Herdecke. 4050 Euro sind dank grandioser Travestie-Gala in Herdecke für die Flutopfer eingenommen worden. Das Geld geht an die Bürgerstiftung.
Keine „Rivers of Babylon“, und auch keine Männer, die vom Himmel regnen, Halleluja: Beim Charity-Auftritt im Zweibrücker Hof gab es Schlager, Musical-Melodien und Oldies. „Aber alle Lieder, in denen Wasser vorkommt, haben wir gestrichen“, sagt Martin Meiritz, Travestie-Künstler aus Herdecke, der die Idee zu der Veranstaltung hatte. Es sollte schön sein im Zweibrücker Hof. Und Gedanken an Wasser waren definitiv nicht schön an diesen beiden Abenden: Der Erlös der Shows war bestimmt für die Herdecker Opfer der Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli.
Das Catering für die Künstler und die Lichttechnik kam vom Haus, das Drucken der Plakate hatte André Bruchhäuser gesponsert, und bei beiden Abendveranstaltungen füllte sich der Saal. „Die Herdecker haben mal wieder zusammen gestanden“, sagt Martin Meiritz. Ergebnis: 4050 Euro für das Fluthilfeprojekt der Bürgerstiftung.
Ein gemischtes Publikum sei neugierig gewesen auf die Show, berichtet Martin Meiritz bei der Scheckübergabe eine gute Woche nach dem letzten Auftritt. Der älteste Gast war in den Achtzigern. „Ein sehr dankbares Publikum“, erinnert sich Meiritz, „aber Travestie fehlt ja auch in Herdecke“. Für ihn war es der erste Auftritt als Dita Duff in seiner Heimatstadt. Als seine Eltern noch lebten, wollte er keinen Anlass geben, dass sie darauf angesprochen werden. Nun aber muss er keine Rücksichten mehr nehmen.
Schreckliche Gaffer
Der Show-Abend war grell. „Es ist wichtig, auch in solchen Zeiten den Humor nicht zu verlieren“, sagt Sibylle Hahn, die für die Bürgerstiftung den symbolischen Scheck entgegen nehmen darf. Und Martin Meiritz spielt den Ball gleich Veronika Riepe zu: „Ich muss sagen, die Bühne ist echt gut poliert“, lässt er die Geschäftsführerin wissen. Bei einem Stück aus „Sister Act“ sei er auf Socken gewandelt – und plötzlich voll weggerutscht.
Veronika Riepe hat den Zweibrücker Hof gerne für diesen Benefiz-Abend zur Verfügung gestellt. Hat das Hotel doch selbst unter der Jahrhundertflut gelitten. Aber das Haus habe Glück im Unglück gehabt, erzählt sie. Zehn Zentimeter mehr, und das Wasser der Ruhr wäre in den Keller und die Tiefgarage und damit in die Hauselektrik geflossen. So gab es zwar genug an Wasser und Schlamm zurück in die Ruhr zu pumpen. Aber am ärgerlichsten waren beinahe die Katastrophen-Touris, die alle Absperrungen ignorierend, die Schäden betrachten und am besten ins Handybild rücken wollten. „Das war ganz furchtbar“, empört sich Veronika Riepe noch über zwei Monate später über die ungenierte Neugierde der Radfahrer am Ufer der Ruhr.
Martin Meiritz hat sein Wissen über das Ausmaß der Fluten von Facebook. „Oh Gott, das kann doch nicht wahr sein“, dachte er angesichts der Wassermassen auf der Hauptstraße oder der überfluteten Häuser am Herdecker Bach. Die Idee für die Benefizveranstaltung war geboren – ohne dass er losgezogen wäre, um sich das Ausmaß der Katastrophe mit eigenen Augen anzusehen: „Ich wollte mich nicht am Schaden der Anderen ergötzen“, erklärt er die Zurückhaltung.
Und er selbst? Wie nahe ist ihm das Hochwasser gekommen? Er wohnt am Hang. Da ist ihm nichts passiert. Wobei kleine Bäche ja nicht nur in den Tälern zu reißenden Strömen geworden sind. „Ich habe Glück gehabt“, sagt Martin Meiritz, denn andernfalls hätte es diesen Benefizabend so nicht gegeben: Im Keller lagern all seine Kostüme und Perücken. Am Fundus ist das Wasser im Juli genau so vorbei gerauscht wie die Wasser-Songs an den beiden Galas für die Opfer.