Hagen. Angesichts des Gestaltungsdrucks am Bahnhof plädiert Kommentator Martin Weiske für einen entspannteren Umgang mit dem Thema Denkmalschutz.
Natürlich gilt es zu loben und zu respektieren, dass der Denkmalschutz-Begriff sich eben längst nicht mehr bloß auf Burgen, Fachwerk und Industriekulturelles bezieht, sondern auf modernere, zeitgeschichtliche Objekte ausgedehnt wird. Doch eine allzu opulente Praxis der Unterschutzstellung, die potenzielle Investoren verschreckt und ihnen durch Beschränkungen und Auflagen die Entfaltungsfreiheit nimmt, wäre eher kontraproduktiv.
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Gerade in einem problembehafteten Quartier im Dunstkreis des Hagener Hauptbahnhofes, das nach städtebaulicher und verkehrlicher Erneuerung schreit, ist maximale Flexibilität ohne jegliches Denkmal-Korsett ein besonders hohes Gut. Auch ohne Denkmalschutz ist der Turm der Arbeitsagentur nicht automatisch dem Abrissbagger geweiht, sondern hat sicherlich eine Nutzungsperspektive – egal ob als neues Rathaus II, Hotelerie- und Gastroadresse oder als ein ganz anderen Branchen- und Service-Mix.
Wer weiß schon, welche Investoren in einem Eastside-Sanierungsgebiet hier Kreativität entwickeln? Aber genau das gilt es völlig unbeschränkt durch Denkmalschutz-Fesseln abzuwarten. Von dieser Entwicklung hängt es ganz wesentlich ab, in welche Richtung sich die City, aber auch Quartiere wie Altenhagen in den nächsten Jahren hinentwickeln. Daher ist es richtig, wenn die Stadt zunächst einmal dem LWL-Denkmalantrag widerspricht und das Thema auf die Ministeriumsebene eskaliert. Dort dürfte kaum jemand ein Interesse haben, angesichts der komplexen Problemlagen in Hagen rund um den Hauptbahnhof das Thema auf die Spitze zu treiben.