Hagen. Das Geschäftsführer-Ehepaar von „Medice“ in Iserlohn hat das stattliche Anwesen an der Lohe-/Haßleyer Straße in Hagen kernsaniert. Ein Traum.
Ein exklusiver Einblick in ein Traumdomizil: Es war eine echte Mammutaufgabe. Aus der mehr als 100 Jahre alten, dunklen und mit Efeu beinahe zugewachsenen Kerckhoff-Villa in Hagen-Eppenhausen ist ein lichtdurchflutetes Traumhaus mit parkähnlichem Garten geworden. Die Villa wurde im wahrsten Sinne des Wortes wachgeküsst - und es war ein sehr langer Kuss.
Denkmalgeschützte Immobilie in Landschaftsschutzgebiet
„Wir hatten für die Renovierung ein Jahr eingeplant. Ich hab‘ gedacht, das Ganze würde eine recht kleine und leichte Sache werden. Ein paar neue Möbel, ein bisschen was im Garten machen - fertig“, sagt Eigentümerin Dr. med. Katja Pütter-Ammer mit vielsagendem Lächeln.
Aus dem einen Jahr mit Kleinigkeiten wurde eine fast dreijährige Kernsanierung. „Im Nachhinein betrachtet eigentlich kein Wunder. Es handelt sich bei dem Gebäude zum einen um eine denkmalgeschützte Immobilie in einem Landschaftsschutzgebiet, zum anderen wollten wir in dem Haus eine Doppelnutzung realisieren“, erläutert die Hausherrin.
Familienunternehmen Medice in dritter Generation
Katja Pütter-Ammer und ihr Mann Richard Ammer leiten gemeinsam in dritter Generation das Familienunternehmen Medice mit Sitz in Iserlohn. Vor einigen Jahren hat sich das in der Arzneimittelindustrie (u.a. Meditonsin) tätige Unternehmen neu aufgestellt und verbindet mit „Medice -The Health Family“ Ernährungs-, Gesundheits- und Umweltkonzepte.
Nachhaltigkeit im Visier
„Vor diesem Hintergrund haben wir uns nach einer Immobilie umgeschaut, in der wir privat wohnen, aber auch Gäste und Geschäftspartner empfangen können. Außerdem wollten wir einen Naturraum, in dem wir den Nachhaltigkeitsgedanken verwirklichen können, schaffen“, erläutert Katja Pütter-Ammer den Dreiklang, der ihr und ihrem Mann wichtig war und ist.
„Wir haben uns nach einer Immobilie umgeschaut, in der wir privat wohnen, aber auch Gäste und Geschäftspartner empfangen können.“
Und dann kam eins zum anderen: „Wir lernten Frau Hesterberg, die Vorbesitzerin der Kerckhoff-Villa, kennen. Ich war von dem Haus sofort geflasht“, sagt die Iserlohnerin mit strahlendem Lächeln und fährt fort: „Wir wurden uns einig, haben die Immobilie gekauft, und dann begann das Abenteuer.“
1922 von den Gebrüdern Ludwigs erbaut
Der Zahn der Zeit hatte an der 1922 von den Hagener Architekten Gebrüder Ludwigs entworfenen Villa an der Lohestraße/Haßleyer Straße deutliche Spuren (u.a. Feuchtigkeit in den Wänden) hinterlassen, und Haus samt Garten wirkten dunkel und wenig einladend. „Eine Freundin wunderte sich und sagte ,Aber Katja, du magst doch Licht und Farben?‘ und brachte mich kurzerhand mit dem Berliner Farbgestalter und Innendesigner Gisbert Pöppler in Kontakt. Ein Segen“, blickt die Hausherrin heute zurück.
