Herdecke/Hagen/Lüdenscheid. Einstimmig beschlossen die Verwaltungsräte, dass die Sparkasse HagenHerdecke mit der aus Lüdenscheid fusionieren soll. Vielleicht schon im Juli.
Anschnallen und festhalten: Immer schneller bewegen sich Sparkassen aufeinander zu und streben Fusionen an. Im letzten Jahr begannen erste Gespräche des heimischen Geldinstituts HagenHerdecke (seit 2016 vereinigt) mit dem Schwesterhaus in Lüdenscheid. Jetzt im Februar endete diese Sondierung. Ergebnis: Die Verantwortlichen der beiden Sparkassen streben einen Zusammenschluss an, der schon im Sommer 2022 erfolgen könnte.
Herdecke und Lüdenscheid – das liegt geografisch nicht nebeneinander. Laut Sparkassengesetz Nordrhein-Westfalen dürfen aber nur benachbarte Häuser Vereinigungen anstreben. Erklärung: Zum sauerländischen Vierer-Verbund gehören auch die einst eigenständigen Sparkassen Herscheid, Halver und Schalksmühle. Letztgenannte Stadt grenzt an Hagen, daher konnten im Herbst unverbindliche Gespräche beginnen. Die gehen nach einstimmigen Beschlüssen der jeweiligen Verwaltungsräte am 1. und 11. Februar in Fusionsverhandlungen über.
Bemerkenswert: Die Vorstände und das Kollegium sollen den Zusammenschluss für die Gremien bis zum 1. Juli vertragsfertig ausverhandeln, um die Fusion auf den 1. Januar 2022 zurückdatieren zu können. Nach derzeitigem Stand bleibe eine Menge zu klären, etwa der Name der künftigen Großsparkasse oder auch viele Fragen zur Mitarbeiterschaft (hier rund 500 Angestellte, im Raum Lüdenscheid um die 340).
Junior-Partner mit 12,8 Prozent
Der Ruf der Bank hat in der Stadt an den Ruhrseen vor allem durch die Änderungen in Ende gelitten. 12,8 Prozent beträgt der Anteil der Sparkasse Herdecke im vereinigten Konstrukt mit Hagen. Wobei im Titel kein Bindestrich auftaucht, damit der kleinere Partner nicht wie ein Stadtteil betrachtet werden soll. In einem neuen Bündnis wäre Herdecke der drittgrößte Beteiligte.
Viel Bewegung auch in der Nachbarschaft
Seit Januar 2022 gibt es in der Nachbarschaft die Sparkasse an Ennepe und Ruhr, die die Städte Wetter, Gevelsberg, Ennepetal und Breckerfeld abdeckt. Besagte Geldinstitute aus Wetter und Gevelsberg hatten erst 2017 fusioniert. Nebenan schlossen sich im August 2021 die Sparkassen Schwelm und Sprockhövel zusammen, in 2022 fusionieren Dortmund und Schwerte. Gerüchte tauchen immer wieder zur Sparkasse Witten auf, die aber derzeit eigenständig agiert.
Die Verantwortlichen verständigten sich darauf, dass für die heimische Sparkasse das Büro des Hagener Oberbürgermeisters Presseauskünfte gibt. Von dort heißt es auf Anfrage zu den Zielen der Fusion: Sicherung des Sparkassenwesens am Ort und Halten des Marktanteils in der Region, Erhalt der Arbeitsplätze (oder gar Attraktivitätssteigerung), Entstehung eines größeren Wirtschaftsraums mit Potenzial im Markt als Gegengewicht zu Großbanken und auch größeren Volksbank-Einheiten. In einem größeren Geldinstitut lassen sich Privat- und Firmenkunden zudem spezialisierter beraten. Zum Zeitplan gab es keine Angaben.
Mehr Chancen in größerer Einheit
Natürlich spielen auch Kosteneinsparungen eine Rolle, durch eine günstigere „Verteilung“ der Stabstellen und Fachleute soll sich aber auch die Effektivität erhöhen. Grundsätzlich sehen die Beteiligten „bessere Möglichkeiten, aus der Position von zwei gesunden Sparkassen heraus eine langfristige Perspektive aufzubauen“ und damit die Betriebsergebnisse zu stabilisieren. Den Mitteilungen aus Hagen zufolge ergeben sich somit „insgesamt auch bessere Möglichkeiten, durch Steuern, Ausschüttungen und Spenden oder Sponsoring positiv in der Region zu wirken.“ Zur Erinnerung: Der Haushalt der Stadt Herdecke erhält jährlich eine hohe sechsstellige Euro-Summe von der Sparkasse, inklusive Zuwendungen an heimische Vereine oder Institutionen fließt jedes Jahr weit über eine Million Euro in die Stadt an den Ruhrseen.
Generell haben sich durch die Situation im Finanzsektor (Niedrigzinsphase, Regulatorik, Digitalisierung, Corona) die Rahmenbedingungen derart geändert, dass „größere Einheiten wetterfester“ seien, heißt es aus Hagen.
Die Sparkasse Lüdenscheid (Bilanzsumme ca. 2,4 Milliarden Euro, etwa 70.000 Kunden) war 2021 auf die größere Schwester HagenHerdecke (Bilanzsumme ca. 3,5 Milliarden, 90.000 Kunden) zugegangen.