Hagen. Der Bundeswehr Panzer Fuchs soll nicht mehr bei Hersteller Rheinmetall, sondern in Finnland geordert werden. In Hagen herrscht Nervosität.
Manfred Günther ist Fertigungsleiter beim Hagener Rüstungshersteller Stahlkontor. Seit 20 Jahren ist er mittlerweile für das Unternehmen in Haspe tätig, hat in der Qualitätssicherung angefangen, wurde dort befördert und stieg 2021 zum Produktionsleiter auf.
In all den Jahren hat er sämtliche Bauteile, die die Firma für den Bundeswehrpanzer „Fuchs“ herstellt, begleitet. Stahlkontor produziert alle Komponenten der Schutzhülle des Panzers, etwa Wanne, Türen oder Luke. Doch nun sieht Günther erstmals die Kooperation mit der Bundeswehr bzw. dem Verteidigungsministerium in Gefahr, denn die Bundesregierung plant nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, neue Fuchs-Modelle nicht mehr beim deutschen Hersteller Rheinmetall zu bestellen, sondern stattdessen einen ähnlichen Transportpanzer beim finnischen Anbieter Patria zu kaufen. Sehr zum Verdruss für die Firma Stahlkontor, liefert sie doch für den seit den 70er-Jahren gebauten Fuchs den Panzerstahl an Rheinmetall.
Sorgen bei Stahlkontor
Ebenso wie 320 Kollegen aus Haspe hat Günther deshalb einen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben, in dem er darum bittet, dass die Bundeswehr am Fuchs festhält. Denn sonst, so Günther und seine Kollegen, wären „viele Arbeitsplätze im deutschen wehr- und maschinenbautechnischen Mittelstand akut gefährdet“.
Auch bei Stahlkontor wäre eine Abwendung vom Fuchs-Panzer ein herber Rückschlag, denn die Produktion der Panzerteile gehörte zu den verlässlichsten Einnahmequellen des Hagener Rüstungszulieferers. „Der Fuchs ist ein Garant für langjährige Beschäftigung“, bestätigt Steffen Blank, Prokurist bei Stahlkontor, dass die Sorgen in Haspe nicht gerade gering sind: „Wir stellen maßgebliche Baugruppen für den Panzer her und haben sogar Prototypen mitentwickelt. Es wäre von großer Tragweite für unser Unternehmen, wenn diese Aufträge wegfielen.“
Hasper Firma hat Panzer maßgeblich mitentwickelt
Wie Stahlkontor geht es weiteren deutschen Zulieferern, deren Mitarbeiter sich ebenfalls an den Kanzler gewandt haben. 5000 solcher Schreiben soll Scholz laut FAZ erhalten haben. „Ich habe den Medien entnommen, dass beabsichtigt wird, den seit vier Jahrzehnten in der Nutzung befindlichen verlässlichen Fuchs durch ein in sämtlichen, relevanten Kategorien minderwertiges Fahrzeug aus Finnland zu ersetzen“, heißt es: „Außerdem sei der Fuchs angeblich nicht marktverfügbar, was ich so nicht nachvollziehen kann, da wir aktuell Teile für den Fuchs herstellen und liefern.“
Erst im vergangenen Herbst wurde ein Fuchs-Panzer auf dem Firmengelände von Stahlkontor an der Preußerstraße vorgeführt, denn für die technische Weiterentwicklung des bei der Bundeswehr etablierten Fahrzeugs arbeitet das Unternehmen eng mit dem Militär zusammen. So wurde in Haspe u.a. ein spezieller Verriegelungsmechanismus für die Türen des Fahrzeugs ausgetüftelt. Und auch die Bundeswehr lobt den ursprünglich als reines Transportfahrzeug konzipierten Fuchs in den höchsten Tönen: „Der Transportpanzer Fuchs ist das Multitalent der deutschen Landstreitkräfte. Rund 40 Varianten des Allradfahrzeuges sind im Einsatz. Voll geländegängig und 320 PS stark, hat er sich in Auslandseinsätzen wie etwa in Somalia und Afghanistan bewährt.“
Mitarbeiter setzen auf den Kanzler
Die von Stahlkontor hergestellte, selbsttragende Wanne aus Panzerstahlblech schützt die Besatzung vor Beschuss aus Handfeuerwaffen und Splittern. Der Fuchs verfügt über eine ABC-Schutzbelüftungsanlage und ist in einigen Varianten sogar schwimmfähig. Sollte die Bundesregierung dem finnischen Patria-Panzer den Zuschlag erteilen, würde der Anteil der deutschen Zulieferer an der Wertschöpfungskette minimiert. Stahlkontor in Haspe könnte, so die Befürchtung, leer ausgehen.
Fertigungsleiter Manfred Günther setzt daher auf die Einsicht von Olaf Scholz: „Als Bürger und Wähler bitte ich Sie, die richtige Entscheidung für Deutschland zu treffen. Ich bin überzeugt, dass Sie als Kanzler hierbei das Gesamtwohl der Bundesrepublik und ihrer Menschen mit und ohne Uniform im Blick haben werden.“