Hagen. Überraschender Start ins Politik-Jahr 2024: Oberbürgermeister Erik O. Schulz wird bei der Kommunalwahl 2025 nicht noch einmal kandidieren
Ein politisches Beben hat am Donnerstag das Hagener Rathaus erschüttert: Verwaltungschef Erik O. Schulz erklärte völlig überraschend, dass er bei der im Herbst 2025 anstehenden Kommunalwahl nicht ein drittes Mal für das Amt des Oberbürgermeisters antreten werde. Parallel zur Dezernentenriege im Verwaltungsvorstand wurden auch die Vertreter der Ratsallianz aus CDU, Grünen und FDP über die Spitzen-Personalie informiert.
„Jeder, der in ein Amt auf Zeit gewählt wurde, muss sich die Frage stellen, wie lange man ein solches Amt ausfüllen möchte und wann der richtige Zeitpunkt zum Aufhören ist“, verwies der 58-Jährige vorzugsweise auf sein Bauchgefühl, das ihm signalisiert habe, dass nach elfeinhalb Jahren der richtige Augenblick zum Abschied gekommen sei. „Dabei räume ich ein, dass mir diese Entscheidung, die ich nur mit der Familie, Freunden und engen Vertrauten abgestimmt habe, sehr schwer gefallen ist, weil ich mit Herz und Seele Oberbürgermeister bin. Ich empfinde es als eine große Ehre, erster Bürger meiner Heimatstadt sein zu dürfen und nehme meine Aufgaben nach wie vor mit großer Freude und Leidenschaft wahr“, betonte Schulz, dass er weder gefrustet sei, noch ihm die Lust auf den Job fehle.
Keine Amtsmüdigkeit
„Natürlich haben die zahlreichen aufeinanderfolgenden Krisen der zurückliegenden Jahre viel Kraft gekostet, eine große mentale Belastung bedeutet und manches Mal auch bis spät in die Nacht an die Grenzen der Leistungsfähigkeit geführt“, räumte Schulz im Gespräch mit der Stadtredaktion ein.
„Aber ich verspüre keine Amtsmüdigkeit oder Ermattung, sondern eher Dankbarkeit – das hat mich auch immer motiviert und angetrieben. Wenn ich mich frage, was mir an dem Job nicht gefällt, sind das weniger Dinge als in jedem anderen Job, den ich mir vorstellen könnte“, versicherte der OB, dass er zurzeit kein anderes Jobangebot in der Hinterhand habe. Allerdings habe er durchaus die Vorstellung, nach 2025 weiter zu arbeiten, allerdings in keinem öffentlichen Amt mehr. Zudem wolle er künftig auch wieder mehr Zeit mit der Familie verbringen und vor allem Hagen treu bleiben.
„Ich habe mir die Freiheit genommen, selbst zu entscheiden, wann ein Amt einen Staffelstabwechsel gebrauchen kann“, habe er ganz bewusst diesen frühen Zeitpunkt für die Entscheidung gewählt, um den Parteien und potenziellen Kandidaten die Chance zu eröffnen, sich frühzeitig auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr vorzubereiten.
„Nicht halbherzig weiterarbeiten“
Die Sorge, dass er bis zum Herbst 2025 als „Lame Duck“ (lahme Ente) mit fehlender Durchsetzungskraft wahrgenommen werden könnte, hegt Schulz nicht. „Ich lege keineswegs amtsmüde den Stift nieder, sondern verspreche, keineswegs halbherzig weiterzuarbeiten. Alles andere würde auch nicht meinem Ethos entsprechen.“
Vor allem der Zeitpunkt der Entscheidung kommt völlig überraschend: Denn zwei Wochen nach dem Jahreswechsel befindet sich das Hagener Rathaus zumindest auf den politischen Ebenen traditionell noch im Winterschlaf-Modus. Entsprechend hatte Anfang Januar niemand mit einer solch spektakulären Personalie zum Start in das Jahr 2024 gerechnet, zumal Schulz beim Neujahrsempfang der Hagener CDU am vergangenen Samstag auch keinerlei Andeutungen machte. Selbst die Vertreter der Allianzfraktionen von CDU, Grünen und FDP wurden erst am Mittag über diese Entwicklung in der Teppichetage in Kenntnis gesetzt – Vorabgespräche gab es keine.
Zweimal bei Wahlen erfolgreich
Das bei Abstimmungen häufig von „Hagen Aktiv“ sekundierte Dreierbündnis hatte sich 2014 nach dem Abschied von Jörg Dehm überraschend hinter dem sich von der SPD abwendenden Schulz versammelt und ihn zu ihrem gemeinsamen Kandidaten nominiert. In einer Stichwahl gelang es dem heute 58-Jährigen, sich seinerzeit gegen den ehemaligen Feuerwehrchef und heutigen Hasper Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki (SPD) durchzusetzen. Sechs Jahre später konnte der Fichte-Abiturient und gelernte Diplom-Verwaltungs- und Betriebswirt bei seiner Wiederwahl an den Urnen sogar im ersten Wahlgang gegen gleich sieben Konkurrenten bestehen.
Angesichts dieses Erfolges hegte man in Reihen der Allianz die Hoffnung, dass der Familienvater auch von 2025 bis 2030 noch einmal die Oberbürgermeister-Rolle übernehmen würde, um dann im 65. Lebensjahr nach drei Amtszeiten sich nahtlos in den Ruhestand zu verabschieden. Ein Trugschluss – die Kandidatensuche für die Kommunalwahl 2025 ist ab sofort eröffnet.