Hagen. Die Bundestagswahl 2025 steht bevor. AfD-Kandidat Michael Eiche stellt sich dazu den 25 Fragen der Hagener Stadtredaktion.

Bundestagswahl ’25 – da liegt es nahe, 25 Fragen an jene fünf Bewerber um das Direktmandat im Wahlkreis 137 (Hagen/Ennepe-Ruhr I) zu richten, deren Fraktionen es bei der Bundestagswahl 2021 über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft haben: In alphabetischer Reihenfolge sind dies Tijen Ataoğlu (CDU), Michael Eiche (AfD), Katrin Helling-Plahr (FDP), Thomas Jalili Tanha (Grüne) und Timo Schisanowski (SPD). Hinzu hat die Stadtredaktion in ihrem Kandidaten-Check 20 Satzanfänge an die beiden Frauen und drei Männer gerichtet, die diese vervollständigen und somit einen Einblick in ihre Persönlichkeit geben sollen. Darüber hinaus bewerben sich von den kleineren Parteien noch für einen Sitz im Deutschen Bundestag Andreas Kroll (BSW), Ali Bülbül (Gerechtigkeitspartei – Team Todenhöfer), Jürgen Senge (Linke), Karen Buchholz (Freie Wähler), Reinhard Johannes Funk (MLPD) sowie Heinrich Helten (Die Partei). Heute hat in unserer großen Umfrage Michael Eiche das Wort.

1. Alle Welt redet vom Altschuldenschnitt für die notleidenden Städte wie Hagen. Wie stehen Sie dazu, wie sollte das endlich gelingen?

Seit ich Ratsmitglied bin, reden die Vertreter der Altparteien im Hagener Rat davon und jammern darüber, dass kein Cent Hilfe kommt. Dabei sind es ihre Parteien in der Regierung, die Hagen im Regen stehen lassen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es eine Schuldenhilfe geben muss, auch wenn von der AfD derartige „Rettungsschirme“ kritisch gesehen werden, denn alleine kann Hagen schon aufgrund der enormen Zinsen die Schulden nicht mehr abbauen.

2. Mehr als 40 Prozent der Hagener haben inzwischen einen Migrationshintergrund, in den Grundschulen sind es fast 70 Prozent der Kinder. Was werden Sie unternehmen, damit sich unsere Stadtgesellschaft harmonisch weiterentwickelt?

Ein Migrationshintergrund ist nicht das Hindernis für ein gutes Zusammenleben, es braucht nur den Willen, sich in unsere christlich-jüdische Kultur einzufinden, sie zu respektieren und zu achten, was eigentlich ganz selbstverständlich ist. Das geht nur mit Sprachkenntnissen, guter Schulbildung und geregelter Arbeit, die ich im Übrigen als Teil der Würde des Menschen ansehe. Daher: Bildungs- und Arbeitsangebote schaffen und nicht ins Bürgergeld gleiten lassen, dann kommt der Rest von alleine. Das gilt übrigens für den gesamten Wahlkreis.

3. Das Miteinander in Hagen wird zunehmend durch die freizügige EU-Zuwanderung aus Südosteuropa belastet. Setzen Sie hier auf Steuerung? Wie könnte das aussehen?

Es geht immer ums Geld. Deutschland wird nicht wegen seines sonnigen Wetters aufgesucht. Wir bieten eine faktische Gleichstellung mit hart arbeitenden Bürgern, ohne arbeiten zu müssen oder zu wollen. Der Grundgedanke der Freizügigkeit war der, dass man sich innerhalb der EU niederlassen und Arbeit suchen kann, denn eine Freizügigkeit bedeutet keine Vollversorgung. Das muss aufhören.

4. Die heimische Wirtschaft stöhnt seit Jahren über Bürokratismus. Das Problem ist erkannt, aber nichts wird besser. Warum sollte das mit Ihnen plötzlich gelingen?

Da hat die AfD viele Ideen, z. B. für das Baurecht. Und dass man es ändern kann, haben uns die Grünen gezeigt, weil sie für ihre Windräder fast alle Umwelt- und Tierschutzregeln gestrichen haben. Das ist zwar ein Skandal, weil nun im Nullkommanichts die Wälder gerodet werden können, aber ein Meisterstück des Bürokratieabbaus.

