Hagen. Polizistin Maike Schmidt aus Hagen hat beruflich und privat erlebt, was Mobbing mit Kindern macht. Deshalb bietet sie jetzt Präventionskurse an.

Normalerweise ist es ihre Aufgabe, Straftäter zur Strecke zu bringen. Maike Schmidt (42) aus Hagen-Dahl ist Polizistin aus Leidenschaft. Aber in ihrem Beruf hat sie auch die Erfahrung gemacht, dass Ermittlungsarbeit nicht alles ist. Sondern dass, vor allem was Gewalt und Mobbing betrifft, der Bedarf an Aufklärung groß ist: „Nicht immer wird ausreichend qualitativ auf diese Phänomene reagiert. Ich denke, da besteht ein Mangel an Erfahrung.“

Nicht zuletzt, weil sie selbst Mutter einer Tochter ist, die beim Wechsel von der Kita zur Grundschule mit Konfliktsituationen konfrontiert war, hat sich Maike Schmidt entschieden, sich zur Mobbing- und Gewaltpräventionstrainerin ausbilden zu lassen: „Ich weiß, wie schwer es für die kleinen Menschen ist, mit solchen Erlebnissen umzugehen.“

Die Polizeibeamtin will ihr neuerworbenes Wissen, das sie per Fernlehrgang an einer österreichischen Schule erworben hat, einsetzen, um in Hagen Kurse für Grundschüler und Vorschulkinderalter anzubieten. Das soll den Jungen und Mädchen helfen, den Alltag zu meistern. „Es ist ein ungemein wichtiges Thema, das man nicht unterschätzen darf“, sagt Maike Schmidt.

Auffälliges Verhalten schon im Kindergarten

Wenn ein Schüler gewalttätig geworden oder sonstwie aus der Rolle gefallen sei, höre man ja oft den Satz: „Der war früher schon komisch”, sagt die Polizistin. Gemeint sei damit ja, dass jemand schon im Kindergarten durch auffälliges Verhalten in den fokus geraten sei, etwa mit niemandem spielen wollte oder dazu neigte, andere Kinder wiederholt zu beißen oder zu schlagen: „Also jemand, der augenscheinlich Spaß daran hatte, Mitschüler zu schikanieren, sich zu prügeln oder zu den Außenseitern zu gehören.“

Genau hier setzt Maike Schmidt mit ihrem Projekt ein, das sie denn auch „Von Anfang an“ nennt. Mit frühzeitiger Präventionsarbeit könne man Kinder davor bewahren, dass sie weder zum Opfer noch zum Täter würden. Der Begriff „Täter“ scheine im Zusammenhang mit Kindern vielleicht unangemessen und klinge ja auch hart, sagt Maike Schmidt: „Dennoch begehen auch Kinder heutzutage Straftaten, davor sollte man nicht die Augen verschließen.“

Die große Fahrt ins Unbekannte

Präventionskurse könnten auf spielerische Weise bereits im Kindergarten stattfinden, dabei hätten die Jungen und Mädchen nicht nur jede Menge Spaß, sondern würden auch auf ihren weiteren Weg in die Grundschule vorbereitet: „Für Kindergartenkinder ist der Wechsel in die Grundschule ein großes Abenteuer, das ganz schön einschüchtern kann“, betont Maike Schmidt. Sie müssten den sicheren Hafen verlassen und die große Fahrt ins Unbekannte starten. Sie müssten eine neue Umgebung, neue Eindrücke, Strukturen, Kinder und Konflikte kennenlernen; „Sie müssen mit neuen Gefühlen umzugehen lernen, mit Gefühlen, die gar nicht einfach zu verdauen sind.“

Auch die Eltern lädt Maike Schmidt zur Teilnahme an den Kursen ein, da deren Haltung zu Hause maßgeblich dazu beitrage, ob ein Kind Opfer von Mobbing werde oder dazu neige, zum Täter zu werden. Schon Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz” oder „Starke Mädchen weinen nicht” prägten ein Kind, sagt die Beamtin: „Und das nicht immer in eine gesunde Richtung.“

Leid lässt sich verhindern

Aber auch für Grundschüler bietet Maike Schmidt Kurse an, bei denen es um Resilienz, psychische Stärke und Widerstandsfähigkeit geht: „Ich bin mir sicher, dass mit frühzeitiger Präventionsarbeit viel Leid auf allen Seiten verhindert werden könnte und würde es befürworten, wenn Präventionskurse von geschulten Trainern in den Grundschulen zum Pflichtprogramm gemacht würden.“ Ihrer Meinung nach sei es ein Zeichen von Stärke, wenn ein Schulleiter sich in diesem Bereich engagiere, entsprechende Kurse an die Schule hole und sich selbst und die Betreuungs- und Lehrkräfte fortbilden lasse, um gut auf diese Problematiken reagieren zu können.

Maike Schmidt wird ihre Kurse zunächst nur nachmittags bzw. abends über Sportvereine anbieten, weil es dort Netzwerke gebe, über die man auch die Erwachsenen gut erreiche. Weitere Infos gibt es auf der Seite www.vonanfangan-coaching.de oder bei Facebook unter Maike Schmidt.