Hagen-Ischeland. Der Altenhagener Grüngürtel soll ein zeitgemäßeres Gesicht erhalten. Die Planer haben bereits Ideen, die von den Anwohnern bewertet wurden.

Die Menschen, die rund um den Marktplatz in Altenhagen leben, genießen nicht gerade eine privilegierte Hagener Wohnlage. Im Gegenteil: Die Lebensqualität zwischen den dicht besiedelten, mehrgeschossigen Wohnhäusern ist geprägt von Straßenasphalt, dicht beparkten Straßenrändern und wenig Grünflächen rund um jene Blocks, die häufig nicht einmal über Balkone verfügen. Umso höher ist die Bedeutung des nahen Ischelandparks einzuschätzen, der mit seinen Naturflächen und dem Teich als gern genutzte öffentliche Gartenanlage und Naherholungsraum abseits des Großstadttrubels dient. Doch das Areal befindet sich in keinem guten Zustand. Wer hier Freizeitspaß und Erholung sucht, muss ein an wärmeren Tagen muffelndes Gewässer erdulden und darf keine besonderen Ansprüche an die Qualität der Wege- und Grünflächen-Infrastruktur sowie an gepflegte Sauberkeit stellen.

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Das üppige Grün entlang der Uferzone lässt von dem Promenierweg nur noch an wenigen Stellen überhaupt einen Blick auf die Wasserfläche zu. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Obwohl die Politik schon lange eine Sanierung und ökologische Umgestaltung der Flächen anmahnt, richtet die Verwaltung mangels personeller Kapazitäten ihren Fokus zurzeit allein auf das Seepark-Projekt entlang des Hengsteysees. Die Menschen in Altenhagen müssen sich hinten anstellen, dürfen allerdings immerhin den Planungsprozess aktiv begleiten und haben zuletzt in einer Bürgerbefragung klar ihre Vorstellungen formuliert: Absolute Priorität genießt dabei der Wunsch nach besserer Müllbeseitigung und mehr Sauberkeit.

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Neugestaltung in vier Teilen

Für das neue Gesicht des Ischelandparks schlägt die Planungsverwaltung einen Vierklang vor, der – von oben nach unten betrachtet - auf die Teilbereiche Ischelandteich, Jugendverkehrsschule, Grünanlage sowie Kinderspielplatz abhebt. Dabei liegt der Fokus natürlich zunächst einmal auf dem 14.000 Quadratmeter großen Gewässer, das zunehmend verlandet und zumindest an heißen Tagen zu einer stinkenden, wenig charmant wirkenden Kloake mutiert. Da mag es fast schon ein Vorteil sein, dass das wuchernde Ufergrün nur noch an wenigen Stellen den Blick auf das flache Nass freigibt. Dennoch möchten die Planer versuchen, durch verschiedene Teichlandschaften die biologische Vielfalt dort zu erhalten.

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Die Fontäne im Ischelandteich versprüht ihr Nass in ein zunehmend verlandendes Gewässer, dem auch die Zuflüsse fehlen. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Dabei wäre ein Ausbaggern des Schlamms sicherlich ein kostspieliges Unterfangen, zumal Humpert- und Ischelandbach zunehmend versiegen. Hier könnte es künftig erforderlich werden, künstlich Wasser einlaufen zu lassen. Alternativ bietet sich an, den Teich zumindest in Teilen weiter sedimentieren zu lassen, sodass ein Feuchtbiotop mit höherem ökologischen Wert entsteht, das allerdings einen geringeren Erholungswert bietet. Zudem wäre eine Verkleinerung des Teichs mit seiner stattlichen Fontäne denkbar. Hier läuft in Abstimmung mit externen Fachleuten der Abwägungsprozess.

Anwohner schätzen Teichkulisse

Außerdem möchte die Stadt attraktive Sitz- und Aufenthaltsflächen rund um das Gewässer anbieten, Sport- und Bewegungsangebote schaffen, für Beschattungsinseln sorgen und den hölzernen Steg am Westufer, der vorzugsweise vom Federvieh als Latrinenpodium zweckentfremdet wird, wieder zu einem Anziehungspunkt zu machen. Die Anwohner, so ergab die Bürgerbefragung, schätzen vor allem den Blick auf die weite Wasserfläche. Eine radikale Verkleinerung des Teichs hätte also wenige Fans, stattdessen – so der Wunsch der Anwohner – sollten die Sichtachsen verbessert werden.

