Hagen-Mitte. 1,2 Millionen Förderung, um schnelle Veränderung in der Hagener City hinzukriegen. Die Stadt ist stolz auf den Betrag - und will umsetzen.

Jahrelang ging der öffentliche Eindruck so: Die Hagener Innenstadt bewegt sich der Bedeutungslosigkeit entgegen, geht den Bach runter und niemand unternimmt etwas. Auch nicht die Stadt. Denn was soll sie machen? Gehören ihr die meisten Immobilien doch nicht und für die darbenden Galerien kann sie auch nichts - Investorensache. Nun, das dreht die Stadt nun um und man muss das Vorgehen dabei als durchaus neu bezeichnen. Kaum eine Stadt in NRW hat im Rahmen des Programms „Zukunftsfähige Innenstädte“ so viel Geld erhalten wie Hagen. Und damit wird nun konkret in der Hagener City etwas passieren.

Zwischen 2024 und 2027 gehen Stadt, Citygemeinschaft, Hagener Wirtschaftsentwicklung und Unternehmerverein die Fördermaßnahmen an. „Knackige Zeitschiene“, wie OB Erik O. Schulz selbst sagt. „Und das Thema Großimmobilien ist Neuland für uns“, sagt noch dazu Andreas Beilein, der erst in diesem Jahr ins Ressort Stadtplanung gewechselt ist und den man an seinem vorherigen Wirkungsort Datteln Medienberichten zufolge und angesichts seiner Fachlichkeit wohl schmerzlich vermisst.

Leerstand wieder füllen

Große helle Bodenplatten in der Fußgängerzone zu verlegen - so wie hier in der Hohenzollernstraße - würde laut Stadt 30 Millionen Euro kosten und sei damit vom Tisch.
Große helle Bodenplatten in der Fußgängerzone zu verlegen - so wie hier in der Hohenzollernstraße - würde laut Stadt 30 Millionen Euro kosten und sei damit vom Tisch. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

In der Tat präsentiert der Planer neue Ansätze. Zum Beispiel sollen Planungen für Gebäude und Flächen entworfen werden, die der Stadt gar nicht gehören, um „sanften Druck auszuüben“, wie Beilein sagt - und mit denen man mutig an Investoren und Besitzer herantreten werde. Er nennt den Kaufhof und die Rathaus-Galerie als Beispiele. 250.000 Euro stehen dafür bereit. „Eins ist auch klar“, so Beilein, „wir können nicht überall Verwaltungsnutzung reinbringen“. So wie in der Volme-Galerie geschehen. Konkret wird man blicken auf das Viereck Kaufhof, Marienhospital, Rathaus und Volme-Galerie. Im Zentrum auch die Frage: Kann Kultur eigentlich zur Aufwertung der City beitragen?

Der Nassauplatz am Volkspark soll aufgewertet und als Platz überhaupt erlebbar werden. Sogar von einem Palmenhain ist die Rede.
Der Nassauplatz am Volkspark soll aufgewertet und als Platz überhaupt erlebbar werden. Sogar von einem Palmenhain ist die Rede. © Hagen | Martin Weiske

Christian Isenbeck vom Unternehmerverein hält das Mietprogramm, das zuletzt aufgelegt wurde, für „gescheitert. Wenn die Leute nach zwei Jahren dann plötzlich die volle Miete zahlen sollen“, seien sie weg. Andreas Beilein schob Fakten ein: „Nur ein Drittel der Leute ist dann weg. Zwei Drittel bleiben.“ Christian Isenbeck hält den Leerstand in der Hagener City übrigens für klein. Vorteilhaft für die Stadt ist wohl nach Auskunft aller Beteiligten, dass die Besitzerschaft entlang der Elberfelder Straße beispielsweise heterogen ist, aber viele Gebäude in Familienbesitz seien und die Eigentümer direkt greif- und ansprechbar.

Nassau-Platz umgestalten

OB Schulz lässt sich noch entlocken, dass die Zeit einer vieretagigen Nutzung im Kaufhof-Gebäude vorbei sei und er nach Gesprächen die Lage eher so deute, dass künftig von einer gemischten Nutzung ausgegangen werden könne. Es stehe ein privater Investor mit Familienhintergrund dahinter, dem nicht egal sei, wie die Hagener City sich weiterentwickele. Und Christian Isenbeck, für den Unternehmerverein am Tisch, wirft ein: „Man kann mindestens zwei Etagen abziehen.“

Was wird aus dem geschlossenen Kaufhof? Laut OB Schulz könnte hier eine gemischte Nutzung Wirklichkeit werden.
Was wird aus dem geschlossenen Kaufhof? Laut OB Schulz könnte hier eine gemischte Nutzung Wirklichkeit werden. © Hagen | Michael Kleinrensing

Mit 580.000, so Andreas Beilein, sollen zwölf leerstehende Ladenlokale vergünstigt vermietet werden. Für Start-ups oder Kreativnutzungen. 150.000 Euro werden zum Anschub für ein Citymanagement verwendet. „Da wollen wir auch eine laserbasierte Frequenz-Zählung an den Start bringen“, sagt Andreas Beilein. „Wir wissen bereits, dass die Frequenz in der Innenstadt nicht so schlecht ist, wie allgemein behauptet. Aber wir wollen das tagesscharf genauer wissen.

Der neue Hagener Stadtplaner Andreas Beilein.
Der neue Hagener Stadtplaner Andreas Beilein. © WP | Michael Kleinrensing

Eine zuletzt viel diskutierte Erneuerung des Bodenbelags in der Fußgängerzone nach Vorbild der hellen, großen Platten in der Hohenzollernstraße ist vom Tisch. „Das kostet 30 Millionen Euro“, sagt Christian Isenbeck. Baudezernent Henning Keune nickt. Man kenne die Preise. 200.000 Euro indes fließen in die „punktuell gestalterische Verbesserung der City. Da werden die Verantwortlichen konkret. Trinkwasserspender (der erste wird nächste Woche geliefert und angeschlossen), Spielgelegenheiten für Kinder, mobile Begrünung und mobile Blumenkübel und die Beauftragung eines Lichtdesigners für ein Beleuchtungskonzept kommen.

In den Blick nimmt man vor allem auch den Adolf-Nassau-Platz, den viele Bürger vermutlich gar nicht als Platz wahrnehmen. Das ist die Fläche neben C&A, dem Volkspark und am Reisebüropavillon. Nur wahrgenommen während des Weihnachtsmarkts, wenn hier die Gruselbahn steht. „Die Uhr weg, die Litfaßsäule weg, die 80er-Jahre-Trennsteine weg und den Volkspark zur Fläche hin öffnen“, sagt Christian Isenbeck. Und Andreas Beilein liest aus dem Förderantrag vor: „Auch ein Palmenhain ist denkbar. Wieso nicht mal ganz anders denken?“