Altenhagen. In Altenhagen wird ein ehemaliges Testzentrum zum lebendigen Treffpunkt für Kinder, um Gesundheit und Integration zu stärken.

Am Friedensplatz in Altenhagen herrscht buntes Markttreiben. Auch zahlreiche Kinder rennen zwischen den Ständen hindurch und spielen auf dem Platz - es sind Ferien. Und viele Familien, die in diesem Quartier leben, können sich einen Urlaub nicht leisten.

Das haben zuletzt erschreckende Zahlen der Stadt offengelegt. 33.567 Kinder und Jugendliche unter 18 leben demnach in Hagen, mehr als 26 Prozent sind von Armut gefährdet oder direkt betroffen. Im Bereich Altenhagen/Eckesey-Süd (42,92 Prozent) liegt der Anteil von Kindern in Armutsverhältnissen weit über dem Schnitt. Die Stadt sieht dabei auch einen Zusammenhang mit dem Thema Zuwanderung.

„Um die Kinder zu erreichen, muss man da sein, wo die Kinder sind. “

Esra Sarioglu
Sachgruppenleitung für Kinder- und Jugendkultur bei der Stadt Hagen

„Wir setzen in unserer Arbeit schon länger einen Fokus auf Altenhagen“, sagt Esra Sarioglu, Sachgruppenleitung für Kinder- und Jugendkultur, die sich vorher über viele Jahre um die Bezirksjugendarbeit im Quartier gekümmert hat. Ihre wichtigste Erkenntnis: „Um die Kinder zu erreichen, muss man da sein, wo die Kinder sind. Das machen wir schon lange - und jetzt weiten wir das Angebot aus.“

Aus Testzentrum wird „Villa Kunterbunt“

Das kleine Häuschen am Rande des Platzes wirkt auf den ersten Blick unscheinbar. Einige dürften es vielleicht noch aus der Coronazeit kennen, in der es über Monate als Testzentrum genutzt wurde. „Danach stand es leer“, erklärt Lucie Hilscher vom Gesundheitsamt, die sich dort um das Projekt „komm.gesund“ kümmert. In Zusammenarbeit der beiden Fachbereiche entstand die Idee, es künftig für die Kinder und Jugendlichen zu nutzen - und die Stadt übernahm das Haus.

„Wir merken, dass die Kinder hier die Angebote dringend brauchen. Teilweise sind zwischen 60 und 70 Kinder dabei, wenn hier Programm ist“, sagt Esra Sarioglu. Wichtige Vertrauensarbeit, die nicht nur der Bespaßung, sondern vor allem der Gesundheitsförderung, Sprachentwicklung und Integration dienen soll.

Honorarkräfte aus dem Quartier

„Wir arbeiten dafür vor allem mit Honorarkräften und guten Partnern zusammen, mit denen sich die Kinder identifizieren können. Die Honorarkräfte kommen alle aus dem Quartier, so können die Kinder schneller Vertrauen fassen“, erklärt die Sozialpädagogin. Offenbar mit Erfolg: Am Anfang sei man mit drei Angeboten pro Woche gestartet, mittlerweile gibt es jeden Tag kostenlose Angebote für die Kinder aus dem Quartier.

Esra Sarioglu und Lucie Hilscher  in der Villa Kunterbunt: Sie wurde gemeinsam mit den Kindern aus dem Quartier gestaltet.
Esra Sarioglu und Lucie Hilscher in der Villa Kunterbunt: Sie wurde gemeinsam mit den Kindern aus dem Quartier gestaltet. © Alex Talash | Alex Talash

Viel draußen an der frischen Luft

Und statt nur draußen auf dem Platz zu spielen, steht dafür jetzt auch die „Villa Kunterbunt“ am Rande des Friedensplatzes als Ausweichquartier bei schlechtem Wetter oder im Winter zur Verfügung. Dort gibt es Spiel- und Malzeug, Toiletten, Sitzplätze, eine kleine Küche. „Wir haben die Räume Anfang des Jahres gemeinsam mit den Kindern gestaltet und auch den Namen ausgesucht“, erklären Esra Sarioglu und Lucie Hilscher. „Wenn es geht, befinden wir uns aber draußen an der frischen Luft.“

Täglich gibt es Spiel- und Bewegungsangebote vor Ort, dienstags in Kooperation mit der Tanzschule Christ beispielsweise einen „Kinder und Partytanz“, außerdem Ballspiele mit Phoenix Hagen zweimal pro Woche. „Parallel dazu gibt es weitere Stellen im Quartier, an denen Angebote gemacht werden - wie im Kinderatelier oder sonntags in der Turnhalle Dahmsheide“, erklärt die Sozialpädagogin. Für das Projekt „komm.gesund“ stehen zunächst Mittel für fünf Jahre zur Verfügung. „Aber wir hoffen natürlich, auch darüber hinaus Angebote im Quartier machen zu können - die Kinder hier brauchen es.“

Vor Ort stehen Spiele und Malzeug für Kreativangebote zur Verfügung - aber auch sportliche Geräte wie ein Basketballkorb oder Fußballtore.
Vor Ort stehen Spiele und Malzeug für Kreativangebote zur Verfügung - aber auch sportliche Geräte wie ein Basketballkorb oder Fußballtore. © Alex Talash | Alex Talash