Hohenlimburg. Das Lennebad in Hohenlimburg ist dem Abriss geweiht. Doch die Besucherzahlen steigen stetig. Zuletzt rasant. Warum?
Eigentlich sollte ein Saunaabend angekündigt werden, der am kommenden Samstag, 27. April, im Richard-Römer-Lennebad stattfindet. Der Beifang eines Anrufes vom Fördervereinsvorsitzenden Frank Schmidt liefert aber eine Geschichte mit, die unerwartet kommt und etwas den Beigeschmack hat, dass Totgesagte wohl doch länger leben. Das Lennebad erlebt mit Blick auf seine Besucherzahlen eine kleine Renaissance. Es wird bekanntlich abgerissen.
Emotionale Verbindungen
Ein Bürgerentscheid hatte dieses Schicksal bekanntlich besiegelt. Das Lennebad weg, ein neues Ganzjahresband in Henkhausen wird gebaut. Das ist die ganz knappe Version der Geschichte, in der es um Millionen, die Zukunft des ganzjährigen Schwimmens in Hohenlimburg und auch um emotionale Verbindungen geht. Und genau diese emotionale Beziehung - so vermuten sie im Kreise derer, die ihre freie Zeit für den Dienst am und im Bad opfern - kommt gerade zum Tragen.
„An einem Sonntag neulich hatten wir 100 Badegäste da“, sagt Frank Schmidt. Die Zahl ist doppelt erstaunlich, weil sie zum einen das Doppelte eines normalen Sonntags ist. Und zweitens, weil das Bad am unteren Ende überhaupt möglicher Öffnungszeiten rumkrebst. An besagtem Sonntag hatte das Lennebad „nur“ fünf Stunden geöffnet. „Angestrebt waren in früheren Diskussionsrunden mit der Verwaltung mal 15 Besucher pro Stunde, damit sich das Bad lohnt“, erinnert sich Frank Schmidt.
Die absoluten Zahlen steigen
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Es geht hier aber auch nicht um spätes Nachtreten oder verletzte Eitelkeiten, weil Fördervereinsvorsitzende eines dem Abriss geweihten Bades logischerweise nachtrauern. Nein, die absoluten Zahlen zeigen auch, dass der Besucherschub sehr real ist. Zwischen Januar und April dieses Jahres waren bereits 10.623 Besucher im Lennebad. Im gleichen Zeitraum 2023 waren es 9370 und 2022 wiederum 8146 - jeweils zwischen Januar und April. Insgesamt kamen 2023 21.660 Badegäste. Der Trend in diesem Jahr zeigt an, dass die Zahl übertroffen wird.
„Vielleicht merken viele ja erst jetzt, was sie da jahrzehntelang vor der Haustür stehen hatten und dass es besser ist, noch mal hinzugehen, bevor es weg ist.“
Bei Hagenbad, der für die Bäder zuständigen städtischen Gesellschaft, erklärt man sich das auf Anfrage mit einem insgesamt wieder mehr aufblühenden Freizeitverhalten nach den Corona-Jahren. Das ist freilich eine unbewiesene These. „Klar ist aber, dass es einen Besucherschub im Lennebad gibt, den wir auch registrieren“, sagt Hagendbad-Sprecherin Alicia Pieper.
Italienischer Saunaabend
„Natürlich ist es auch so, dass der baldige Abriss sicherlich auch Gefühle in vielen weckt, die entweder in weiter Vergangenheit zuletzt hier waren oder jetzt merken, dass sie das Bad lieber noch mal nutzen, bevor es nicht mehr da ist“, mutmaßt Frank Schmidt. Vielleicht erkenne man jetzt auch erst, was man da eigentlich seit vielen Jahren vor der eigenen Haustür stehen hat - in Hohenlimburg.
Pizza und Flammkuchen
Wer die gleichen Gefühle mit Blick auf die kleine Sauna hat, die seit Jahren im Lennebad betrieben wird, für den könnte ja die nahende Saunanacht etwas sein. Sie beginnt am kommenden Samstag um 19 Uhr. Es wird Flammkuchen und Pizza vom Ofen geben. Das Motto des Abends: „Dolce Vita“. Der neue Bäderleiter von Hagenbad, Volker Külpmann, bringt den Pizzaofen selbst mit.
Dazu fruchtig-frühlingshafte Aufguss-Aromen von Melone bis Mango, pflegende Peelings und erfrischende Beigaben. Die Sauna wird in italienischen Farben geschmückt sein. Es darf aber nicht nur textilfrei geschwitzt, sondern auch ohne Badebekleidung geschwommen werden - mit idyllischem Ausblick aus dem riesigen Panoramafenster auf das altehrwürdige Hohenlimburger Schlossgemäuer.
Interessenten müssen sich allerdings sputen: Die Tickets zum Preis von 17,50 Euro, in denen Peelings und Beigaben enthalten sind, werden stark nachgefragt, es sind aber noch ein paar Restkarten im Hallenbad erhältlich. Pizza, Flammkuchen und verzehrte Getränke sind am Samstag vor Ort extra zu bezahlen.