Hagen. In der ersten Juli-Woche soll der „Super-Blitzer“ an der Sauerlandlinie in Betrieb genommen werden. Die Anlage vor der Lennetalbrücke wird derzeit installiert.
Die Erleuchtung für den Temposünder kommt verzögert. Per Post, mit amtlichem Vermerk. Der TraffiStar S330 hat wieder einen Raser überlistet. Die stationäre Radarfalle hat als elektronisches Auge des Gesetzes ganze Arbeit geleistet. Die Blitzanlage soll in der ersten Juli-Woche auf der Sauerlandlinie – auf der A45 in Fahrtrichtung Frankfurt, vor der Großbaustelle Lennetalbrücke bei Hagen – in Betrieb genommen werden.
Der "Super-Blitzer" hat bereits vor seiner Inbetriebnahme den Ruf eines Goldesels für die klamme Stadt Hagen erworben hat. Mit einer "märchenhaften" Einnahmekalkulation im ersten Jahr von einer Million Euro.
„Sabotagesichere“ Sensoren
Das Tempomesssystem der Jenoptik Robot GmbH in Monheim funktioniert so: Drei Piezo-Sensoren werden hintereinander in jeden der drei Fahrstreifen eingelassen – „sabotagesicher“, wie das Unternehmen betont. Passiert ein Pkw, ein Lkw oder ein Motorrad den Bereich, werden drei Einzelmessergebnisse erzeugt.
„Stimmen diese überein“, so Sabine Elbers von Jenoptik, „und liegt das endgültige Messergebnis oberhalb“ der vorgeschriebenen Geschwindigkeit, „wird unmittelbar nach Überfahrt des dritten Sensors ein Beweisfoto ausgelöst.“ An den drei stationären Blitzern neben der rechten Fahrspur.
Der Datensatz wird anschließend digital an die Bußgeldstelle der Stadt Hagen übermittelt. Auch nachträglich, so Jenoptik-Sprecherin Stefanie Stäglin, lasse sich in einem Gutachten die gefahrene Geschwindigkeit aus dem Bild heraus ermitteln. „Somit sind die Verstoßbilder beweissicher.“ Rechtsanwälte zweifeln diese Sichtweise bisweilen an .
Hoheitliche Behördenaufgaben wie die Festlegung der Messplätze, Halterfragen an das Kraftfahrtbundesamt oder die Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren bleiben im Hagener Rathaus.
Eine personelle Aufstockung der Bußgeldstelle ist Stadtsprecher Karsten-Thilo Raab zufolge nicht angedacht. Als Deutschlands erfolgreichste Radarfalle – der "TraffiStar S330" an der A2 bei Bielefeld – 2009 in Betrieb ging, wurde das Ordnungsamt um 20 Sachbearbeiter-Stellen erweitert.
Stadt Hagen zahlt Datensatz-Pauschale
Von den 9,9 Millionen Euro, die die Stadt im ersten Jahr einnahm, können die Hagener Stadtväter nur träumen. Ihre Erwartungen – Einnahmen von einer Million Euro im ersten Jahr – sind angesichts von 80.000 Fahrzeugen, die täglich den Bereich passieren, nicht utopisch.
Ex-Oberbürgermeister Dehm (CDU) hatte bereits vor fünf Jahren bestätigt, dass man angesichts der angespannten Finanzlage die Einnahmemöglichkeit Blitz-Anlagen „konsequent nutzen“ müsse.
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„Es geht um die Sicherheit, nicht um die Schikane von Verkehrsteilnehmern“, sagt Jenoptik-Sprecherin Stäglin. Michael Neumann vom Landesbetrieb Straßen NRW, der das Projekt Neubau der Lennetalbrücke (mindestens bis 2018) leitet: „Zwischenzeitliche Änderungen der Verkehrsführungen und verengte Fahrstreifen bergen Gefahrenpotenziale.“ Eine Baustelle ist ein Gefahrenschwerpunkt – damit ist die rechtliche Grundlage für den Aufbau eines Blitzers erfüllt.
„Wir sind Dienstleister, nicht Betreiber der Anlage“, stellt Stefanie Stäglin klar. Im Prinzip handele es sich um eine Art Leasing-Modell, „bei dem wir die Kosten für die Bereitstellung, Installation und Wartung der Geräte tragen“. Dafür erhalte man von der Stadt Hagen eine Datensatzpauschale pro verwertbaren Verstoß-Datensatz.
Pro Fall die gleiche Summe
Wie hoch die Fallpauschale ist, wird nicht gesagt- „Pro Fall immer die gleiche Summe. Egal, ob jemand 20 oder 50 km/h zu schnell ist“, so Stadtsprecher Raab. Für die Stadt zahle sich aus, dass man hohe Anschaffungs- und Wartungskosten einspare. Wie teuer die TraffiStar S330 ist, kann Jenoptik „nicht nur aus Wettbewerbsgründen“ nicht sagen.
Stefanie Stäglin: „Die Kosten werden entsprechend der gewünschten Parameter und Anforderungen individuell kalkuliert.“ Als Bayern 2013 eine Anlage an der A99 vorstellte, wurden Kosten von 230.000 Euro angegeben.