Wengern. Warum trotz mehr Infizierter die Stimmung im Corona-Testzentrum in Wengern besser geworden ist
70 Tests sind bis Mittag im Corona-Testzentrum in Wengern gemacht worden. 17 davon waren positiv. „Vor einem Jahr hatten wir 300 Tests pro Tag – und alle zwei Wochen mal einen positiven Fall“, sagt Dagmar Geck, Leiterin des Testzentrums in der Elbschehalle. Im Moment werden alle Erwartungen über den Haufen geworfen. Für Dagmar Geck liegt nahe: „Die Herbstwelle ist jetzt schon da.“
Für die Wengeraner ist das erst einmal von Vorteil. Ihr Testzentrum bleibt vorläufig geöffnet. Überlegungen, zum Ende dieses Monats in eine Art Sommerpause zu gehen, bevor die Coronazahlen im Herbst wieder hochgehen, sind überholt. Jetzt hat der Betreiber zugesichert, vor Ende Juli die Türen keinesfalls zu schließen. Und es könnte gut sein, dass es danach auch mit einem Rumpfteam weiter gehen wird. Gute Leute möchte schließlich niemand verlieren. Mehr als ein Dutzend sind es in der Elbschehalle, Teilzeitkräfte, studentische Aushilfen, Honorarkräfte. Sie erfassen persönliche Daten, machen Abstriche und werden mehr und mehr zu Coronaberatern. Das ist eine Folge der vielen positiven Ergebnisse.
Schon zuhause hat sich oftmals der verräterische zweite Streifen bei den Selbsttests gezeigt. Manchmal bringen die Gäste ihre Testkassetten auch als Beleg mit, berichtet Leon Wienen. Im weißen Schutzanzug wartet er auf den nächsten Abstrich. Fällt das Ergebnis auch hier positiv aus, haben die Gäste plötzlich viele Fragen. Was ist mit Quarantäne? Sollte ein PCR-Test gleich hinterher geschoben werden? Ab wann ist Freitesten möglich?
Beratung wird immer wichtiger
Vielen Arbeitgebern reicht das Ergebnis eines Schnelltests, weiß Damar Geck aus Erfahrung. Andere bestehen auf einem PCR-Test, damit bei entsprechenden Symptomen der Krankheitsfall akzeptiert wird. Am sechsten Tag nach der Feststellung der Infizierung mit Corona ist eine Freitestung erstmals zulässig. Viele kommen noch vor Abklingen der Erkrankung vorbei, manche gleich mehrere Tage hintereinander. So lange wie eine Dame aus Wengern müssen die meisten allerdings nicht warten. Für sie gab es auch nach elf Tagen immer noch einen positiven Testbescheid.
Wird der Ton dadurch rauer? Im Gegenteil. Dagmar Gecke: „Die Stimmung hat sich verändert, ist weniger aggressiv. Jetzt kommen alle freiwillig und nicht mehr vom Arbeitgeber getrieben.“ Oft ist es die Sorge um die eigene Gesundheit, aber auch um die der Familie, die Menschen im Testzentrum vorbei schauen lässt. Besonders stark war die Motivation nach den Pfingstfeiertagen. Da kamen ganz viele Menschen aus Mallorca wieder und hatten außer Reise-Erinnerungen eine Corona-Infizierung mit dabei. Aktuell sind es nicht die Urlauber selbst, die Bescheid wissen wollen. Es gibt mehr und mehr Menschen, die zu den Urlaubern Kontakt hatten. „Und die werden zunehmend kränker“, sagt Dagmar Geck in dem Wissen, dass Corona nicht gleich Corona ist und die Pandemie voller Überraschungen steckt.
Viele Stammgäste
Dagmar Geck selbst hat Corona schon gehabt. „Das war richtig übel“, sagt sie über die Folgen der Infektion. Im Hauptberuf ist sie Kosmetikerin. In dieser Zeit hätte sie es im entferntesten nicht gewagt, mit Kunden in Kontakt zu treten. Richtig tief war ihr CT-Wert. Je tiefer er liegt, desto größer ist die Ansteckungsgefahr.
Dagmar Geck weiß also, was den Gästen bevorstehen kann, wenn sich ihnen im Testzentrum das Teststäbchen nähert. Leon Wienen hält die Gäste dennoch für sehr gefasst wenn das Schnelltesturteil lautet: positiv. Trotzdem gibt es schon mal große Augen, dann etwa, wenn eine Familie mit ihren Kindern kommt und plötzlich der Papa als infiziert gilt. Dann wird auch gebangt, zeigt sich Angst auf den Gesichtern.
Viele Gäste sind Stammgäste, berichtet Dagmar Geck. Man kennt sich und manchmal auch die Lebensgeschichte. Das schafft Nähe und eine besondere Anteilnahme. So stimmt es das Testerteam traurig, wenn auch kleine Kinder von der Pandemie bedroht sind. Am Sonntag erst war es ein schreiendes Baby. Ob es wirklich mit Corona infiziert war? „Das wissen wir nicht“, sagt Dagmar Geck. Klarheit bringt nur der PCR-Test. Und dessen Ergebnis geht nach Hause.
PCR-Tests in vielen Fällen kostenlos
Genauer als die so genannten Schnelltests sind PCR-Tests.Seit einiger Zeit bieten die meisten Corona-Testzentren auch PCR-Tests an.Zunächst einmal sind diese PCR-Tests kostenpflichtig. Es gibt allerdings zahlreiche Ausnahmen.Fällt im Testzentrum ein Schnelltest positiv aus, kann sich auf Wunsch ein PCR-Test anschließen. Er ist dann kostenlos.Auch bei einem positiven Selbsttest werde ein PCR-Test kostenlos gemacht, so die Auskunft im Corona-Testzentrum in Wengern.Die Auswertung der PCR-Tests dauert länger, das Ergebnis geht den Getesteten zu.