Hengstey. Die für den Wassersport lästige Pflanze ist stärker zurück als zuvor. Das Mähboot muss raus. Die Hintergründe zur Entwicklung.

In den vergangenen Sommern hielt sich die Ausbreitung der Wasserpest, der „Elodea nuttallii“ auf den Stauseen des Ruhrverbands einigermaßen in Grenzen. Das vermeldet der Ruhrverband und erklärt weiter: „Gerade einmal zwei Container Mähgut fielen beispielsweise in der Saison 2023 am Kemnader See an, und am Baldeneysee waren überhaupt nur einige wenige Fahrten nötig. Derzeit deutet jedoch vieles darauf hin, dass die diesjährige Wassersportsaison wieder deutlich stärker von der zu Massenentwicklungen neigenden Wasserpflanze beeinträchtigt sein könnte“, heißt es vom Ruhrverband. Auf dem Hengstey- und dem Harkortsee gelte die Absprache der Vorjahre unverändert weiter: Hier könnten die ansässigen Wassersportvereine vom Ruhrverband ein Mähboot ausleihen und mit eigenen Mitgliedern nutzen.

Gründe für den Anstieg der Pflanze

Dass die Verkrautung der Ruhrstauseen in diesem Jahr wieder stärker auftrete als zuletzt, könne verschiedene Ursachen haben. In der Saison 2021, in der wegen der guten Wachstumsbedingungen des Frühjahrs eigentlich ein starkes Massenwachstum befürchtet worden war, hatte das Julihochwasser die Pflanzen stark geschädigt und ihre Wachstumsbedingungen verschlechtert, wovon sie sich bis zum Herbst nicht mehr erholten. „2022 kam vermutlich die Blüte der Kieselalge, die das Wasser stark eintrübte und der Elodea dadurch das zum Wachsen benötigte Sonnenlicht entzog, als limitierender Faktor hinzu, und 2023 – immerhin das nasseste Jahr in den Aufzeichnungen des Ruhrverbands – könnte die häufig erhöhte Wasserführung eine Rolle gespielt haben“, so der Ruhrverband.

So sieht das aus, wenn ein Bagger massenhaft Elodea aus Hengstey- und Harkortsee schaufelt.
So sieht das aus, wenn ein Bagger massenhaft Elodea aus Hengstey- und Harkortsee schaufelt. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Dagegen ist kein Kraut gewachsen

Fest stehe auf jeden Fall: Unabhängig davon, wie sich die Wasserpflanzensituation in diesem Jahr noch entwickeln wird, der kosten-, zeit- und ressourcenintensive Mähbooteinsatz sei auch weiterhin die einzige Möglichkeit, um die Einschränkungen für den Wassersport abzumildern. Das habe das Forschungsprojekt „Elodea II“ ergeben, in dessen Rahmen weitere Methoden (Untergrundbearbeitung mit Wasserdruck, Eggen oder Harken, Konkurrenzbepflanzung mit niederwüchsigen Armleuchteralgen) erfolglos erprobt worden waren. Zudem hätten hydraulische Simulationen gezeigt, dass eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit durch Buhnen oder andere wasserbauliche Einbauten nicht möglich sein werde.

Boot fährt durch Datenvorgabe

„Unterm Strich bleibt also die Erkenntnis: Gegen Elodea ist „kein Kraut gewachsen“. Das ist zwar gewässerökologisch positiv zu bewerten – Elodea produziert wie andere Wasserpflanzen Sauerstoff, bietet Fischen und anderen Wasserlebewesen Nahrung und gedeiht überhaupt nur dort, wo es eine gute Wasserqualität gibt –, aber eben mit Problemen für den Wassersport verbunden. Daher gilt es, die derzeitigen Mähmethoden technisch weiter zu optimieren, etwa durch GPS-Unterstützung, die auf dem Baldeneysee zum Einsatz kommt“, so der Ruhrverband. Das damit ausgestattete Boot sei in der Lage, über Positionsbestimmung per Echtzeit-GPS automatisiert zu fahren und zu mähen. Hierzu werden die zu mähenden Bereiche vorab in eine Karte eingetragen und an die Schiffsteuerung übertragen. Das Boot fährt nach Datenvorgabe automatisiert die vorgegebenen Bahnen ab und schneidet die Pflanzen in optimaler Tiefe. Dadurch wird die Mahd effizienter und kann bereits erfolgen, wenn die Pflanzen noch nicht bis an die Oberfläche gewachsen sind