Hagen. Keine zwei Monate ist es her, dass der Hagener Juwelier Ercosman Opfer eines brutalen Überfalls wurde – jetzt ist er wieder da.

Er wurde Ende Oktober in seiner Wohnung überfallen und brutal zusammengeschlagen. Er kämpfte ums Überleben. Doch jetzt, drei Wochen später, steht der Hagener Juwelier Edip Ercosman (58) bereits wieder in seinem Geschäft hinter der Schmucktheke. Zum Lachen ist ihm zwar noch nicht wieder zumute, doch er glaubt an ein Wunder und verkündet überglücklich: „Ich lebe noch!“

Eine Art Wunder scheint tatsächlich passiert zu sein: Mehrfach hatte der maskierte Täter mit einer Metallstange auf den Kopf des Geschäftsmanns einschlagen. Schweres Schädel-Hirn-Traum und Hirnblutung. Und dann blieb auch noch dreimal sein Herz stehen. Sein Zustand war sogar dermaßen kritisch, dass ihn der Rettungshubschrauber nicht mehr mitnehmen konnte. Doch zwei Ärzte und mehrere Sanitäter kämpften um ihn, wofür er jetzt unsagbar dankbar ist. 

Notoperation und Koma

Und nun steht er wieder zwischen seinen Goldketten, Ringen und Uhren in seinem Laden, als sei nichts geschehen? Nach 14 Tagen Krankenhausaufenthalt mit Notoperartionen, Koma und Intensivstation geht das Geschäft vor der Gesundheit, bleibt alles so wie gehabt? Natürlich nicht. Die Angst, dass der oder die Täter jederzeit wiederkommen könnten, sitzt tief. Edip Ercosman glaubt zwar, keine Feinde zu haben, zumindest könnte er sich an keine mehr erinnern, sagt er. Doch da nagen Zweifel, nach drei echten Überfällen - und einem nur vorgetäuschten. 

Die Spuren am Tatort lassen nur erahnen, wie brutal die Täter vorgegangen sein müssen. Jetzt steht eine Belohnung im Raum.
Die Spuren am Tatort lassen nur erahnen, wie brutal die Täter vorgegangen sein müssen. Jetzt steht eine Belohnung im Raum. © Alex Talash | Alex Talash

Jeden Tag erinnern ihn noch seine Blessuren daran: Eine Blutkruste im Haarkranz und einen mit Mull umwickelten Finger. Dass er sich gegen den hinterhältigen Angriff mit einer Schusswaffe bis zur Bewusstlosigkeit wehren musste und ihm dabei auch noch zwei Finger gebrochen wurden, fällt angesichts der lebensgefährlichen Verletzungen kaum noch ins Gewicht.

Die Angst bleibt

Sein Gesicht ist immer noch taub. Doch der dreifache Vater ist froh, dass letztlich alles noch gut ausgegangen ist und gibt bereits wieder ein Fernseh-Interview. „Zum Glück waren meine beiden Söhne (16, Zwillinge) in der Schule, nicht auszudenken, was sonst passiert wäre“, spricht er in die laufende Kamera. Auch auf seine Lebensgefährtin (55) hätten es die Täter abgesehen. Die Täter? Ein weiterer Komplize stand offenbar vorm Haus. Doch auch drei Wochen nach der brutalen Tat gibt es keine Hinweise auf die Täter, die im Nichts verschwanden. Es fehlt jede Spur - und angeblich auch ein Motiv. 

Den Juwelier beunruhigt das. Sein Gesicht ist immer noch taub. Jetzt versucht Edip Ercosman, Bewegung in seinen Fall zu bringen: „Ich bin bereit, 20.000 Euro für den Hinweis zu zahlen, der zur Identifizierung der bisher unbekannten Täter führt.“ Er möchte endlich wieder Ruhe in seinen Alltag bekommen: „Ich lebe in Angst, traue mich nicht allein auf die Straße, bin nicht gern allein zu Hause. Ich weiß nicht, wer dahintersteckt. Solange der Schläger noch da draußen ist, habe ich Angst.“