Hagen-Haspe. Die Elternschaft der Hasper Harkort-Grundschule will sich von der Stadt nicht länger verschaukeln lassen. Sie erwarten, dass jetzt saniert wird.

„Die Elternschaft ist nicht bloß entsetzt, sondern fühlt sich inzwischen auch verarscht!“ Bianca Kirchhoff ist durchaus eine sehr höfliche Frau. Doch in ihrer Rolle als Schulpflegschaftsvorsitzende der Hasper Friedrich-Harkort-Grundschule greift sie ganz bewusst zu drastischen Worten, um im Hagener Rathaus endlich einmal Gehör für die brisante Lage der Mädchen und Jungen am Quambusch zu finden. Seit vielen Jahren mahnen die Eltern eine umfassende Sanierung des 70er-Jahre-Baus an. Zwar hat der Rat zuletzt 4,25 Millionen Euro für eine umfassende Ertüchtigung in den Etat 2024 eingestellt, doch die Gebäudewirtschaft hat weder einen Auftrag, noch besteht bislang Klarheit, wo die Summe überhaupt steckt. Jetzt regnet es auch noch durchs Dach, und im Büro der Konrektorin stürzen die durchfeuchteten Deckplatten herab.

„Die Elternschaft ist nicht bloß entsetzt, sondern fühlt sich inzwischen auch verarscht!“

Bianca Kirchhoff
Schulpflegschaftsvorsitzende der Friedrich-Harkort Schule

Die intensiven Niederschläge in der vergangenen Woche haben einen weiteren Mosaikstein für das absolut desolate Bild geliefert, das die Grundschule baulich inzwischen abgibt. Der Regen auf den Flachdächern hat sich durch Undichtigkeiten einen Weg in das Gebäude gesucht, sodass unter anderem im Büro der Konrektorin in der Nacht zum vergangenen Donnerstag eine durchfeuchtete Deckenplatte herabstürzte und der Raum zentimeterhoch unter Wasser stand. „Dass es keine Verletzten gegeben hat, ist nur dem Sturzzeitpunkt zu verdanken“, sind sich Bianca Kirchhoff und Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki, der sich angesichts der erneuten Vorfälle vor Ort ein persönliches Bild verschaffte, einig.

M. Kleinrensing WP Hagen Schulen
An der Friedrich-Harkort-Grundschule am Quambusch herrscht ein erheblicher Sanierungsstau. Der Bau stammt aus den 70er-Jahren. © WP | Michael Kleinrensing

Plastikeimer im Lehrerzimmer

Während einer Begehung wurden weitere Schäden im gesamten Gebäude entdeckt: Im Lehrerzimmer standen die Plastikeimer, weil es permanent aus der Decke tropfte. Großflächige Wasserflecken tauchten zudem im Flur des Lehrertraktes, der Pausenhalle, in einigen Klassenräumen sowie im OGS-Bereich auf. Die ursprüngliche These, dass es sich dabei um harmloses Schwitzwasser handele, hielten die Eltern von Beginn an für einen faule Ausrede, zumal die inzwischen erfolgten Abdichtarbeiten einer Fachfirma auf dem Flachdach des Baus für prompte Abhilfe sorgten. Aus Sicherheitsgründen blieb die Harkort-Schule in Absprache mit der Schulaufsicht am Freitag vor den Ferien geschlossen – lediglich eine Notgruppe für 15 Mädchen und Jungen stand zur Verfügung.

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„Es stellt sich die Frage, was eigentlich noch passieren muss, um eine Kernsanierung der Schule durch die Stadt Hagen zu veranlassen“, spiegelt Bianca Kirchhoff die anhaltende Wut und Verzweiflung der sich verschaukelt fühlenden Eltern wider. Zumal sich bereits abzeichnet, dass die i-Männchen von heute es ebenfalls kaum mehr erleben dürften, in einer adäquat durchsanierten Schule unterrichtet zu werden. Seit 2010 mahnen die Eltern sämtlicher Grundschulgenerationen mal verbal, mal in Form von Protest-Unterschriften regelmäßig an, dass der Zweckbau aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur noch eine Zumutung sei. Selbst die städtische Gebäudewirtschaft sprach zuletzt von einer energetischen Katastrophe.

