Wetter/Hagen. Weil das Bodelschwingh-Haus in Hagen geflutet wurde, sind Bewohner und Mitarbeiter nun ins Zauleck-Haus nach Wetter gezogen. Vorübergehend.
Zehn Monate lang war das Gebäude an der Wilhelmstraße 32a verwaist. Sämtliche Bewohner des ehemaligen Johannes-Zauleck-Altenheims sind in anderen Einrichtungen untergebracht worden, weil die Diakonie Mark-Ruhr als Träger einen Umbau plant. Am Dienstag kehrte nun wieder Leben ins ehemalige Zauleck-Haus ein. Wobei der Grund eher ein trauriger ist: Das Bodelschwingh-Haus am Kuhlerkamp in Hagen wurde in Folge des Unwetters so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ausquartiert werden mussten. Die Diakonie reagierte schnell und nutzt als Ersatz-Domizil ihr eigenes Zauleck-Haus in Wetter, in dem die alten Menschen nun eine Bleibe auf Zeit gefunden haben.
Keller und Erdgeschoss betroffen
Doch der Reihe nach. Das Bodelschwingh-Haus wurde am vergangenen Mittwochabend von den Fluten des Kuhle Bachs überschwemmt. „Der Keller war vollgelaufen, Heizung, Brandmelder, die komplette Infrastruktur wurde dabei zerstört“, erklärt Volker Holländer, Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr. „Schutt und Geröll haben auch das Erdgeschoss verwüstet, dort stand der Schlamm 20 Zentimeter hoch“, so Volker Holländer weiter. Niemand, so betont er, sei dabei zu Schaden gekommen.
Infrastruktur zerstört
Die Mitarbeiter hätten sofort und gut reagiert und Bewohner in die oberen Geschosse verlegt. „Dort wurde es dann aber eng, und außerdem war der Strom ja weg. Deswegen kamen Bewohner, die an eine Langzeit-Beatmung angeschlossen sind, direkt mit Rettungswagen ins Krankenhaus. Allen anderen geht es gut“, versichert der Geschäftsführer. Feuerwehr und THW hätten am Donnerstag den Keller leer gepumpt, und eine Trocknungsfirma habe schließlich alles wieder getrocknet. „Aber die ganze Technik, die Infrastruktur funktioniert nicht mehr, und deswegen haben wir uns für den Umzug nach Wetter entschieden. Wir haben alle Mitarbeiter zusammengezogen, von denen ein Teil im Bodelschwingh-Haus half, der andere Teil hat im Zauleck-Haus alles vorbereitet, die Duschen durchgespült und so weiter.“ Am Wochenende wurde dann bereits das ganze Mobiliar der Bewohner mitsamt Inhalt nach Wetter transportiert.
Ankunft in Wetter
Am Dienstagmorgen trafen dann die ersten acht Senioren in ihrem Übergangs-Domizil in Wetter ein. Nach und nach kamen in einem kleinen Pendelverkehr weitere betagte Damen und Herren in der Harkortstadt an. Und wie lange werden sie hier bleiben? Volker Holländer: „Die Techniker schätzen, dass es etwa sechs Monate werden. Das Problem ist auch nicht die Arbeit, aber es werden jede Menge Ersatzteile etwa für die Heizung gebraucht. Alle Elektroanschlüsse sind kaputt. Und da gab es ja schon vor der Flutkatastrophe Engpässe, die sich jetzt natürlich noch weiter verschärfen, weil an so vielen Stellen und Orten alles kaputt ist.“
Ehrenamtliche machen mobil
Nun aber müssen die Seniorinnen und Senioren den Umzug in ein anderes Haus, in eine andere Stadt erst einmal verdauen. Dabei würden selbstverständlich auch Angehörige helfen, betont Volker Holländer. Einige hätten ihre Mutter oder ihren Vater auch selbst vom Kuhlerkamp nach Wetter gefahren. Und auch das Mitarbeiterteam muss sich an anderer Stelle neu sortieren. „Es sind sogar einige extra aus dem Urlaub zurückgekommen, um zu helfen“, sagt Cornelia Altmann, Fachbereichsleiterin Hagen und EN-Kreis, während sie vor Ort in Wetter auf den nächsten Kleinbus mit Senioren wartet. 57 der insgesamt 78 alten Leute sind nun vorübergehend hier untergebracht; die anderen sind auf Einrichtungen u.a. in Breckerfeld, Witten, Schwerte oder Dahl verteilt worden.
Päckchen, Blumen und Musik
Um allen die Eingewöhnung in Wetter leichter zu machen, hat die Nachbarschaftshilfe Wetter schon ordentlich vorgesorgt: Heike Neuhaus, Mitinitiatorin der zu Beginn der Coronapandemie gegründeten Initiative, zögerte keine Sekunde, als die Frage nach Unterstützung an sie herangetragen wurde und mobilisierte sofort zahlreiche ehrenamtlich Engagierte. Zum Einzug wollen die Mitstreiter nun die Flutopfer mit liebevoll gepackten Päckchen empfangen. Marion Schmitt, Inhaberin des Blumengeschäfts „Rosige Zeiten“, möchte die Aufenthaltsräume der Bewohner mit Sonnenblumen auf den Tischen dekorieren. Und Werner Koch, der singende Ex-Polizist, hat sich sofort bereit erklärt, für die Senioren einen musikalischen Nachmittag zu gestalten, sobald ein wenig Ruhe dort eingekehrt ist. Geplant hat Heike Neuhaus zudem, kleine Lesungen für die alten Menschen anzubieten. Dafür sucht sie noch Ehrenamtliche.