5. Die Politikverdrossenheit in Deutschland nimmt permanent zu. Ist da eigentlich der Bürger dran schuld?

Die aktuelle Politikverdrossenheit ist die Reaktion auf sich nicht ändernde Verhältnisse und auf Stillstand trotz großer Mehrheiten für einen Wechsel. Der Bürger kann daher nicht daran schuld sein, er muss es ja ausbaden. Ich bin aber hoffnungsvoll, dass die AfD bald mitentscheidet, dann wird der Frust sich garantiert verflüchtigen.

6. Warum glauben Sie, ist die Bundestagswahl auch für die Hagener wichtig?

Berlin erscheint vielen zwar ganz weit weg, dort wird aber für alle Lebensbereiche entschieden. Man denke nur an die vielen aus meiner Sicht unverschämten Steuern, die in Berlin in den letzten Jahren aus dem Hut gezaubert wurden. Darum mein Rat: Augen auf am 23. Februar beim Kartoffelkauf!

M. Kleinrensing WP Hagen Wahlkampf
AfD-Kandidat Michael Eiche möchte für Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis in den Bundestag. © WP | Michael Kleinrensing

7. Das Berliner Politik-Raumschiff ist weit von Hagen entfernt. Wie werden sie den Draht in die Heimat pflegen?

Der Draht wird nie durchtrennt sein, ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe hier meine Freunde und Hobbys. Ein Zuhause ist ein Gefühl, das nicht verblasst.

Steckbrief

Geburtstag: Ich bin 60 Jahre alt
Heimatort: In Hagen geboren und aufgewachsen
Familienstand: ledig
Kinder: keine
Schul- und Ausbildungsweg: Fachabitur, Ausbildung im öffentlichen Dienst
Beruflicher Werdegang: Angestellter in gehobenen Verwaltungsdienst

8. Ihr Wahlkreis bewegt sich weit gefächert zwischen der Großstadt Hagen und ländlich geprägten Gemeinden à la Breckerfeld. Wie wollen sie diesen Interessensspagat hinkriegen?

Das ist gar keiner, ich war lange Chorleiter im Umkreis von Hagen, auch z. B. in Breckerfeld, außerdem lebt man nie in einer Stadt, man lebt in einer Region und ist in dieser auch unterwegs. Der Gevelsberger, Schwelmer, Ennepetaler oder Breckerfelder kennt doch seine Nachbarstädte und deren Problemchen gut.

9. Welche Bedeutung werden Sie in Ihrer politischen Arbeit den sozialen Netzwerken zuschreiben?

Allerhöchste! Da bin ich bei der AfD gut aufgehoben. Keine andere Partei hat ein so gut ausgebautes soziales Netzwerk und bespielt es auch laufend.

10. Was wäre für Sie für Berlin eine echte Wunschkoalition?

Aus meiner Sicht käme nur die CDU infrage. Ich bin daher verwundert, dass Merz mit seinem ständigen Brandmauergebrabbel sich den leichten und kurzen Weg zur Umsetzung unserer Forderungen verbaut. Der Grund kann nur sein, dass er seine von der AfD abgeschriebenen Forderungen gar nicht umsetzen will, denn das ginge ja schon jetzt mit der AfD.

„Alice Weidel hat bei mir auf einer Skala von 1 bis 10 die Note 9.“

Michael Eiche
über die Spitzenkandidatin der AfD

11. Wie beurteilen Sie die Spitzenkandidatin Ihrer Partei?

Alice Weidel hat bei mir auf einer Skala von 1 bis 10 die Note 9. Eine 10 kann ich nicht vergeben, das nimmt mir keiner ab, aber verdient hätte sie es. Ich verweise allein schon auf ihre fachliche Kompetenz.

12. Welchem Thema würden Sie am liebsten Ihre erste Rede im Bundestag widmen?

Ich würde (vergeblich) darum bitten, dass sich alle jetzt zusammenreißen und Deutschland aus dem Tief holen ohne Parteischranken und dass wir keine Zeit mehr für persönliche Angriffe haben. Und wenn das Gelächter nachgelassen hat, würde ich meine Forderungen im Bereich des Sozialrechts und der Kultur deutlich und scharf formulieren, denn die AfD wird sich durchsetzen.

13. Brauchen wir für die Fortentwicklung des Wahlkreises mehr oder weniger Europa?

Sie meinen sicher die EU, das wird immer in einen Topf geworfen. Europa ist da und bleibt es, aber die EU ist ein bürokratisches Monster und leider oft übergriffig. Ich würde eine EU bevorzugen, die wieder die wirtschaftliche Zusammenarbeit fördert, nicht die Schuldenunion oder Regelungswut. Sinnvolle Regelungen schaffen können wir Deutschen schon immer besser selbst, denn nicht umsonst wurden unsere Normen weltweit kopiert.