Hagen
Nach starken Regenfällen stürzte an der Friedrich-Harkort-Grundschule im Büro der Konrektorin eine durchnässte Deckenplatte herab. Die Unterlagen wurde alle mit Folie abgedeckt. © Schulpflegschaft Friedrich-Harkort-Grundschule | Katarzyna Hanszke

Das Spektrum der immer wieder angesprochenen Mängel reicht von defekten Türen, Fenstern, Toiletten und Oberlichtern über fehlendes Glasfasernetz, kaputte Beleuchtung und lose Deckenplatten bis hin zu verrotteten Aluminium-Außenrollos und Schwitzwasser-Pfützen auf den Fußböden. Mal abgesehen von fehlender Gebäudedämmung ziehe es durch die Fensterritzen so heftig, dass die Heizung selbst unter Volllast im Winter kaum eine angemessene Raumtemperatur schaffe, so die Bilanz der Schulfamilie.

Mit der Geduld am Ende

„Seit 2018 werden sämtliche anstehende Investitionen immer wieder geschoben“, möchte Bianca Kirchhoff die Zeitspiele der Verwaltung nicht länger tolerieren. Selbst ein Loch in einer Fensterscheibe – Folge eines Steinwurfs – wurde mit Hinweis auf die anstehende Generalsanierung des Gebäudes seit sechs Jahren nicht repariert. Doch wann diese tatsächlich kommt, scheint weiterhin offen. Dabei hatte der Hagener Rat im April bei den Haushaltsberatungen ausdrücklich beschlossen, dass 4,25 Millionen Euro an Investitionsmitteln bereitzustellen seien. Der aus dem letzten Förderprogramm war die Schule herausgefallen, weil es in der Verwaltung keine Kapazitäten mehr gab, die Sanierung in dem geforderten Zeitfenster planerisch auf den Weg zu bringen. Allerdings scheint das jetzt erneut bereitgestellte Geld aufgrund eines angeblichen technischen Fehlers zurzeit unauffindbar. Die Folge: Es wurde bislang kein einziger Auftrag erteilt.

„Wir hoffen als Schulpflegschaft, dass die im Haushaltsplan verschwundenen Mittel kurzfristig wieder aufgefunden werden und unverzüglich eine Sanierung unseres Schulgebäudes erfolgt, um die unhaltbaren Zustände im Objekt zu beseitigen“, erwartet die Vorsitzende seitens der Stadt jetzt einen klaren Fahrplan und einen regelmäßigen Informationsaustausch mit Schulleitung und Elternschaft.

„Nach diesem Ratsbeschluss hätte diese Summe in den Ansatz für besagten Doppelhaushalt aufgenommen werden müssen. Das ist nicht geschehen - es wurde schlicht vergessen.“

Thomas Bleicher
Leiter des OB-Büros in Hagen

Millionen-Position vergessen

Thomas Bleicher, Leiter der OB-Büros, versucht auf Anfrage der Stadtredaktion ein wenig Durchblick in den Nebel der Merkwürdigkeiten zu bringen. Dabei räumt er ein, dass der Rat beschlossen habe, im Rahmen der Aufstellung des Doppelhaushaltes 2024/2025 für die Sanierung der Friedrich-Harkort-Schule 4,25 Mio. Euro einzuplanen: „Nach diesem Ratsbeschluss hätte diese Summe in den Ansatz für besagten Doppelhaushalt aufgenommen werden müssen. Das ist nicht geschehen - es wurde schlicht vergessen, diese Position bei der Übertragung von Maßnahmen aus der sogenannten zweiten Veränderungsliste zu berücksichtigen.“

Die Finanzierung der Sanierung sei hierdurch jedoch nicht gefährdet, „da eine ausreichende Deckung durch andere, bis dato nicht umgesetzte Maßnahmen vorhanden ist“, so Bleicher weiter. „Bereits im Zuge der Haushaltsberatungen wurde seitens der Verwaltung angesichts der schon geplanten und beschlossenen Maßnahmen darauf hingewiesen, dass die personellen Ressourcen für die bauliche Umsetzung nicht vorhanden sind.“ Diese vorausgesetzt, könne eine europaweite Ausschreibung der Sanierung in 2025 erfolgen, die bauliche Umsetzung dann ab 2026 beginnen, stellt Bleicher in Aussicht.