Hagen. Immer mehr Städte setzen auf Bußgelder und konsequente Strafen. Zahl der Hundehalter geht in Hagen zurück.
Sie sind nicht die ersten in Deutschland, die in puncto Stadtsauberkeit die Daumenschrauben anziehen und den Hundehaltern massiv auf die Füße treten: In Bottrop müssen seit Beginn des neuen Jahres Hundebesitzer ein Bußgeld bezahlen, wenn sie keinen Kotbeutel dabei haben. Und das kommunale Ordnungsamt kontrolliert und sanktioniert das sogar.
Während im Dezember das Bottroper Ordnungsamt noch über die neue Verordnung informierte, greift es zum neuen Jahr endgültig durch. Bis zu 1000 Euro Strafe sind möglich – allerdings nur in ganz extremen Fällen. Das normale Bußgeld liegt bei 55 Euro und soll Hundehalter, die sonst keinen Kotbeutel benutzen, abschrecken. Die Stadt hofft, so etwas gegen Haufen auf Gehwegen und Wiesen tun zu können.
Der Hagener Ordnungsamtsleiter Thomas Lichtenberg hält diesen Ansatz zumindest für diskussionswürdig und zeigt sich offen, falls die Hagener Politik die Idee ebenfalls aufgreift.
Unappetitlich und gefährlich
Hundekot als Tretmine auf dem Bürgersteig ist vor allem ein Ekel-Ärgernis für jeden, der in den Haufen hineinlatscht. Wenn die Hinterlassenschaften in Parks und Grünanlagen nicht eingesammelt und korrekt entsorgt werden, schränkt das obendrein die Nutzungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger ein. Ein Picknick macht nur in einer sauberen und gepflegten Grünanlage Spaß, und Kinder brauchen Flächen zum Spielen, die nicht durch Hundekot verunreinigt sind.
Hinzu kommt: Hundekot kann Darmparasiten und Krankheitserreger enthalten, die sowohl für Menschen als auch für andere Hunde ein Gesundheitsrisiko darstellen. Wenn ein Hund unter Wurmbefall leidet, scheidet er Wurmeier mit dem Kot aus. Durch Schnüffeln an Hundekot können sich andere Hunde infizieren.
Einige Wurmarten wie Spulwürmer können auch Menschen befallen, wenn diese in Berührung mit Hundekot kommen. Beim Menschen kann ein solcher Befall Schäden an Lunge, zentralem Nervensystem und am Auge hervorrufen und sogar zur Erblindung führen. Hundebesitzer tragen also nicht nur Verantwortung für die Gesundheit ihres Tieres, sondern auch für die Gesundheit ihrer Mitmenschen und anderer Vierbeiner.
Ein weiterer Randaspekt: Hundekot enthält Phosphor- und Stickstoffverbindungen, die sich auf die Vegetation auf Grünflächen auswirken kann: Bestimmte Pflanzenarten, z.B. Brennnesseln, gedeihen dort besonders gut, während andere Pflanzenarten verdrängt werden.
Ähnliche Pläne verfolgt auch die niederrheinische Stadt Kaarst: Wer keinen Beutel dabei habe, plane offenbar auch nicht, den Haufen wegzumachen, so die Haltung des dortigen Rathauses. Wer ohne erwischt wird, soll den dortigen Plänen zufolge 25 Euro zahlen. Das Liegenlassen von Tierkot ist dort durchaus schon heute deutlich teurer. Laut dem neuen Kaarster Bußgeldkatalog wären dafür 150 Euro fällig; sollte man das Häufchen auf einem Kinderspielplatz hinterlassen, dann sogar 250 Euro. In Hagen sind Kotsünder ebenfalls mit 150 Euro dabei.
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Wenige Ignoranten schädigen Ruf
Hundehaufen auf Gehwegen, in Blumenbeeten oder auf Spielplätzen sind in jeder Stadt ein ewiges Ärgernis. Und natürlich sind es nur wenige Ignoranten am oberen Ende der Hundeleine, die durch ihr inakzeptables Verhalten den Ruf sämtlicher Vierbeiner-Halter in Misskredit bringen.
Denn das Gros der Gassi-Gänger fühlt sich inzwischen durchaus für die Hinterlassenschaften seiner Lieblinge verantwortlich und greift zur Tüte. Ob diese dann tatsächlich auch in der heimischen Restmülltonne oder in einem öffentlichen Papierkorb landet oder in irgendein Gebüsch gepfeffert oder an einem Gartenzaun des Nachbarn drapiert wird, steht dann noch auf einem ganz anderen Blatt.
In Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) drohen seit dem vergangenen Sommer sogar Strafen bis zu 5000 Euro für vergessliche Hundeausführer – natürlich gelten hier Ermessensspielräume. Doch auch hier – wie in Hagen – müssen Bürger immer wieder erleben, dass Hundehaufen sämtliche Wege zieren, spielende Kinder Begegnungen der unappetitlichsten Art ausgesetzt sind und man sich bei Ansprach der Übeltäter auch noch freche Bemerkungen anhören muss oder gar Bedrohungen ausgesetzt ist.
„Man kann das bestimmt machen, aber ich bezweifele, ob das auch einen Effekt bringt. Ich finde, dass nicht immer alles über Verbote geregelt werden sollte.“
Amtsleiter bezweifelt Effekte
Hagens Ordnungsamtsleiter Lichtenberg blickt mit einer gesunden Skepsis auf eine Kotbeutelpflicht für Hagen: „Man kann das bestimmt machen, aber ich bezweifele, ob das auch einen Effekt bringt. Ich finde, dass nicht immer alles über Verbote geregelt werden sollte.“ Zugleich erinnert er daran, dass dafür in Reihen der Ordnungsbehörde auch personelle Kapazitäten bereitgehalten werden müssten. „Hat ein Bürger Beutel dabei, sagt das ja noch lange nicht, ob sie auch genutzt werden.“
Grundsätzlich sieht er jedoch durchaus die Möglichkeit, das Thema – sollte die Politik entsprechende Beschlüsse fassen – über eine entsprechende Satzung auch in Hagen zu etablieren. „Ob damit die schwarzen Schafe unter den Hundehaltern erreicht werden, würde ich jedoch eher skeptisch sehen.“
In Hagen sind aktuell offiziell 8800 Hunde gemeldet. Das sind etwa 1400 Tiere weniger als noch vor zwei Jahren, als die Stadt sogar 10.200 Vierbeiner registrierte. In dieser Abwärtsentwicklung spiegelt sich sicherlich auch der stattliche Hundesteuersatz wider, der in Hagen nicht zuletzt als Steuerungsmaßnahme auf stattliche 180 Euro pro Jahr festgesetzt wurde. Bei zwei Hunden werden 210 Euro pro Tier fällig, bei drei Hunden sogar 240 Euro.
Grundsätzlich gilt: Die Hundesteuer ist eine örtliche Aufwandssteuer und wird von Städten individuell erhoben. Sie dient unter anderem dazu, die Zahl der Hunde in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde zu begrenzen und ist keineswegs eine Kompensation für den Aufwand, hinterlassene Kothaufen durch die öffentliche Hand zu beseitigen.