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Die von der Verkehrswacht betriebene Jugendverkehrsschule mit ihrem Außengelände ist eingezäunt und bleibt somit in dem Grünstreifen bislang ein Fremdkörper. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Besser integriert in eine neue Gesamtkonzeption soll auch die Jugendverkehrsschule werden. Bislang sorgt eine Zaunanlage dafür, dass die von der Verkehrswacht betriebene Einrichtung kaum zugänglich ist und ein Fremdkörper bleibt. Hier soll eine Öffnung des Verkehrsparcours angestrebt werden. Dies ist auch der Wunsch der Anwohner, die sich zudem für die Verkehrserziehung ihrer Kinder weitere lehrreiche Angebote der Verkehrswacht wünschen. Zugleich soll der Bachverlauf zwischen Flanierweg und dem Verkehrsübungsgelände wieder ans Tageslicht zurückkehren, denkt die Stadt an eine umfassende Renaturierung.

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Die Anwohner würden sich wünschen, das Areal der Jugendverkehrsschule viel regelmäßiger nutzen zu können. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Offenlegung des Baches

Das Fließgewässer soll sich im Anschluss durch die unterhalb liegende Parkanlage weiterschlängeln und dort in eine Retentionsfläche münden, die bei starken Niederschlägen das Wasser aus dem Umfeld aufnehmen kann. Zugleich soll die durch alten Baumbestand beschattete Parkfläche mit weiteren Picknick-Plätzen und barrierefreien Zuwegungen aufgewertet werden und somit zum Verweilen einladen. Die Nutzer, so das Ergebnis der Befragung, sind ansonsten mit der naturnahen Gestaltung und den großzügigen Wiesenflächen schon heute durchaus zufrieden. Das Grundproblem auch hier: Zu wenig Sauberkeit und Pflege und ein eklatanter Mangel an Mülleimern.

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Die Parkanlage neben der Straße Am Sportpark soll mit einem renaturierten Bachlauf noch weiter an Qualität gewinnen. Auch der barrierefreie Zugang steht auf dem Aufgabenzettel der Planer. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Der sich anschließende Spielplatz, der bei Sonnenschein ebenfalls von den dichten Kronen der Bäume profitiert, soll mit weiteren Spielgeräten für zusätzliche Anreize zum gemeinsamen Spielen, aber auch intensivere Bewegung sorgen. Eine Vielfalt, die von den befragten Anwohnern schon heute geschätzt wird. Kritisiert wird auch hier die mangelhafte Pflege und Sauberkeit. Zugleich mahnen die Bürger regelmäßigere Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt an.

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Die Vielfalt der Geräte wird auf dem Spielplatz von den Familien durchaus geschätzt. Aber weitere Angebote auf den großen Freiflächen sind dennoch willkommen. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Bessere Beleuchtung gefordert

Darüber hinaus wünschen die Bürger sich ein Beleuchtungskonzept für die Abendstunden sowie eine bessere Pflasterung, damit dort Rollstuhlfahrer, Rollatoren und Kinderwagen sich wieder angenehmer fortbewegen können. Auch die Idee, entlang der Wege Sport- und Bewegungsangebote anzubieten, findet bei den Befragten eine hohe Akzeptanz.

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Die großen Bäume bieten auf den Spielflächen optimalen Schutz vor der Sommersonne. Allerdings wünschen sich die Nutzer zugleich von Polizei und Ordnungsamt mehr Obhut vor ungebetenen Gästen. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Zudem gedenkt die Stadt, die Zugangssituationen zu den einzelnen Parkzonen zu verbessern, Fahrradständer an den angedachten Sportbereichen sowie Sitzgelegenheiten zu platzieren und zugleich ein sogenanntes „Grünes Klassenzimmer“ unter freiem Himmel einzurichten, in dem Umweltthemen direkt vor Ort – beispielsweise rund um die Offenlegung des Ischelandbachs – pädagogisch erarbeitet werden können. Ob sich dazu noch ein Veranstaltungsbereich gesellt, erscheint offen. Die Anwohner befürchten hier eine erhöhte Lärmbelästigung.

Die Kosten für die komplette Aufwertung sollen sich laut ersten Grobschätzungen auf insgesamt 2,3 Millionen Euro addieren. Genaue Beträge hängen vor allem von der Art der Teichsanierung ab. Hier befinden sich Verwaltung und Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) zurzeit in Abstimmung mit verschiedenen Unternehmen. Entsprechende Fördermittel aus Töpfen für „Grüne Infrastruktur“ und Klimaanpassungskonzepte sollen im Herbst dieses Jahres angezapft werden.