Hagen. Der 29-jährige Jan Dominik weiß, wie man an Fördergelder kommt. Er ist seit Mai beim Kulturbüro beschäftigt und hilft der klammen Stadt Hagen.

Das klingt nicht schlecht: „Die Klarheit, Dinge auf den Punkt zu bringen, über die andere stundenlang diskutieren, hat uns überzeugt. Jan spricht einfach Tacheles.“ Melanie Redlbeger, seit knapp einem Jahr Leiterin des Hagener Kulturbüros, spielt auf Jan Dominik an, der seit Anfang Mai ihr kleines Team unterstützt.

Bewerbungen aus ganz Deutschland

Aus über 50 Bewerbungen hat sich der 29-Jährige in ein gutes Licht - ein sehr gutes Licht -manövriert. „Und dabei hatten wir Bewerbungen aus ganz Deutschland, sogar aus Berlin, Hamburg und Köln“, unterstreicht Melanie Redlberger und fügt an: „Schließlich waren noch sieben Bewerberinnen und Bewerber im Kandidaten-Topf, und Jan hat das Rennen gemacht, weil die Chemie einfach von Anfang an stimmte.“

Jan Dominik heißt also der neue Mann, der das Kulturbüro neben Melanie Redlberger als Leiterin und Mona Wellpott, die eine halbe Stelle besetzt, neuerdings „wuppt“.  

Jan Dominik unterstützt seit einigen Wochen Melanie Redlberger, Leiterin des Kulturbüros, bei ihrer Arbeit. Der 29-Jährige gilt als Fördertopf-Fuchs.
Jan Dominik unterstützt seit einigen Wochen Melanie Redlberger, Leiterin des Kulturbüros, bei ihrer Arbeit. Der 29-Jährige gilt als Fördertopf-Fuchs. © WP | Yvonne Hinz

Strippenzieher gut für eine klamme Stadt wie Hagen

Nicht ohne Grund, gilt der in Paderborn geborene und in Witten zur Schule gegangene kulturaffine Mann doch als Fördertopf-Fuchs und Strippenzieher – also genau das, was eine finanziell klamme Stadt wie Hagen mehr als dringend braucht.

In Paderborn hat Jan Dominik seinen Bachelor-Abschluss in deutscher und englischer Literatur und Kultur gemacht, derzeit strickt er noch an seinem Master in „Culture and Organization“, „aber bald hab‘ ich es geschafft und den Master in der Tasche“, sagt der 29-Jährige. Im Hagener Kulturbüro kümmert er sich seit einigen Wochen hauptsächlich um die Bereiche Nachhaltigkeit und Kulturorganisation.

Wohnung in Wehringhausen gemietet

„Vor ein paar Tagen hab‘ ich eine Wohnung in Wehringhausen bezogen. Ich hab‘ mich bewusst für den Stadtteil Wehringhausen entschieden, da ich glaube, dass das ein ehrliches Viertel ist“, sagt Jan Dominik mit viel Enthusiasmus in der Stimme und ergänzt: „Ich versuche auch hier jobmäßig mit wenigen Mitteln viel auf die Beine zu stellen.“  

Sein Arbeitsgebiet im Kulturbüro: Der „Neue“ kümmert sich um die vier „Mord am Hellweg“-Lesungen und um das Projekt „Kultur und Schulen“, in dem es um die Förderung von Schülern im kulturellen Bereich geht. „Künstler aus Hagen und Umgebung suchen Schulen auf und machen mit den Kindern Kunst“, bringt es der 29-Jährige auf den Punkt, „das Ganze ist freiwillig und nicht als Schul-AG ausgerichtet. In Textil-, Landschaftsgestaltungs- oder Graffiti-Projekten haben die Künstler direkten Kontakt zu den Schülern.“   

Jan Dominik überlegt kurz, fasst dann komprimiert zusammen: „Es ist schön, wenn es bei den Kindern ‚klick‘ macht und sie wie selbstverständlich sagen ,Kunst ist cool‘.“

„Es ist schön, wenn es bei den Kindern ‚klick‘ macht und sie wie selbstverständlich sagen ,Kunst ist cool‘.“

Jan Dominik
Der 29-Jährige kümmert sich im Kulturbüro hauptsächlich um die Bereiche Nachhaltigkeit und Kulturorganisation 

Unterstützung durch Sponsoren hart umkämpft

Zurück zum wichtigen Thema Fördergelder: „Paderborn war natürlich ein anderes Pflaster. Dort war einfach mehr Geld da. In Hagen muss man um Unterstützung und Sponsoring härter kämpfen, aber es ist durchaus Potenzial da“, sagt Jan Dominik motiviert. Er spricht aus Erfahrung, war er bis vor kurzem doch noch selbst als Kreativschaffender tätig und hat Festivals und Lesungen organisiert, „und da musste ich mich im Vorfeld natürlich um Drittmittel-Akquise kümmern“.  

Jan Dominik ist seit Anfang Mai im Kulturbüro in Hagen beschäftigt. Der 29-Jährige kennt sich mit dem Stellen von Fördergeld-Anträgen gut aus.
Jan Dominik ist seit Anfang Mai im Kulturbüro in Hagen beschäftigt. Der 29-Jährige kennt sich mit dem Stellen von Fördergeld-Anträgen gut aus. © WP | Yvonne Hinz

Jan Dominik zieht eine Augenbraue hoch, „in Fördereinrichtungen und Institutionen, in denen früher pro Jahr 100 Anträge auf Unterstützung eingingen, sind es heute 400. Der Markt und der Kampf um Fördergelder sind viel härter geworden. Und diese Entwicklung wird im Kinder- und Jugendbereich genauso deutlich wie im sozio-kulturellen Bereich“.

Auch interessant

Melanie Redlberger nickt, weiß von der Problematik ein Lied zu singen, aber: „Drei Tage nach Job-Beginn im Kulturbüro hat Jan für unser Büro den ersten Förderantrag bei einer entsprechenden Stelle eingereicht. Ein guter Mann.“

Guten Riecher und geschicktes Händchen

Woher Jan Dominik den richtigen Riecher und das geschickte Händchen für mögliche Förderungen gerade im Jugend- und Kulturbereich besitzt? Der 29-Jährige, der selbst keine Kinder hat, aber etliche Jahre die Handball-Jugend in Witten trainiert hat, schmunzelt: „Ich habe wohl eine pädagogische Ader. Und Geduld. Und ich kann gut mit Zahlen umgehen.“

Für „Planet Hagen“ kein Geld

Ein Beispiel in puncto „Anzapfen von Fördertöpfern“? Für die Veranstaltung „Planet Hagen“, bei der Künstlerinnen und Künstler sowie Kreative an einem bestimmten Wochenende ihre Räumlichkeiten für Interessierte öffnen, hat Jan Dominik in Zusammenarbeit mit der VHS einen aussagekräftigen Förderantrag gestellt. „In diesem Jahr konnte ,Planet Hagen‘ nicht stattfinden, da uns die 15.000 Euro Projektkosten fehlten. Wir konnten diese Summe selbst nicht stemmen“, bedauert Melanie Redlberger, hofft jedoch, dass aufgrund des Antrags des Fördertopf-Fuchses und Strippenziehers „Planet Hagen“ im Frühjahr 2025 wieder stattfinden kann.