Hohenlimburg. Viele Spenden für die Kleiderkammer sind kaputt oder verschimmelt. Nun wird die Entsorgung schwieriger - auch wegen Apps wie „Shein“:
Verschimmelte Gürtel oder ein Bettlaken voller Glassplitter. Auch solche „Spenden“ mussten Freiwillige der Pfarrcaritas Hohenlimburg bereits entgegennehmen, als sie nach der Weihnachtspause wieder die Türen der hiesigen Kleiderkammer öffneten. Spenden, die als solche nicht guten Gewissens als Zweite-Hand-Textilien in der Pfarrcaritas weitergegeben werden können und oft den Weg in die Altkleidersammlung finden. Doch verschlissene Altkleider zu entsorgen wird immer schwieriger, wie dieser Bericht zeigen wird.
Gebrauchte Kleidung
Die Pfarrcaritas der katholischen Gemeinde St. Bonifatius sammelt seit Jahren gut erhaltene Kleidung, um sie immer dienstags für kleines Geld zu verkaufen. Damit sollen Menschen unterstützt werden, die bedürftig oder angesichts eines knappen Geldbeutels dankbar sind, wenn sie für günstige Pullover, Shirts und Hosen nicht viel Geld ausgeben müssen. Die Einrichtung ist im Petrus-Canisius-Haus ansässig und wird immer mehr zum Second-Hand-Laden.
Viele Leute spenden auch gute Kleidung, wofür sind die helfenden Damen der Pfarrcaritas sehr dankbar sind. Doch gerade in den vergangenen Monaten ließ die Qualität vieler Kleiderspenden, die die Pfarrcaritas erreichte, arg zu wünschen übrig. „Vor Weihnachten hatten wir fast 80 Prozent Ausschuss“, berichtet Erika Hankeln, Mitglied der Pfarrcaritas. Muffig und verschimmelt, von Motten zerfressen und kaputt. Kurzum: unbrauchbar für den Second-Hand-Verkauf. Im Schnitt seien knapp die Hälfte der erhaltenen Kleiderspenden so unbrauchbar, dass man sie entsorgen müsse, beziffert Hankeln.
Altkleider in Säcken gesammelt
So werden auch die verschimmelten Gürtel von den helfenden Damen in Säcke gestopft und in einem Lagerraum im Keller des Petrus-Canisius-Hauses gesammelt. Nach der Weihnachtszeit hat sich bereits ein mannshoher Berg an Altkleidersäcken in dem Raum angehäuft. Die Säcke werden gelagert bis zur nächsten großen Altpapier- und Altkleidersammlung von DPSG Pfadfindern und Rotem Kreuz am 5. April. Zwei Mal pro Jahr sammeln Pfadfinder und Rotkreuzler gemeinsam Altkleider in Hohenlimburg und Berchum.
„Der Betrieb, mit dem wir seit Jahren gut zusammenarbeiten, konnte im Oktober keine Altkleider von uns entgegennehmen. Der Marktpreis war im Keller. Sie hatten die Lager voll und bekamen ihre Ware nicht weg.“
Pfadfinder und DRK sammeln Altkleider
Rund 4,5 Tonnen Altkleider kamen bei der Sammlung im Oktober 2024 zusammen, beziffert Tanja Münnich, DPSG Pfadfinder Hohenlimburg. Erstmals hatten die Pfadfinder jedoch Probleme, einen Abnehmer für die Altkleider zu finden. „Der Betrieb, mit dem wir seit Jahren gut zusammenarbeiten, konnte im Oktober keine Altkleider mehr entgegennehmen“, berichtet Münnich. „Der Marktpreis für Altkleider war im Keller. Sie hatten die Lager voll und bekamen ihre Ware nicht weg.“
„Fast-Fashion ist ein Problem
Tatsächlich decken seit Frühjahr 2024 die Preise für Original-Sammelware nicht mehr die enormen Kosten für Containergestellung, Sammlung und Verwaltung, so der Branchenverband FTR (Fachverband Textilrecycling). Der Verband warnte jüngst in einer Mitteilung gar von einem „Kollaps“ des Alttextil-Recyclingsystems. Verstärkt werde der Trend durch minderwertige „Fast Fashion“ und „Ultra Fast Fashion“. Damit ist jene stylische Kleidung gemeint, die etwa von Onlineshops wie „Shein“ oder „Temu“ im High-Speed-Modus zu Billig-Preisen produziert wird.
Immer öfter werden größere Mengen an relativ neuwertigen Textilien gefunden, die bereits so defekt sind, dass sie nicht mehr für den Weitergebrauch geeignet sind und somit in den Recyclingprozess eingebracht werden müssen, erklärt der FTR.
Gut erhaltene Kleidung
Die Folgen sind bis zu den ehrenamtlichen Altkleidersammlern in Hohenlimburg spürbar. „Die Welt wird überschwemmt mit Textilmüll“, sagt Tanja Münnich von den DPSG Pfadfindern. Andererseits falle ihr beim Sammeln immer wieder auf, dass auch viele gut erhaltene Kleidungsstücke aussortiert werden. Kleidung, die zu schade für Altkleider sei. „Wenn uns solche Kleidung auffällt, dann sortieren wir sie aus, damit sie weiter genutzt werden.“
Altkleidersammlung im April
Zwar fand sich für die gesammelten Altkleider vom Oktober schließlich noch ein Käufer. Ob ihr Stammabnehmer bis zur nächsten Sammlung im April aber wieder Altkleider entgegennimmt, das wissen sie noch nicht. „Wir hoffen, dass der Oktober eine Ausnahme war und sich die Lager bis zur nächsten Sammlung wieder leeren“, sagt Münnich. Diese Hoffnung teilen auch Erika Hankeln und die Ehrenamtlichen der Pfarrcaritas Hohenlimburg, die bereits säckeweise neue Altkleider in den Keller gebracht haben.