Hagen. Pflanzen sprießen in Industriegebäude in Hagen auf drei Etagen. Jetzt sind drei Männer aus Albanien vor dem Landgericht angeklagt

Es gilt als einer der größten Erfolge im Kampf gegen den illegalen Drogenanbau in Hagen. In der Nacht zum 16. Februar gelingt es der Polizei, in einem leerstehenden Backsteingebäude an der Unternahmerstraße in Hohenlimburg eine riesige Cannabisplantage auszuheben. Der Fund ist gigantisch: Fast 4000 Pflanzen, dicht an dicht, auf drei Etagen. „Daraus“, sagt Staatsanwältin Julia Frehse, „hätte man später gut 155 Kilogramm Marihuana ernten können.“ Doch dazu kam es nicht mehr.

Durch „nicht zielgerichtete Kontrollmaßnahmen an Kriminalitätsschwerpunkten“, so hieß es am Tag des Erfolgs in einer Polizeimeldung, „konnte bei einer thermovisuellen Absuche gegen 3.40 Uhr eine untypische Wärmesignatur festgestellt werden“. Das klingt kryptisch, doch dahinter verbirgt sich das besondere Engagement des erfolgreichsten Zivilfahnders (36) im Hagener Rauschgiftmilieu. Mit Hilfe einer Wärmebildkamera hatte er eine unerklärliche Hitzequelle ausfindig gemacht und als Anzeichen dafür erkannt, dass in der ehemaligen Federnfabrik eine illegale Aufzuchtanlage für Cannabis-Pflanzen betrieben werden könnte. Ein typisches Lüftungsrohr von außen und beschlagene Fenster von innen lieferten ihm weitere Hinweise.

In diesem Gebäude an der Unternahmerstraße wurden die Ermittler damals fündig.
In diesem Gebäude an der Unternahmerstraße wurden die Ermittler damals fündig. © Alex Talash | Alex Talash

Noch in den frühen Morgenstunden hatte die Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbeschluss beantragt, den eine Ermittlungsrichterin sofort erließ. Das stillgelegte Industriegelände wurde daraufhin von Polizeibeamten umstellt und eine Stahltür zur Fabrik mit einem Rammbock aufgebrochen. Im Gebäude stießen die Ermittler auf ein regelrechtes „Gartenparadies“ aus 3758 angezüchteten Rauschgift-Gewächsen und 164 Setzlingen.

Hoch professionell ausgestattet

Technisch professionell ausgestattet mit 21 Ventilatoren, sechs Heizlüftern und 313 Hochleistungslampen. Zwischen all den berauschenden Pflanzen hatten die drei jetzt Angeklagten auf Pritschenbetten ihre Schlafplätze eingerichtet. Ein mit Lebensmitteln und Getränken gut gefüllter Kühlschrank stand direkt daneben. Als die Ermittler das Gebäude stürmten, versuchten die Männer noch zu entkommen. Einem gelang die Flucht bis aufs Außengelände. Er konnte in einem Gebüsch aufgespürt werden. Alle drei wurden festgenommen. Seit nunmehr sechs Monaten sind sie in Untersuchungshaft.

Im Gebäude stießen die Ermittler auf ein regelrechtes „Gartenparadies“ aus 3758 angezüchteten Rauschgift-Gewächsen und 164 Setzlingen.
Im Gebäude stießen die Ermittler auf ein regelrechtes „Gartenparadies“ aus 3758 angezüchteten Rauschgift-Gewächsen und 164 Setzlingen. © Alex Talash | Alex Talash

Der 35-Jährige lässt über seinen Verteidiger erklären, er sei in Albanien für Gärtnertätigkeiten angeworben worden. Bis zu seiner Verhaftung hätte er nur vier Tage in Hohenlimburg verbracht, die Cannabis-Pflanzen „bewässern und beaufsichtigen“ müssen und dafür 500 Euro erhalten. Der 26-Jährige lässt vortragen, er sei mit dem Flieger über Belgien eingereist und lediglich als Fahrer eingesetzt worden, um Töpfe mit Setzlingen, Dünger und Lebensmittel von Düsseldorf nach Hohenlimburg zu transportieren. Dafür wären ihm „über 1500 Euro“ ausgezahlt worden. Der 40-Jährige will im italienischen Bari zunächst für Bauarbeiten angeheuert worden sein. Letztlich sei er aber auf der Drogenplantage in Hohenlimburg gelandet.

Alle drei Angeklagten können am Ende des Verfahrens damit rechnen, als lediglich „kleine Fische“ noch zu einer Bewährungsstrafe verurteilt zu werden. Das hat die Strafkammer unter Vorsitz von Richter Christian Hoppe bereits in Aussicht gestellt. Die eigentlichen Hintermänner und Finanziers der Plantage konnten bislang nicht ermittelt werden. Der Prozess wird am 11. September fortsetzt.