Hagen. Seine Bilder werden weltweit gezeigt: Manolo Ty ist Fotograf und hat mehr als 100 Länder bereist. Der gebürtige Hagener erzählt seine Geschichte
Die Schönheit der Welt, sie hat ihn nie wieder losgelassen. Sie hat ihn in seinen Bann gezogen. Und mit der Art und Weise, wie er die Welt durch seine Linse betrachtet, zieht er andere in den seinen. So gesehen, nimmt er die Betrachter mit in ferne Welten. In andere Kulturen. Auf Reisen zwischen Natur, Metropolen, Menschen und Emotionen. Echte und authentische Momente, festgehalten auf seinen Bildern. Manolo Ty hat als Fotograf mittlerweile 116 Länder bereist. „Das Fotografieren war - zumindest am Anfang - für mich eine Art persönliches Tagebuch“, sagt der 39-Jährige, der in Hagen geboren und aufgewachsen ist, aber mittlerweile in der Hauptstadt lebt.
Der erste Eintrag in diesem digitalen Tagebuch, er entstand vor vielen, vielen Jahren - 2006. „Nach dem Abitur und meiner Zeit bei der Bundeswehr als Panzerfahrer wollte ich gerne hinaus in die weite Welt. Ich war immer kampfsportbegeistert, wollte eigentlich nur ein paar Monate nach Thailand, um dort von den Besten zu lernen.“ Aus einem Monat wurden viele. Und aus den Monaten wurden später Jahre. „In Thailand habe ich meine fotografische Karriere gestartet und an Filmprojekten gearbeitet. Ich war neun Monate lang dort, und seitdem hat mich das Reisen, die Fotografie und die Schönheit der Welt nicht mehr losgelassen“, sagt Manolo Ty rückblickend.
Blickwinkel ändert sich auf einem anarchistischem Boot
Damals schrieb er eine kleine Reisekolumne für eine Lokalzeitung. Mittlerweile werden seine Fotos in den größten Titeln veröffentlicht, seine Bilder weltweit gezeigt und ausgestellt. „Dabei habe ich die Fotografie am Anfang nicht als Job gesehen“, sagt Ty und lacht. Er arbeitete nach seiner Thailand-Reise eine Zeit lang im Fernsehbereich, zog dann für einen Hotelmanager-Job nach Budapest, begann ein Fernstudium an der Hagener Fernuni, plante parallel ein eigenes Hotelprojekt in Malaysia.
„In meiner Zeit auf dem Boot hat sich mein Blick verändert. Ich habe noch deutlicher gemerkt, dass Fotografieren meine Passion ist und für mich entschieden, dass ich versuchen möchte, es zu meinem Job zu machen.“
2009 zog er für eine Mittelamerika-Recherche los. In Nicaragua wurde sein Pass geklaut. Er saß fest. „Ich habe nach einem Aushang in einer Hafenkneipe auf einem anarchistischen Segelboot angeheuert. Denn die günstigsten Flüge und die einzige Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukommen, gab es ab Kolumbien“, erinnert sich Ty. „In meiner Zeit auf dem Boot hat sich mein Blick verändert. Ich habe noch deutlicher gemerkt, dass Fotografieren meine Passion ist und für mich entschieden, dass ich versuchen möchte, es zu meinem Job zu machen.“
Indigene Völker, Vulkanausbrüche, Korallenriffe
2010, zurück in Hagen, meldete er ein Gewerbe an. Kurz später zog er nach Berlin, verwarf seine Hotel-Pläne. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Viel Zeit mit vielen Reisen. Mit Reisen nach Pakistan, Italien, Amerika, Senegal, Indonesien, Samoa, Schottland, Kasachstan, Alaska oder Mexiko. Die Liste ließe sich ewig fortsetzen. „Meist bin ich mehrere Monate unterwegs. Auf den Reisen lernt man viele Menschen und Kulturen kennen, sieht unglaublich viel“, sagt Ty, der seine Bilder weltweit ausstellt - darunter 2019 im Osthaus Museum. Er zeigte dort Fotografien aus Pakistan. „Das war ein spannendes, wunderschönes Land. Die Menschen waren gastfreundlich, es gab keinen Reiseführer, keine großartigen Infos vor meiner Reise. Das hat für mich den Reiz besonders gemacht, dort hinzufliegen“, erinnert er sich. 2017 veröffentlichte er sein erstes Buch. Mittlerweile sind bereits mehrere erschienen. Ganz aktuell ein Bildband über Indonesien, „Tropics & Traditions - Geschichten Indonesiens“. Seine Reise führte ihn unter anderem zu den abgelegensten indigenen Völkern, die ein Leben aus Tradition und Einklang mit der Natur verbringen. In den Aufnahmen aus der Luft, unter Wasser oder mit der Kamera zeigt er unerschlossene Dschungel, einsame Inseln, gewaltige Vulkane oder bunte Korallenriffe.
„Meist bin ich mehrere Monate unterwegs. Auf den Reisen lernt man viele Menschen und Kulturen kennen, sieht unglaublich viel“
Aktuell ist er zurück in Berlin. Die nächste Reise aber, sie ist bereits geplant. „Es geht nach Japan“, verrät der gebürtige Hagener, für den diese Reise zu einer Art Generalprobe wird. Denn sein Leben hat sich noch einmal geändert. „Ich bin vor acht Monaten Vater geworden - da ändert sich das Leben. Wir planen eine Familienreise nach Japan - ohnehin stand Japan schon lange auf der Liste der Ziele, die ich gern noch bereisen möchte und mir bisher aufgespart habe. Gleichermaßen ist es ein Test, wie sich der Job mit dem Familienleben vereinbaren lässt“, sagt Manolo Ty, der mittlerweile für die Bildagentur „laif“ arbeitet. „Ich werde mich vor Ort einfach inspirieren lassen. Die Welt ist so groß, und es gibt noch viel zu sehen.“ Und er wird sie wieder zeigen. Die Schönheit der Welt, betrachtet durch eine Linse.