14. Was war bisher Ihr größter politischer Fehler?

Es gibt keinen, nicht einmal meine 16 Jahre in der SPD vor über 20 Jahren, denn zu der Zeit war die Entscheidung aus damaliger Sicht richtig und gut. Ich habe mich nicht viel geändert, die SPD sehr wohl.

15. Wie denken Sie über den Spruch „Politik ist ein schmutziges Geschäft“?

Platte Sprüche sind nicht meine Sache. „Die Kirche, die Beamten, die Politiker…“ Es ist eben nicht einer wie der andere, im Rat der Stadt auch nicht, da sind immer einige wenige, die mögen das Destruktive und Böse. Mein Ziel ist es, Mensch zu bleiben, denn jeder entscheidet doch selber, wie tief er in das „schmutzige“ Geschäft abrutscht.

16. Wie beurteilen Sie die Ampel-Jahre?

Ich möchte nie mehr daran erinnert werden.

17. Wo sehen Sie Ihre politische Stärke?

Im Argument und in der Begründung. Das ist wie in der Musik: Ich kann als Dirigent sagen, bitte spielen Sie es so oder so. Wenn ich es aber dabei gut begründe, dann spielt das Orchester es besser, weil es nachvollzogen werden kann.

18. Wie sollte Deutschland mit Donald Trump umgehen?

Völlig entspannt und zugewandt. Trump ist vielen Politikern verhasst, weil er als Geschäftsmann handelt. Das sind Politiker nicht gewohnt. Dabei sind seine umstrittenen Deals nichts anderes als das, was Diplomaten im Hinterzimmer ausmachen. Wir sind noch nicht ganz abgewirtschaftet und sollten uns gerade jetzt wieder auf unsere wirtschaftliche Stärke besinnen, dann machen nämlich wir die Deals.

19. Was würden Sie Wladimir Putin gerne mal im direkten Gespräch sagen?

Ich glaube, er denkt, ohne einen Gesichtsverlust nicht mehr aus der Sache rauszukommen und daher auf Trump setzt, der es ihm vielleicht ermöglicht, den Krieg zu beenden. Ich würde ihn im Vertrauen fragen, ob ich Recht habe. Seine Antwort würde ich der WP aber nicht verraten.

20. Welche Rolle sollte künftig die Bundeswehr in Deutschland spielen?

Wir brauchen unbedingt wieder die Wehrpflicht. Nicht allein aus Gründen der Wehrhaftigkeit, sondern auch deshalb, weil es für viele junge Menschen die einmalige Chance ist, etwas zu lernen über Ordnung, Disziplin und Kameradschaft. Das bedeutet nicht, dass alle Jugendlichen da ein Defizit haben. Ich selber war nicht dabei, hatte aber im Elternhaus eine gute Schule.

„Wir brauchen unbedingt wieder die Wehrpflicht. Nicht allein aus Gründen der Wehrhaftigkeit, sondern auch deshalb, weil es für viele junge Menschen die einmalige Chance ist, etwas zu lernen über Ordnung, Disziplin und Kameradschaft. “

Michael Eiche
AfD-Kandidat, über die Bundeswehr

21. Waren Sie als Politiker schon einmal Anfeindungen ausgesetzt? Wie gehen Sie damit um?

Klar habe ich das schon erlebt, aber das ging dann gegen die AfD allgemein, nie gegen mich als Person. Es war aber sehr selten. Aber allgemein sind die Angriffe gegen meine Partei sehr hoch, weil der Gegenseite die Argumente fehlen.

22. Welche Belastungen finanzieller Art halten Sie bei den Bürgern noch für zumutbar? Haben Sie Ideen für Entlastungen?

Was die arbeitende Bevölkerung betrifft, halte ich das Maß der Belastungen für längst überschritten. Wenn das Lohnabstandsgebot nicht wieder hergestellt wird und der Unterschied zwischen Bürgergeld und Arbeitslohn weiter sinkt, wird der gesamte Sozialstaat zerbrechen, denn wenn immer weniger durch ihre Arbeit immer mehr ohne Arbeit finanzieren müssen, kann ein Grundschulkind errechnen, dass das nicht geht. Viele in den letzten Jahren erfundene Steuern müssen weg.

