Hagen-Mitte. Erschreckendes Ergebnis bei Online-Umfrage zu „Wie gefallen Hagenern Restaurants und Kneipen in der City?“ Doch es gibt auch Positiv-Beispiele:
Viel Schatten, wenig Licht . . . Das Ergebnis? Grauenhaft. Bei einer Online-Umfrage zum Gastronomiekonzept für die Hagener Innenstadt haben die Befragten die Gastronomie, die Trends sowie das Nachtleben in der City mit der Schulnote 4,5 bewertet. 1500 Bürgerinnen und Bürger - größtenteils Hagener - haben sich an der Umfrage, die vom 1. April bis zum 12. Mai lief, beteiligt und dem Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Bauordnung der Stadt Hagen auf diesem Wege ihre Meinung und Wünsche mitgeteilt.
Viele der Befragten wohnen im Innenstadtkern
Die Teilnehmer waren überwiegend zwischen 30 und 39 sowie 40 und 59 Jahre alt, und die meisten wohnen weniger als fünf Kilometer vom Rathaus an der Volme entfernt. Eine weitere ernüchternde Erkenntnis aus der Umfrage: Die Mehrheit der Teilnehmenden sucht die Innenstadt seltener als einmal im Monat auf und macht die Besonderheit der Innenstadt nicht an dem vorhandenen Gastronomieangebot fest.
City tagsüber und wochentags eher Treffpunkt
„Viele nutzen die Innenstadt eher als Möglichkeit für Treffen mit Freunden, als Einkaufsmöglichkeit, für Arztbesuche oder nehmen Dienstleistungsangebote in Anspruch“, erläutert Larissa Gronemeyer, Leiterin der Sachgruppe Stadterneuerung bei der Stadt Hagen. Demzufolge fänden Besuche der City auch überwiegend im Nachmittagsbereich unter der Woche statt.
Gastro-Besuche seltener als einmal pro Monat
Und das Ergebnis der Online-Umfrage enthält noch einen weiteren Tiefschlag für Restaurants, Kneipen oder Cafés in der City: „In der Innenstadt suchen die Bürger die Gastronomien durchschnittlich seltener als einmal pro Monat auf“, erklärt Larissa Gronemeyer.
Und was wünschen sich die Teilnehmer künftig für die Hagener Innenstadt? Neben einer guten Verkehrsanbindung mehr gastronomische Konzepte mit deutscher Küche, vegane und vegetarische Speisenangebote sowie gemütliche Cafés. Dabei legen sie besonderen Wert auf Regionalität, Abwechslung, Qualität, Atmosphäre und Kinderfreundlichkeit.
Pottblümchen-Konzept kommt an
Apropos Abwechslung: Das vor knapp einem Dreivierteljahr (am 25. November 2023) eröffnete Café Pottblümchen im Museumsquartier ist mittlerweile gut angelaufen und beliebt bei vielen Gästen. Für Betreiber Javon Baumann kommt der Erfolg nicht von ungefähr: „Mein Konzept basiert auf mehreren Standbeinen. Und ich habe eine Community geschaffen, die sich mit dem Pottblümchen und mir identifiziert“, resümiert der frühere Basketball-Profi und Phoenix-Hagen-Center.
Vegetarisch, vegan, aber auch Fleisch
Javon Baumann ist nicht nur auf Social-Media-Kanälen rege unterwegs, sondern bietet in seinem den Museumsbetrieb flankierenden Café neben Backwaren und Kaffeespezialitäten auch pikante Speisen wie Ofenkartoffeln oder Lasagne an, „bei uns gibt es kleine vegetarische oder vegane Speisen, aber auch Gerichte mit Fleisch“.
Doch nicht nur in puncto Angebot sei er breit aufgestellt, sondern auch im Bereich Altersgruppen: „Wir veranstalten mittlerweile Technopartys, Jazzabende und Yoga-Sessions, außerdem Grillevents mit DJ sowie Weinproben. Wir sprechen also jüngere wie ältere Leute gleichermaßen an.“ Und da der Betrieb so gut läuft, werden die Öffnungszeiten ab September ausgeweitet.
