Ennepe-Ruhr. Zu wenig Impfstoff: Wenn am 7. Juni die Priorisierung endet, befürchtet der Ennepe-Ruhr-Kreis, viele der 170.000 Wartenden enttäuschen zu müssen.

Am 8. Februar begann im Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises der Kampf gegen Corona. Nun, rund 16 Wochen später, fand im ehemalign Aldi in Ennepetal die 100.000. Spritze ihren Weg in einen Oberarm. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe gab es für die Einrichtung an der Kölner Straße 69.559 Erst- und 31.315 Zweitimpfungen (Stand 31. Mai).

„Zu diesen 100.874 Pieksen kommen natürlich noch die, die mobile Teams übernommen haben, sowie die, die in Hausarztpraxen und Krankenhäusern gesetzt wurden. In Summe sind das derzeit 154.723 Erst- und 58.172 Zweitimpfungen“, berichtet Dr. Christian Füllers, ärztlicher Leiter der Einrichtung. Somit liege die Impfquote bei 47,7 und 17,9 Prozent, so der EN-Kreis.

Rückblick: Nach einem sehr überschaubaren Auftakt mit zunächst nur 168 täglich verfügbaren Biontech-Dosen konnte die Geschwindigkeit dank größerer Liefermengen sowie weiterer Impfstoffe vor allem im April erheblich steigen. Astrazeneca-Sonderlieferungen rund um Ostern machten es sogar notwendig, die Kapazitäten des Zentrums kurzfristigst zu erhöhen. In Schwelm entstand mit dem Drive-in kurzfristig und innerhalb weniger Stunden eine Nebenstelle. „Die Zeiten, in denen wir unsere Kapazitäten voll auslasten konnten, sind aber schon länger vorbei. Uns fehlt der Impfstoff, seit Montag sogar so sehr, dass bis auf Weiteres keine Erstimpfungen stattfinden können. Dies führt aber nicht zu Absagen. Weil diese Situation absehbar gewesen ist, hatten wir die Termine für Erstimpfungen sehr vorausschauend und vorsichtig freigeschaltet“, berichtet Jana Ramme, organisatorische Leiterin des Pandemieteams im Schwelmer Kreishaus.

Terminvergabe weiter klar geregelt

Einziger Ansprechpartner für Termine im Impfzentrum des EN-Kreises bleibt auch ab der kommenden Woche und nach Wegfall der Priorisierung die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Ab wann Anrufe unter der 0800/116 117 02 oder Besuche der Internetseite www.116117.de wieder Aussicht auf Erfolg haben, könne der Ennepe-Ruhr-Kreis derzeit nicht verlässlich sagen.Fakt ist aber laut Mitteilung: Terminanfragen bei der Kreisverwaltung führen in keinem Fall zum Erfolg. Die Mitarbeiter dort haben keinen Zugriff auf die Terminverwaltung.

Der Blick auf die letzten acht Tage verdeutliche das Ungleichgewicht: 2989 Erst- standen 7748 Zweitimpfungen gegenüber. Am Montag gab es die vorerst letzten Spritzen für Erstimpfungen, 548 an der Zahl. „Fast jeder zweite Bürger im EN-Kreis hat inzwischen eine erste Impfung gegen das Coronavirus bekommen. Dies ist erfreulich, dies ist das Ergebnis der guten Arbeit derjenigen, die im Impfzentrum und in den mobilen Teams, in Arztpraxen und Krankenhäusern am Werk sind. Sie alle haben zeitnah und zuverlässig das verimpft, was sie verimpfen konnten“, würdigt Landrat Olaf Schade den Einsatz aller Beteiligten.

Enttäuschungen absehbar

Betrüblich stimme ihn aktuell aber nicht nur, dass die zweite Hälfte der Erstimpfungen nur mit zeitlicher Verzögerung in Angriff genommen werden kann. Noch viel dramatischer bewertet er das, was ab Montag, 7. Juni, auf die Impfverantwortlichen zurollen dürfte. „Anfang nächster Woche fällt die Priorisierung: Ab dann ist jeder impfberechtigt – und nachvollziehbar werden viele versuchen, Termine zu vereinbaren. Fatalerweise wird dies wegen des Mangels an Impfstoff aber nicht möglich sein“, will Schade bereits jetzt vor einer falschen Erwartungshaltung der bisher ungeimpften Bürgerinnen und Bürger warnen.

Für Juni drohe laut Mitteilung im Impfzentrum die folgende Zahlenkonstellation: 0 verfügbare Erstimpfdosen für ca. 170.000 Wartende. Auch der Einstieg der Betriebsärzte in das Impfgeschehen und möglicherweise in Arztpraxen verfügbare Kontingente werden dieses Missverhältnis nur unwesentlich verbessern können, so der Kreis. Die „damit verbundenen Enttäuschungen“ kommen als weitere Herausforderung auf alle Impf-Verantwortlichen an Ennepe und Ruhr zu.