Breckerfeld. Seit Jahren warnen die Breckerfelder Landwirte vor der Ankunft des Wolfes. Nun steht er vor der Stadtgrenze. Und was jetzt?

Vor mehr als fünf Jahren sorgte eine erste Wolfssichtung in Meinerzhagen für Aufregung und Sorge in der gesamten Region rund um Hagen und Breckerfeld. Schon damals forderten die Landwirte dringend Maßnahmen zum Schutz ihrer Nutztiere. Bereits 2017 machten Breckerfelder Bauern mit einer Mahnwache auf die Bedrohung aufmerksam und erhofften sich Maßnahmen der Politik, doch trotz dieser Forderungen hat sich die Situation kaum verbessert. Nun wurde der Wolf kurz vor den Toren der Stadt gesichtet. Und jetzt?

Lage hat sich drastisch verändert

Heiner Born, Landwirt aus Breckerfeld, verdeutlichte schon vor sieben Jahren, dass eine Ausbreitung der Wölfe zu erheblichen finanziellen Verlusten der Bauern führen würde. Auch die Jahre darauf änderte sich kaum etwas hinsichtlich des Schutzes vor Wölfen, sodass sich der Ärger über die Politik bei den Landwirten weiter verschärfte. Die Landwirte bemängelten, dass Versprechen nicht eingehalten wurden und sich die Lage drastisch verschlechtert hat.

Der Breckerfelder Landwirt Heiner Born sieht kaum noch Hoffnung, dass die Politik willens ist, den Landwirten bei der Wolfsproblematik zu helfen.
Der Breckerfelder Landwirt Heiner Born sieht kaum noch Hoffnung, dass die Politik willens ist, den Landwirten bei der Wolfsproblematik zu helfen. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Nun kam es vor wenigen Tagen bei Herscheid zu einer erneuten Wolfssichtung, diesmal sogar noch näher an der Grenze zu Hagen und Breckerfeld. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz konnte einen Wolfsnachweis bestätigen. Mithilfe einer Kamera konnten gleich drei Welpen und zwei erwachsene Wölfe nachgewiesen werden. Die Tiere sind also nah wie nie zuvor, doch wirklich Hoffnung auf Unterstützung können sich die Bauern nicht machen.

Zäune wären nötig

Heiner Born wiederholt auch nach den aktuellsten Geschehnissen, dass die Landwirte von der Politik kaum beachtet werden. „Wir reden uns seit Jahren den Mund fusselig“, kritisiert Born. Laut dem Breckerfelder Landwirt müsse erst etwas Schlimmes passieren, damit die Politik reagieren würde. Heiner Born betont weiter, dass die Konsequenzen gerade für die Tiere dramatisch seien. Eine Weidehaltung wäre nur noch beschränkt möglich und wolfssichere Zäune wären auch keine Option. Denn die Zäune, die nötig wären, um Wölfe abzuhalten, wären ohne Unterstützung für die Landwirte nicht bezahlbar.

Landwirtschaft wohl doch nicht so wichtig

Die Politik werde laut Born wohl erst etwas tun, wenn das erste Tier gerissen wurde. Die Konsequenz müsse für die Bauern also lauten, dass sie die Tiere einsperren müsse und eine Freilandhaltung nicht möglich sei. Zäune seien überdies so teuer, dass sie ohne Hilfe der Politik wohl nicht finanzieren könnte. Der Politik scheine die Landwirtschaft wohl nicht so essentiell wichtig. „Sonst gäbe es ja eine Lösung in diesem Fall“, sagt Heiner Born.

Die Landwirtschaft sei für die Politik leider nicht relevant, da Importe aus anderen Ländern und Regionen genauso gut möglich wären. Wirklich Hoffnung, dass sich was ändert, hat Heiner Born nicht mehr. Wie sich die Lage nach der erneuten Wolfssichtung weiter entwickelt, bleibt also abzuwarten. Dirk Kalthaus, der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, war gestern für die Redaktion nicht zu erreichen.