Wetter.. Warum Maxi Möers von der Landeskirche zu den Baptisten in Grundschöttel ging und was der Schlüssel für volle Kirchen sein könnte.
BÄM – wenn es an Silvester knallt, dann knallt auch Gott in dein Leben. So beschreibt Dennis Sommer, Pastor für die junge Baptisten-Gemeinde in Grundschöttel, das christliche Festival rund um den Jahreswechsel. Und so hat es Maximiliane Möers (18) auch erlebt.
Maximiliane, Maxi gerufen, ist kein „Gemeinde-Kind“, sie war jahrelang Mitglied der Landeskirche. Mit 14 Jahren besuchte sie mit Freunden gemeinsam das Festival und führte dort intensive Gespräche über Gott und Glaube. Das hat die junge Frau so nachhaltig begeistert, dass sie begann, sich für die baptistische Gemeinde zu interessieren. „Hier ist es wesentlich moderner, der junge Pastor versteht einen und verpackt den Glauben auch mal lustig“, sagt Maxi.
Das sei gerade für Jugendliche auch noch wichtig, um Zugang zum Glauben zu finden. „Außerdem hockt man hier nicht auf unfassbar unbequemen Kirchenbänken und singt uralte Kirchenlieder.“ Statt traditioneller Orgelmusik rocken die Jugendlichen in Grundschöttel den Gottesdienst mit Schlagzeug und modernen „Worship“-Songs.
„Aber auch das Denken ist hier viel moderner“, sagt die 18-Jährige. Wenn die Jugendlichen im Dezember für eine Woche in der Gemeinde wohnen, werden sie unter anderem über Sexualethik, Party und Feiern aus Sicht der Bibel sprechen. „Da reden wir dann auch ganz offen drüber“, sagt Pastor Dennis Sommer, der seit sechs Jahren in Grundschöttel arbeitet. In der Gemeinde mit 502 Mitgliedern sei das gesamte Spektrum vertreten, von sehr modern bis konservativ. Aber im Unterschied zu anderen Kirchen gibt es hier keine von oben beschlossene Leitlinie des Glaubens oder der Lehre. „Jede Gemeinde kann für sich selbst entscheiden. In Alt-Wetter sehen die Mitglieder manche Sachen vielleicht schon ganz anders als wir, aber das ist total okay“, erklärt der 32-Jährige.
Eine mutige Entscheidung
Auch er selbst gibt sich die Freiheit, seine Positionen noch auszuloten und sich auf den Weg zu machen, Antworten zu finden. „In der Seelsorge oder im Gespräch mit Jugendlichen sage ich auch oft: ‘Du, da kann ich dir jetzt noch keine konkrete Antwort drauf geben.’“ Und so setzt er sich immer wieder mit Themen des Glaubens auseinander und lernt selbst viel von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Die haben noch mal ganz andere Dinge im Blick als wir selbst.“
Sich immer wieder mit dem eigenen Glauben und auch dazugehörigen Problemen zu beschäftigen, kann ganz schön anstrengend sein, findet Maria Sichelschmidt (18). „Aber es lohnt sich. Nur so kann man den Glauben wirklich leben.“
Sich intensiv mit der eignen Religion zu beschäftigen, steht für Jugendliche der Gemeinde auch beim Taufunterricht an. Die Baptisten praktizieren die Gläubigentaufe, in der Regel werden die Mitglieder mit etwa 14 Jahren getauft. Maxi besuchte vorher schon den Konfirmanden-Unterricht, hat aber gemerkt: „Das ist nicht das Richtige für mich.“ Und auch nach den Taufseminaren bei den Baptisten war sie noch nicht vollends überzeugt. „Ich wollte mir in meinem Glauben noch sicherer werden und mich erst mehr damit beschäftigen.“
Diese Entscheidung sei richtig mutig gewesen, betont Pastor Sommer. „Nicht zu machen, was alle machen, sondern seinen eigenen Weg gehen und sich wirklich intensiv damit zu beschäftigen, das ist total cool.“ Keiner müsse sich nach dem Unterricht automatisch taufen lassen, den Wunsch sollen die Jugendlichen selbst äußern, sagt Sommer: „Ich möchte mündige Christen.“
Auch Maxi war sich dann nach dem nächsten BÄM-Festival sicher, dass die Taufe der richtige Weg für sie sei. Bereut hat Maxi diesen Schritt nicht, heute ist sie fest in der freikirchlichen Gemeinde eingebunden, bringt schon den Kleinsten bei den Jesus-Kids den Glauben und die Religion näher.
Dass sich die Jugend selbst einbringt im Gemeindeleben, sei auch ein Schlüssel für den mittlerweile großen Zulauf bei Gottesdiensten, sagt Dennis Sommer: „Beim letzten Jugendgottesdienst waren 200 Jugendliche dabei, das ist ein totales Wunder.“ Weil die vielen Möglichkeiten für junge Menschen in der Gemeinde so ansprechend und modern seien, konnte Immanuel Stahlschmidt (17) schon viele seiner Kumpels für die Gemeinde gewinnen: „Wir finden es hier echt cool und die finden uns cool. So werden wir hier eine richtige Gemeinschaft und wachsen zusammen.“