Wetter. Drei Monate durften die Geschäfte keine Kunden empfangen. Kein Wunder also, dass die Erleichterung bei allen Beteiligten am Montag groß war.

Seit dem 16. Dezember hatte Joachim Raidt an der Kaiserstraße sein Tinten Toner Fachgeschäft geschlossen. Telefonische Bestellungen hat er angenommen, doch es ist einfach nicht das gleiche. Deshalb freut er sich umso mehr, endlich wieder Kunden in den Laden lassen zu können.

„Ich hätte, weil ich Hermes-Paketshop bin, auch die ganze Zeit öffnen dürfen, aber meine Produkte nicht verkaufen dürfen“, berichtet er. Deshalb hat er sich auf die telefonischen Bestellungen verlegt und einen Lieferdienst angeboten, denn das war möglich. An seinem Laden hat er eine Klingel angebracht. Einen Kunden kann er reinlassen. Ein weiterer Kunde kann zum PC-Doktor Manuel Schweer. Verbindliche Ansagen, was erlaubt ist und wie er vorgehen muss, hat er allerdings nicht bekommen. „Ich mache das jetzt einfach“, sagt er. Natürlich unter Wahrung aller Schutzauflagen. Aber irgendwie muss er den Verlust der vergangenen drei Monate wieder auffangen. „Meine Steuerberaterin weiß immer noch nicht, welche Hilfen ich beantragen kann. Da kommen immer wieder neue Vorgaben. Da blickt doch keiner mehr durch“, beklagt er. Und so geht es vielen seiner Kollegen.

Gut vorbereitet

Überrascht von der plötzlichen Möglichkeit öffnen zu können, war Hans Günter Draht. „Das ging jetzt schneller als erwartet. Ich dachte, dass wir erst nächste Woche dran wären, aber wir waren ja auf alles vorbereitet“, meint der Chef der Bücherstube. Fünf Personen lässt er derzeit auch ohne Termin in seinen Laden. Dafür hat er etwas umgeräumt und mehr Platz geschaffen. „Eigentlich dürfen wir aufgrund der Quadratmeter sogar acht Personen reinlassen, aber das muss nicht sein. So kann man sich hier noch sehr gut aus dem Weg gehen.

Hans Günter Draht hat süße Versuchungen für seine Kunden bereitgestellt. 
Hans Günter Draht hat süße Versuchungen für seine Kunden bereitgestellt.  © Unbekannt | Yvonne Held
Ahmet und Suzan Harmandar sind überrascht über die geöffneten Läden. 
Ahmet und Suzan Harmandar sind überrascht über die geöffneten Läden.  © Unbekannt | Yvonne Held

Im Ruhrtalcenter sind viele glückliche Gesichter hinter den Masken zu vermuten. Ernstings Family und Kik lassen die Kunden nach Terminvereinbarung in den Laden. Dann können sie für einen begrenzten Zeitraum selbst stöbern. Zu Tedi durften die Kunden auch spontan kommen, sehr zur Freude von Suzan Harmandar. „Ich wollte eigentlich zu Kaufland und dort nach einem Angebot schauen, als ich gesehen habe, dass die Geschäfte geöffnet haben“, sagt sie erfreut. Sie hat derzeit Verwandtenbesuch aus der Türkei. Ahmet Harmandar schaut interessiert auf den Fragebogen, den die junge Frau gewissenhaft ausfüllt. Name, Kontaktdaten, Zugangszeit – alles das wird abgefragt. In der Türkei werde das anders geregelt, berichtet er und zeigt sein Handy. Darauf zu sehen ist ein Barcode mit seinen Personalien. „Das ist der Nachweis, dass er einen negativen Corona-Test gemacht hat. Den zeigt man in der Türkei am Eingang von einem Laden vor, scannt ihn ein und kann dann in den Laden“, erläutert Suzan Harmandar. In Wetter geht das noch nicht. Trotzdem ist sie froh, mal wieder bummeln zu können. 22 Leute dürfen zeitgleich in den großen Laden. Genau so viele Einkaufskörbe stehen auch am Eingang.

Stammkundschaft war schon da

Birgit Brose (vorn) und Beate Löhr sind froh, endlich wieder den Kolping Store für die Kunden öffnen zu können. 
Birgit Brose (vorn) und Beate Löhr sind froh, endlich wieder den Kolping Store für die Kunden öffnen zu können.  © Unbekannt | Yvonne Held

Im Kolping Store an der Kaiserstraße ist die Erleichterung ebenfalls groß. Zwar ist auch hier der Zugang geregelt, Kunden müssen vorne klingeln und einen Termin vereinbaren, aber es dürfen wieder Menschen in den Laden. „Wir sind froh, dass wir wieder öffnen dürfen“, sagt Chefin Beate Löhr. Momentan lasse sie nur fünf Kunden in den Laden. „Laut Quadratmetern gingen auch mehr, aber wir sind vorsichtig“, sagt sie. Viele Stammkunden seien bereits am Morgen im Laden gewesen. Einige, so Löhr, hätten aber noch nicht mitbekommen, dass der Laden wieder geöffnet ist. Viele seien jedoch auch unsicher. Das werde sich aber wohl in den nächsten Tagen herumsprechen und bessern.