Haspe. Am Steinplatz in Haspe fallen plötzlich Schüsse. Zwei Männer werden schwer verletzt - Önder Kurt reagiert sofort und eilt ihnen zur Hilfe.
Der Regen hat die Blutflecken von der Straße mittlerweile weggespült. Es ist ein verregneter Tag, am Steinplatz in Hagen-Haspe ist nicht viel Betrieb. Im Sommer aber erwacht der Platz aus seinem Winterschlaf, viele Kinder spielen auf der Straße oder dem kleinen Spielplatz. Am 9. Dezember waren gegen Nachmittag keine Kinder auf der Straße. Zum Glück. Denn plötzlich fielen Schüsse.
Önder Kurt, der an der Ecke seinen kleinen Kiosk betreibt, kann sich noch gut an diesen Tag erinnern. Es war der Tag, an dem er zwei Männern half, die schwer verletzt mit blutenden Schusswunden auf der Straße, fast direkt vor seinem Kiosk, lagen. „Ich wusste erst gar nicht, was los war, ich habe nur den Lärm gehört und bin raus“, sagt der Kiosk-Besitzer. „Ich dachte erst, sie seien angefahren worden. Dann habe ich die Wunden und das Blut gesehen und wusste, es ist was Schlimmeres.“
Mit Handtüchern auf die Wunden gedrückt
Der Mann reagiert geistesgegenwärtig und holt zwei Handtücher aus seinem Kiosk, um bei den Männern Erste Hilfe zu leisten und die Handtücher auf die Wunden zu drücken, bis die Rettungskräfte eintreffen. Irgendwer rief die Polizei. „Man überlegt in dem Moment gar nicht, sondern macht einfach“, sagt der Hasper, der 2011 seinen Kiosk hier eröffnet hat. Angst hätte er in dem Moment nicht gehabt. „Das war selbstverständlich.“
Fahndung nach dem Tatverdächtigen
Die angeschossenen Männer seien nicht „von hier“ gewesen, sagt Önder Kurt im Gespräch. Am Steinplatz kennen sich die Menschen untereinander. „Wir kennen und helfen uns. Die Kinder helfen mir zum Beispiel oft, wenn ich Sachen in den Kiosk tragen muss. Es ist eigentlich eine eher ruhige Gegend hier.“
An diesem Tag aber rückte die Polizei daraufhin mit einem Großaufgebot an. Der Schütze flüchtete vom Tatort und gilt weiterhin als flüchtig. Die Polizei fahndet nach dem jungen Tatverdächtigen (21) und hat eine Mordkommission eingerichtet.
Aus polizeilicher Sicht eine unauffällige Gegend
„Das war 2023 der größte Einsatz“, sagt Polizei-Sprecher Tim Sendler mit Blick auf den Platz, den viele Hagener vielleicht nicht einmal kennen dürften, der aber plötzlich über die Bildschirme und Zeitungen negativ in die Öffentlichkeit gerückt wurde. „Es gab letztes Jahr wirklich nicht viele Einsätze, aus polizeilicher Sicht handelt es um einen eher unauffälligen Platz“, so Sendler weiter. Es habe einige Einsätze wegen Ruhestörung, 10 Einsätze aufgrund von Streitigkeiten, die sich meist drinnen abgespielt hätten, und einen Anruf zu häuslicher Gewalt gegeben, blickt die Polizei auf die Lage.
Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, erzählt: „Ich wohne schon lange und eigentlich auch gerne hier. Ich habe auch keine Angst, abends auf die Straße zu gehen oder so, man kennt sich untereinander.“ Vorfälle wie dieser seien natürlich ein Schock. Sie hätte sich unabhängig davon schon einige Male an die Polizei gewendet, weil sie vermeintliche Drogen-Deals beobachtet hätte. „Da fahren Autos vor und es werden Päckchen abgelegt und abgeholt - das ist schon auffällig“, so ihre Beobachtungen. Die Polizei sei mehrfach für Kontrollen vor Ort gewesen. Betäubungsmittel-Fälle, so die Polizei, wurden im gesamten vergangenen Jahr aber nicht dokumentiert.