Ein strahlendes Foyer
Nachdem die baulichen Veränderungen durchgeführt worden waren (u.a. besteht der „Gartensaal“ jetzt nur noch aus einem Raum, und die Treppe ins Obergeschoss wurde erneuert), ging es an die Farbgestaltung, wobei über allem der Begriff Harmonie stand. „Die Eingangshalle, in der ja auch kleine Empfänge stattfinden, hab‘ ich in einem warmen Gelbton gestaltet. Auch ohne direkten Lichteinfall strahlt das Foyer jetzt regelrecht“, erläutert Gisbert Pöppler. Und weiter: „Im Gartensaal - wir sprechen nicht von Esszimmer - wurden die Fenster vergrößert und die Wände zum Teil in hellem Blau gestrichen, um den Eindruck von ,Luftigkeit‘ zu erzeugen.“ Viel Licht und viel Farbe, so lauteten die Hauptziele des Designers. „Dass dabei keine ,Villa Kunterbunt‘ herausgekommen ist, liegt daran, dass Gisbert ein echter Experte ist“, resümiert Katja Pütter-Ammer erleichtert.
„„Die Eingangshalle, in der ja auch kleine Empfänge stattfinden, hab‘ ich in einem warmen Gelbton gestaltet. Auch ohne direkten Lichteinfall strahlt das Foyer jetzt regelrecht.“
Farbiger Sockel als Schmutzschutz
Trotz aller Ästhetik wurde aber auch auf Funktionalität gesetzt: So wurde ein unempfindlicher Terrazzo-Boden verlegt, und einige Wände wurden mit einem farbigen Sockel als Schmutzschutz versehen.
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15.000 Quadratmeter großes Areal
Und das 15.000 Quadratmeter große Grundstück? Manuel Wehrle von der Berliner Gartenakademie hatte anfangs eine strenge, formale Gestaltung geplant, spürte dann allerdings, „dass es mehr fließen muss“. Wehrle arbeitete mit dem Hagener Umweltamt eng zusammen. Einige, durch den Borkenkäfer stark geschädigten Buchen, mussten gefällt werden, wurden jedoch durch junge Bäume ersetzt. „Außerdem haben wir Sträucher und Stauden gepflanzt, Blühwiese und Gemüsegarten angelegt und den bestehenden Teich renaturiert und erweitert“, erläutert der Landschaftsarchitekt.
Wichtig sei ihm gewesen, dass Haus und Garten gesamtheitlich gesehen werden und dass auch der Außenbereich bunt wird. „Farbige Blumen werden demnächst im Garten blühen, und an der Fassade werden Rosen ranken“, schwärmt Manuel Wehrle.
Im englischen Landhausstil erbaut
Die im englischen Landhausstil mit expressionistischen Stilelementen erbaute Villa wurde vor über 100 Jahren von den Architekten Gebrüder Ludwigs entworfen. Der Eingangsbereich mit dem darüberliegenden Balkon ist aus gestalterischer Sicht der Mittelpunkt der symmetrisch angeordneten Hauptfassade.
Der Hagener Unternehmer Gustav Adolf Kerckhoff (1878-1936) ließ die Villa erbauen und bewohnte sie mit seiner Familie über etliche Jahre. Sie ist das einzige Gebäude jenseits der Haßleyer Straße, die im Rahmen der Idee „Gartenstadt Hohenhagen“ realisiert wurde.
Auch Thomas Ostermann von der ausführenden Bauunternehmung Verfuß in Hemer, sowie Nicole Walter, bei Medice zuständig für Bauprojekte, sind über die „Metamorphose“ der Kerckhoff-Villa -zweifellos eines der architektonisch schönsten Häuser Hagens - glücklich. „Besonders die speziellen Klinker, die die Villa verkleiden, sowie die zersprungenen Ziegel sind reizvoll und wurden in behutsamer Weise erneuert oder gerettet“, unterstreichen die beiden.
Schon gute Geschäftsabschlüsse getätigt
Und die Hausherrin bzw. der Hausherr? Die haben aus Dankbarkeit und Freude darüber, dass letztendlich doch alle Baumaßnahmen und Verschönerungen geklappt haben, vor einigen Monaten sämtliche 90 beteiligten Handwerker sowie die Nachbarn im Bereich Lohestraße/Haßleyer Straße zu einer Einweihungsfeier eingeladen. Katja Pütter-Ammer lächelt: „Wir fühlen uns hier sehr wohl und hatten auch schon ein paar internationale Gäste, zum Beispiel aus Kanada und China, zu Besuch. Und was soll ich sagen? Wir haben hier auch schon einige wirklich gute Geschäftsabschlüsse getätigt.“