23. Welches Infrastrukturprojekt hat für Sie Priorität?

Brücken und Straßen. Was wir uns gefallen lassen müssen von den Altparteien, ist unfassbar. Jahrelang ließ die Merkel-Regierung alles verfallen und jetzt wird auch noch zusätzlich der Individualverkehr behindert durch die Nachfolgeparteien. Und das in einer Industrienation.

24. Wie wollen Sie die Sozialsysteme wie Rente und Bürgergeld finanzierbar halten?

Erst einmal ist Rente eine Leistung, für die man gearbeitet hat und Bürgergeld ein Geldgeschenk. Der Kreis derer, die Bürgergeld bekommen, muss eingeschränkt werden auf das Mindestmaß. Es ist mir ehrlich gesagt mittlerweile zu dumm, Zahlen zu referieren, die jeder seit Jahren googeln kann. Die Rente ist steuerfinanziert zu erhöhen und der Griff in die Rentenkasse zu unterbinden. Das Rentenniveau ist mit knapp unter 50 Prozent viel zu niedrig.

25. Welche Dinge wollen Sie vor Ort in vier Jahren verbessert haben?

Die Kriminalität muss runter, die Stadtsauberkeit muss wieder hergestellt werden, die Leerstände in der Innenstadt müssen beseitigt werden. Das alles geht nur mit den Programmpunkten der AfD, denn wir zeigen auf, wo das Geld dafür einzusparen ist, weil jeder weiß: Wir haben ein Ausgabenproblem, nicht ein Einnahmenproblem.

Bitte vervollständigen Sie die folgenden Satzanfänge:

1. Wenn ich selber sportlich aktiv werde, bin ich in meinem Garten.

2. Wenn ich in Hagen essen gehe, dann gerne zu Freunden.

3. Im heimischen Haushalt kümmere ich mich vorzugsweise, um meine Saug- und Wischroboter und um die Funktionsfähigkeit meines Internet-Netzwerks.

4. Wenn mich die Sehnsucht nach Kultur juckt, dann mache ich Musik, dirigiere Chöre, komponiere oder gehe ins Theater.

5. Meine absolute persönliche Stärke ist das stetige Interesse an neuen Aufgaben und die Hartnäckigkeit, Probleme zu lösen.

6. Als Schwäche von mir würde ich bezeichnen, dass ich allen Menschen immer einen Vertrauensvorschub gebe, weil ich nie die Bösartigkeit mancher Menschen einkalkuliere.

7. Mein letztes Konzert führte mich vor einer Woche ins Theater (Ritter Blaubart von Jacques Offenbach).

8. Zu einer Demo auf die Straße gehen würde ich, wenn die Demokratie wirklich gefährdet wäre.

9. Hagen schätze ich dafür, dass es waldreich ist, leider wird das von den Grünen zerstört durch Windkraftanlagen.

10. An Hagen ärgert mich seit Jahren, dass in der Innenstadt immer mehr Hindernisse für Autos entstehen, denn die Menschen wollen mit dem Auto nach Hagen kommen, um einzukaufen.

11. An Berlin finde ich am verlockendsten, dass ich dort endlose kulturelle Angebote vorfinde.

12. Wenn ich nicht in den Bundestag einziehe, werde ich weiter Politik machen, wie schon 11 Jahre zuvor, weil ich davon überzeugt bin, dass Deutschland und seine Bürger in Gefahr sind.

13. Mir selbst koche ich am liebsten Linseneintopf ohne Fertigzutaten.

14. Meine Traumreise führt nach Südamerika, weil ich dort gelebt habe.

15. Ich lasse alles stehen und liegen für einen Film mit Loriot.

16. Ich ärgere mich bis heute, dass ich nicht noch viel mehr Fragen an meine Großeltern gestellt habe, wie das Leben für sie so war.

17. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mit Medikamenten ins Jahr 1750 nach Leipzig reisen, um Johann Sebastian Bach noch etwas Zeit zu schenken.

18. Meine erste Platte/CD war von Ludwig van Beethoven, Klaviersonate Nr. 3 op. 2 Nr. 3 mit dem Pianist Franz Hummel (die habe ich noch).

19. Beim Blick auf mein privates Konto stelle ich fest, dass mir diese Frage zu persönlich ist.

20. Am Morgen des 24. Februars werde ich zufrieden sein, weil der Wähler mehr AfD will.