Café Mundial musste Preise anheben
Auf rein vegetarische/vegane Gerichte hat sich das Café Mundial im Allerwelthaus spezialisiert, und das bereits seit vielen Jahren. Doch die aktuell wirtschaftliche Lage macht dem Mundial-Team zu schaffen. Steigende Energiepreise, Personalkosten, angehobene Mehrwertsteuer, Verteuerung der Lebensmittel, die frische Zubereitung aller Gerichte, „wir mussten unsere Preise anheben“, sagt Café-Leiterin und Köchin Svenja Maleschka.
Bayerische Spezialitäten bei „Humpert am Höing“
Die Richtung umgeswitcht hat „Humpert am Höing“ am Rande der Innenstadt (Fleyer Straße 123): „Seit November sind wir ein Bayerisches Gasthaus und bieten hauptsächlich alpenländische Spezialitäten an“, sagt Restaurantleiter Leon Jung. Dadurch wolle er das Profil des Hauses schärfen und sich von anderen Betrieben absetzen. Das unterstreicht auch das zünftige Oktoberfest, das am 27. und 28. September bei „Humpert“ veranstaltet wird.
Zukunft kaum noch planbar
Dass Gastronomie ein hartes Geschäft ist, weiß auch Stephan Ley, Betreiber der Großraumdisco Capitol sowie des Restaurants/ Kneipe Neue Färberei, beides ansässig auf dem Elbersgelände. „Man muss krisenresistent sein und heutzutage besonders hart kämpfen, da man kaum noch in die Zukunft planen kann“, so Ley.
Mit seinem vor gut vier Jahren (Juni 2020) eröffneten Gastrobetrieb Neue Färberei setze er auf Multifunktionalität, heißt, der in stylischem Industriecharme gestaltete Gastraum kann unterteilt werden und zeitgleich von Gruppen verschiedener Größen genutzt werden. „Wir bieten deutsche Küche und Burger, das mögen einfach viele Leute. Und der Mix aus Restaurant und Kneipe mit großem Tresen, Musik und lockerem Umgangston kommt bei unseren Gästen an.“
Trotzdem bleibt die Neue Färberei seit Juli sonntags und montags geschlossen, „die Personaldecke ist einfach zu dünn“.
Elbershallen als überregionaler Höhepunkt
Apropos Elbersgelände: „Bei Bürgern, die abends ausgehen möchten, sind Kneipen und Bars natürlich sehr beliebt“, so Sachgruppenleiterin Gronemeyer, „einen überregionalen Höhepunkt stellen dabei die Elbershallen dar“.
Interessierte sollen beraten werden
In der Innenstadt gibt es an die 180 Gastrobetriebe, darunter auch etliche Schnellrestaurants (z.B. Döner-Imbisse oder Burger-Läden) sowie 24 Betriebe rund ums Nachtleben.
Anfang des Jahres hat die Stadtverwaltung ein Gastronomiekonzept in Auftrag gegeben. Den Zuschlag erhielt das Büro Progacon aus Burscheid, das seit Februar an der Umsetzung arbeitet. Das neue Konzept verfolgt das Ziel, an der Ansiedlung in der City interessierte Gastronomen zu beraten. Den Beginn der Arbeiten an dem Gastrokonzept markiert die Online-Umfrage.
Wie das Fazit des Fachbereichs Stadtentwicklung in puncto Umfrage aussieht? Es dürfte schon Verwunderung zurücklassen: „Insgesamt gibt es in der Hagener Innenstadt ein breit aufgestelltes gastronomisches Angebot, was leider nicht gänzlich positiv wahrgenommen wird. Aber durch das große Einzugsgebiet und die gute verkehrliche Anbindung werden bereits viele verschiedene Zielgruppen angesprochen“, resümiert Gronemeyer.
Erlebnischarakter der City soll ausgebaut werden
Nun gehe es darum, den gastronomischen Erlebnischarakter der City auszubauen. Die Verweil- und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum solle verbessert und die Innenstadt in den Abendstunden belebter werden. „Um das Gastronomiekonzept zu vervollständigen, entwickeln wir nun für drei Standorte Leitbilder. Auf dieser Grundlage können wir dort zielgerichtet Gastronomien ansiedeln“, beschreibt Stadterneuerungs-Expertin Gronemeyer das weitere Vorgehen. Bei dem Bemühen, weitere Gastrobetriebe anzusiedeln, stünde der Stadt die Firma Progacon, die mit dem Gastronomiekonzept beauftragt worden sei, beratend zur Seite.