Wetter/Herdecke. . Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Die Erkältung hat wieder Saison. Aus Sicht der Mediziner geht es aber nicht nur um den kratzenden Hals und leichtes Fieber. Der Winter ist auch die Saison der echten Grippe, also einer Influenza genannten schweren Viruserkrankung.

Die nächste Grippewelle ist nicht mehr weit: Besonders gefährdete Menschen wie chronisch Kranke sollten sich rechtzeitig impfen lassen. Dr. Jörg Woeste, Allgemeinmediziner in Wetter, rät Risikopatienten und über 60-Jährigen zur Impfung.

Erkältung oder Grippe – was ist der Unterschied?

Jörg Woeste: Bei der saisonalen Influenza handelt es sich um eine schwere Viruserkrankung. Selbst junge Menschen liegen innerhalb von zwei Stunden mit 40 Grad Fieber komplett flach. Eine Grippe hat also nichts mit der normal auftretenden Erkältung zu tun, die auch als grippaler Infekt bekannt ist.

Womit wird geimpft?

Woeste: Dem Impfstoff kann man vertrauen, denn er ist seit Jahren im Einsatz. Jedes Jahr wird er an die neu auftretenden Virenstämme angepasst. Der Vorteil, den wir in jedem Jahr haben: Die Südhalbkugel hatte bereits die Grippe, und wir können das nutzen, um unseren Impfstoff umzubauen.

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Wer soll sich impfen lassen?

Woeste: Ganz einfach: alle über 60! Für diese Gruppe gilt auch, dass sie sich einmal gegen Pneumokokken impfen lassen sollte. Pneumokokken sind Bakterien, die für die häufigsten Lungenentzündungen verantwortlich sind. Beides – Grippe wie Pneumokokken – werden über Tröpfcheninfektion übertragen.

Und auch das ist wichtig: Die Impfungen sind kostenlos.

Und was ist mit den Jüngeren?

Woeste: Unter 60-Jährige ohne chronische Erkrankung müssen sich nicht gegen Influenza impfen lassen, weil sie eine Infektion normalerweise folgenlos überstehen. Nur wenn Zusatzrisiken bestehen oder die Menschen in einem Bereich tätig sind, in dem sie andere anstecken können, ist eine Impfung wichtig. Zum Beispiel Erzieherinnen in einer Kita sollen geimpft sein. Das hat auch eine Bedeutung für die Kinder, denn sie werden geschützt, wenn die Erwachsenen die Kleinen nicht anstecken können.

Was ist mit Nebenwirkungen der Influenza-Impfung?

Woeste: Die gibt es, wie bei fast jedem Medikament, in manchen Fällen. Es gibt Menschen, die ein bis zwei Tage mit Erkältungssymptomen rechnen müssen. Also lässt man sich am Besten vor einem ruhigen Wochenende impfen und genießt die Zeit dann auf der Couch.

Lassen sich denn viele Menschen regelmäßig impfen?

Woeste: Nein, die Zahl der Leute, die sich impfen lassen, ist zu gering. Das Ziel der Europäischen Union, die eine Impfquote von 75 Prozent bei älteren Personen und Personen mit chronischen Grundkrankheiten bis 2014/15 zu erreichen, wird in Deutschland nicht annähernd erreicht.

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Ein Problem ist, dass in Zeiten der Schweinegrippe so massiv vor einer Epidemie gewarnt wurde, die dann so nicht gekommen ist, dass die normale Influenza ein bisschen in den Hintergrund gelangt ist. Dabei muss man wissen: Eine Influenza kann tödlich sein.

Was kann ich gegen eine normale Erkältung tun?

Woeste: Bei einer Erkältung können verschiedene Viren Auslöser sein, eine gezielte Bekämpfung mit Medikamenten ist quasi aussichtslos. Also helfen nur Hausmittel, dennoch ist es ganz gut, zum Arzt zu gegen. Denn zwischen 20 Erkältungspatienten steckt auch einer, der was anderes hat.

Wichtigster Rat: Schonen Sie sich. Auch mit einer Erkältung gehört man ins Bett. Dazu: Viel trinken, immer ein Bonbon lutschen, um die Schleimhäute feucht zu halten. Geht es um die oberen Atemwege, muss es nicht unbedingt ein heißes Getränk sein, der Rachen ist schon heiß und gerötet. Es darf also auch Wasser oder eine Schorle sein. Auch Hühnerbrühe ist gut, da sie kräftigt. Mein Tipp: Wenn etwas im Anflug ist, sollte man sich konsequent schonen.

Was lässt sich vorbeugend tun?

Woeste: Immer in die Ellenbeuge niesen, das machen Kinder inzwischen fast perfekt. Viel an der frischen Luft spazieren gehen, wenn man noch gesund ist. Um die Übertragung zu vermeiden, hilft eine regelmäßige Handdesinfektion. Dies ist 400mal wirksamer als Händewaschen. Wo das nicht möglich ist, auf jeden Fall die Hände waschen.

Es gibt Ärzte, die vermeiden den Händedruck ganz . . .

Woeste: Das kann ich mir in meiner Praxis nicht vorstellen. Am Händedruck spüre ich schon ganz stark, wie es dem Patienten geht.