Hohenlimburg/London. Torben Strassburger war beim Spektakel im „Ally Pally“. Wie er an die Tickets kam und was ein Selfie mit einer Legende kostet:
Für den passionierten Darts-Fan Torben Strassburger ging zum Jahreswechsel ein Traum in Erfüllung, denn er konnte zwei der begehrten Karten für den „Ally Pally“ ergattern. Damit ist der Alexander Palast in der englischen Hauptstadt London gemeint, der zwischen den Jahren zum Tollhaus wird, wenn dort die besten Darts-Spieler der Welt um den Weltmeistertitel kämpfen.
Begehrte Tickets
Unter Darts-Spielern ist der „Ally Pally“ eine regelrechte Kultstätte. „Das war eine ganz andere Welt“, sagt Torben Strassburger, der sich dieses Spektakel mit einem Freund erstmals gegönnt hat. Rund 1200 Euro kosteten ihn und seinen Kumpel vier Übernachtungen über den Jahreswechsel in London. Dagegen sind die rund 60 Pfund (zirka 69 Euro), die sie für je ein Ticket der Darts-WM bezahlt haben, quasi ein Schnäppchen. Aber wie kamen die beiden überhaupt an Karten? Und dann gleich an zwei Tagen für ein Achtel- und ein Viertelfinale?
Karten im Vorverkauf
Der Türöffner war das TV-Abo, worüber der Welt-Dartsverband „PDC“ weltweit seine Ligaspiele streamt. Dieses „PDC.TV“ kostet 50 Pfund pro Jahr, und Abonnenten haben Vorverkaufsrecht für Tickets zur Darts-WM. Als passionierter Darts-Spieler, der selbst beim Tus Halden-Herbeck die Pfeile fliegen lässt, besitzt Torben Strassburger dieses TV-Abo schon lange. „Als dann im Sommer die Tickets für die WM in den Verkauf gingen, haben wir nicht lange überlegt und einfach irgendwelche Tickets gekauft“, war der Andrang auf die Online-Verkaufsseite groß. Innerhalb eines Tages waren fast alle Tickets vergriffen - „in Rekordzeit“, wie der Welt-Dartverband „PDC“ damals jubilierte. Ein Viertel aller 90.000 Tickets ging dabei übrigens in deutsche Hände - ebenfalls Rekord.
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Beliebter Sport
In diesem Jahr waren auch gleich fünf Deutsche unter den Spielern, die allesamt früh aus dem WM-Turnier ausschieden. Gefeierter Held ist derweil Luke Littler, der es mit nur 16 Jahren bis ins Finale geschafft hat. „Wie der spielt, das ist schon beeindruckend“, sagt Torben Strassburger, schwärmt aber auch von dem gestandenen Dart-Profi Michael van Gerwen, den er ebenfalls live hat spielen sehen.
Party im „Ally Pally“
Mindestens ebenso beeindruckt war er von der Partystimmung, die von den rund 3200 Darts-Fans im Alexander Palace ausging. Eine Stimmung, die für Deutsche irgendwo zwischen Wiesn-Gaudi, Karnevalssitzung und Schützenfest einzuordnen ist. Verrückte Kostüme, sehr viel Bier und frenetische Fan-Gesänge gehören dabei zum Markenzeichen.
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„Man ist zusammen als eine große Familie“, erinnert sich Torben Strassburger an eine Situation, als er von seinem Platz am Tisch aufstehen wollte, um Bier-Nachschub zu besorgen. „Da schenkte mir spontan ein Engländer neben mir ein Bier ein. Wir kannten uns vorher nicht - aber später habe ich ihm dann ein Bier ausgegeben.“ Verbrüderung unter Darts-Freunden, wie sie der „Ally Pally“ schreibt. Da verblassen auch die Erinnerungen an das bescheidene, aber teure Essen - für Strassburger das einzige negative Erlebnis. Für ein einfaches Hotdog im Brötchen zahle man fast zehn Pfund (zirka 12 Euro). Der Pitcher Bier (1,9 Liter) liege bei rund 30 Pfund (rund 34,70 Euro).
Selfie mit Darts-Legende
Um das eigene Portemonnaie wieder aufzufüllen, winken Geldpreise bei Glücksrädern und an Dart-Werf-Stationen, die für die Fans im „Ally Pally“ angeboten werden. Doch so irritierend der Blick auf die Kosten auch ist - für Fans wie Torben Strassburger sind sie eine Nebensache, die man schlicht einkalkuliert. Denn dieses Spektakel war für ihn jeden Cent wert, da ist er nach der Rückkehr nach Hohenlimburg sicher. Mit im Reisegepäck hatte er eine Erinnerung fürs Leben: Ein gemeinsames Foto mit Ansager Russ Bray, der mit seiner tiefen Reibeisenstimme den Ausruf „Onehundredandeighty“ (180, höchstmögliche Punktzahl beim Dart) in die Arenen brüllt.
Russ Bray gehört seit Jahrzehnten zum festen Repertoire der Dart-Show und gilt als eine Legende dieses Sports. Für ein professionelles Selfie mit ihm plus Autogramm wurden 20 Pfund fällig, aber das nur nebenbei. Denn die Reibeisenstimme geht in Rente. In diesem Jahr tritt Bray zum letzten Mal bei einer Darts-WM auf - ein gemeinsames Foto ist also umso begehrter.
Finale im TV
Als diese Zeilen entstehen, ist das Finale der Darts-WM in London noch ein paar Stunden entfernt. Der 16-jährige Luke Littler tritt an gegen Luke Humphries, den offiziell besten Darter der Welt. Torben Strassburger wird sich das Finale mit seinem Kumpel vor dem Fernseher in Hohenlimburg anschauen und nebenbei selbst ein paar Pfeile auf die hauseigene Dartsscheibe werfen. Ob Sie zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr wieder nach London reisen wollen, diese Frage erübrigt sich: „Wenn die WM-Tickets in den Verkauf gehen, schlagen wir wieder zu.“