschätzen. Zudem hält Wink das zweite Beratungsangebot am Donnerstagvormittag für ungünstig, da in jener Zeit viele den Markt in der Herdecker Innenstadt besuchen.

Passendes Stichwort für Frank Mohrherr. Er berichtet, dass vor allem berufstätige Sparkassenkunden aus Ende die Veränderungen akzeptiert hätten und sich zur Finanzberatung in der Herdecker Hauptstelle an der Stiftsstraße einfinden. Gleichwohl nehmen andere aus dem größeren Teil der Stadt weiterhin Termine am Westender Weg wahr, dort schließe einer aus dem dreiköpfigen Ender Bank-Team immer wieder eine Bürotür auf.

Mehr Girokonten in Stiftsstraße

„Wir haben in unserer Hauptstelle Stiftsstraße im Vergleich zum Stadtteil Ende, wo ja mehr Menschen als in Herdecke leben, eine viel größere Anzahl an Girokonten und auch Kunden“, berichtet das Vorstandsmitglied. Dennoch nehme er weiter Kritik aus Kirchende entgegen und möchte Unzufriedene von Alternativangeboten überzeugen. Allerdings bleibe es bei der Entscheidung, dass es keinen Briefkasten mehr für eingeworfene Überweisungsträger geben wird. „Ersatzweise kann man Überweisungen an den Selbstbedienungsterminals ja auch einscannen, falls man dort die Daten nicht eintippen will.“

Bezüglich Krisenmanagement sehe sich die Sparkasse HagenHerdecke auf der richtigen Spur und will den kommunikativen Ansatz vorerst fortsetzen. „Wir sprechen an den umgewandelten Standorten viel und wollen dort auch in den nächsten Wochen präsent sein. Einige Kunden lassen sich von uns überzeugen und hören zu, was wir anbieten. Andere wollen sich nur ungern auf eine neue Technik einlassen. Wir haben also noch einen Weg zu gehen“, meint Mohrherr.

Noch offen ist, wie sich der große Raum am Westender Weg 3b künftig aufteilen lässt. Die Sparkasse HagenHerdecke möchte in der Filiale zwei Büros behalten und hat diesen Wunsch auch dem Vermieter mitgeteilt. Der wiederum verhandelt auch mit einem anderen Interessenten. „Wir hoffen, dass es in diesem Jahr eine Lösung gibt“, sagt Frank Mohrherr und betont, dass das heimische Geldinstitut trotz einiger Veränderungen in Kirchende präsent bleiben möchte.