Hohenlimburg. „Lost Placer“ verschaffen sich immer wieder Zutritt zum Gelände und drehen Videos in der alten Villa. Stadt Hagen und Eigentümer reagieren.

Die Efeuranken schlängeln sich am Mauerwerk empor, suchen sich ihren Weg durch Ritzen und Fenster. Die Wege sind zugewuchert. Das Haus wirkt verwunschen, ist umgeben von Bäumen und Sträuchern. Es wirkt fast ein bisschen so, als wäre es direkt aus einer alten Märchen-Szene hierhin versetzt worden. In diversen Internetforen wird das markante Haus als „Lost-Place-Villa“ in der Nahmer angepriesen. Immer wieder gab es zuletzt dadurch Ärger mit Vandalismus und Einbrüchen. „Es ist traurig, wie es mit dem schönen Haus weitergegangen ist, seit es leer steht. Wir sehen oft Autos mit auswärtigen Kennzeichen und haben mehrfach die Polizei gerufen, weil dort eingebrochen wurde. Es gab ständig Probleme“, sagt der aufmerksame Anwohner Reinhard Heidemeyer. „Es hat auch schon zweimal dort gebrannt - da habe ich die Feuerwehr verständigt. Auch das Ordnungsamt habe ich über die Probleme informiert“, sagt der Anwohner.

„Wir sehen oft Autos mit auswärtigen Kennzeichen und haben mehrfach die Polizei gerufen, weil dort eingebrochen wurde“

Reinhard Heidemeyer
Anwohner

Betreten von Privatgrundstücken ist verboten

Immer wieder haben sich in der Vergangenheit offenbar sogenannte „Lost-Placer“ unbefugt Zutritt zum Gelände und dem verlassenen Haus verschafft, das nach Informationen der Redaktion bereits mehrere Jahre lang leer stehen soll. „Lost Place“ heißt eigentlich nicht viel mehr als „verlorener Ort“. „Lost-Placer“ sind dementsprechend Menschen, die ebendiese verlassenen Häuser besuchen, dort Filme drehen oder Mutproben absolvieren. Auf Videoportalen wie TikTok oder YouTube sowie in einer App finden sich etliche Videos und Fotos der Hohenlimburger Immobilie und dem Grundstück, das eigentlich von Fremden nicht betreten werden darf - schließlich ist es Privatgrundstück. Darauf weist auch ausdrücklich ein „Betreten verboten“-Schild hin, erklärt der Eigentümer gegenüber der Redaktion. Auch für ihn seien die ständigen Einbrüche ein Ärgernis gewesen. Mittlerweile werde das Grundstück videoüberwacht.

„Personen, die private Grundstücke unbefugt betreten, müssten mit einer Anzeige rechnen.“

Tino Schäfer
Sprecher der Polizei Hagen

Polizei-Sprecher Tino Schäfer bestätigt, dass es bereits eine Handvoll Einsätze an dem verlassenen Haus gegeben hat. Zuletzt im Januar dieses Jahres seien Kollegen wegen Ruhestörungen vor Ort gewesen, fünf Personen hätten einen Platzverweis erhalten. Im Oktober 2023 hätte man nach einem Anruf dort zwei Personen auf dem Dachboden angetroffen, die sich gegenüber der Polizei als „Lost Placer“ ausgaben. Tino Schäfer appelliert: „Das Betreten von Privatgrundstücken gilt als Hausfriedensbruch. Personen, die private Grundstücke unbefugt betreten, müssten mit einer Anzeige rechnen.“ Allein in diesem Jahr haben jedoch in den Foren bereits etliche Nutzer kommentiert, dass sie in der verlassenen Villa gewesen sind. Auch eine Brandstiftung ist aktenkundig.

Die verlassene Villa befindet sich in Hohenlimburg und steht seit einigen Jahren leer.
Die verlassene Villa befindet sich in Hohenlimburg und steht seit einigen Jahren leer. © Alex Talash | Alex Talash

Sicherheitskamera auf Grundstück installiert

Die Stadt Hagen hatte daraufhin gemeinsam mit dem Eigentümer reagiert. „Im März 2024 hat die Bauaufsicht der Stadt Hagen eine Ortsbesichtigung an der Schleipenbergstraße durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass das Gebäude nicht gegen unbefugtes Betreten gesichert war“, erklärt Sprecherin Clara Treude. Der Eigentümer sei daraufhin im April 2024 angehört und alle Zugänge wieder verschlossen worden, „sodass ein unbefugtes Betreten durch Dritte nicht mehr möglich sei. „Die Türen und Fenster wurden so verschlossen, dass das Gebäude nicht mehr von Dritten betreten werden kann. Der Zustand soll künftig regelmäßig überprüft werden. Der Eigentümer hat darüber hinaus eine Überwachungskamera angebracht“, so Treude weiter.

Aus Sicht der Anwohner war dieser Schritt längst überfällig. „Wir hoffen, dass endlich Ruhe einkehrt“, betont Reinhard Heidemeyer mit Blick auf das Grundstück, das in seiner unmittelbaren Nachbarschaft liegt. Auch der Eigentümer sieht, so betonte er gegenüber der Redaktion, keinen Handlungsbedarf mehr und hofft, dass sich die Situation an dem „schönen Haus“, für das irgendwann auch eine Renovierung geplant sei, nun beruhigt.

„Die Türen und Fenster wurden so verschlossen, dass das Gebäude nicht mehr von Dritten betreten werden kann. Der Zustand soll künftig regelmäßig überprüft werden. Der Eigentümer hat darüber hinaus eine Überwachungskamera angebracht“

Clara Treude
Sprecherin der Stadt Hagen