Hagen. Sie parken, wo sie gerade ausliefern: die Kurierfahrer und Paketzusteller. In der Weihnachtszeit sind besonders viele in Hagen unterwegs.
Mitten in Hagen: Auf dem Bergischen Ring quält sich der Verkehr voran, unmittelbar hinter der Ampelkreuzung zur Mittelstraße ist die rechte Fahrspur blockiert. Dort steht der Kastenwagen eines Kurierdienstes, der Motor läuft, die Flügeltüren am Heck sind geöffnet, der Fahrer ist nicht zu sehen. Wahrscheinlich liefert er irgendwo in der Nähe ein Paket ab und hat seinen Wagen mal eben im Halteverbot abgestellt.
Die Weihnachtszeit ist vor allem Einkaufszeit. Und die wuchtigen Lieferwagen der Online-Versandfirmen verstopfen die Straßen in Hagen noch mehr als sonst. Sie stehen in zweiter Reihe, auf Fahrradwegen, an Bushaltestellen. Kurzum: Sie parken gerade dort, wo sie etwas auszuliefern haben. „Am schlimmsten ist es, wenn sie auf Straßen mit nur einer Fahrspur einfach stehen blieben“, ärgert sich unser Leser Peter Müller.
Auch die Stadtverwaltung Hagen hat die Kurierfahrer im Blick. Aber: „Wir wissen auch um die Arbeitsbedingungen einiger Kurierfahrer, so dass wir immer den Einzelfall beurteilen“, zeigt Michael Kaub, Sprecher der Stadtverwaltung, ein gewisses Verständnis für die Nöte der Kurierfahrer. Je nach Situation würden die Fahrer verwarnt, doch bisweilen belassen es die Ordnungskräfte in Hagen bei einem ermahnenden Gespräch.
Riesiges Paketaufkommen
Nach Angaben des Bundesverbandes Paket- und Expresslogistik (BPEX) wurden in Deutschland 2023 insgesamt 4,175 Milliarden Sendungen transportiert, noch einmal 25 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Branche, in der laut Verband rund 260.500 Menschen arbeiten, boomt. Angesichts solcher Paketmengen stehen die Fahrer als letztes Glied in der Kette natürlich unter enormem Druck: „Ich bin Paketzusteller bei DHL. Wo sollen wir uns sonst hinstellen?“, klagt Markus Ackermann aus Hagen: „Mittlerweile bekommen wir überall einen Strafzettel von der Stadt. Und überall stehen die Roller rum, so dass man nicht vernünftig parken kann.“
Die großen Versandfirmen wissen natürlich, wie schwierig es für ihre Fahrer ist, auf die Schnelle einen Parkplatz zu finden. Speziell ausgewiesene Ladezonen seien zwar vereinzelt als Lösungsansatz ausgewiesen worden und würden von den Zustellkräften auch dankend benutzt: „Oftmals gibt es solche Ladezonen in Innenstadtbereichen jedoch nicht“, sagt Christina Schläger Herrero, Sprecherin der DHL-Group: „Die Kundinnen und Kunden möchten ihre Sendung jedoch nach Hause geliefert bekommen, weswegen es manchmal nur die Lösung gibt: in der zweiten Reihe zu parken.“
Fahrer müssen Knöllchen selbst bezahlen
In der Tat stehen die Fahrer der Kurierdienste nicht nur unter enormem Zeitdruck, sondern laufen stets Gefahr, sich einen Strafzettel einzufangen, den sie in der Regel selbst begleichen müssen. „Die Zustellkräfte müssen sich wie alle anderen Verkehrsteilnehmenden an die Straßenverkehrsordnung halten“, so Schläger Herrero: „Unsere Fahrerinnen und Fahrer bekommen Fahrertrainings. Knöllchen müssen sie selbst zahlen.“ Auch die Branchenriesen Amazon und Hermes bestätigen, dass die Fahrer verpflichtet sind, sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten.
Und die bestimmt, was auch die Stadt Hagen bei der Anwendung ihres Strafkatalogs festlegt, so Sprecher Michael Kaub: „Die Verwarnungen reichen von 10 Euro (Parken vor Einfahrten oder weniger als fünf Meter vor Einmündungen) über 25 Euro (absolutes Halteverbot) bis 55 Euro (Fußgängerzone, Gehweg, 2. Reihe) und 70 Euro (Gehweg und 2. Reihe mit Behinderung).“