Hagen. 100 Jahre Bauhaus – dieses Jubiläum wird in Hagen vielfältig gefeiert. Jetzt kommt eine Ausstellung hinzu, die den Blick nach vorn richtet.

Das Bauhaus verfolgte vor 100 Jahren das hohe Ziel, die moderne Gesellschaft mitzugestalten. Einen solchen Anspruch verfolgen die Mitglieder der deutschen Sektion der Royal Photographic Society vielleicht nicht gerade, doch für eine Ausstellung im Osthaus-Museum haben die versierten Fotografen Kunst und Leben erfolgreich in Einklang gebracht. „Diese Fotos sind eine Anregung; sie zeigen, wo wir in Hagen heute stehen“, zeigte sich Dr. Elisabeth May, Leiterin des Jungen Museums in Hagen, beeindruckt.

„Beispiel ist alles! – Alltagskultur in Hagen“, ist die Mitmach-Ausstellung im Jungen Museum, das zum Osthaus-Museum gehört, betitelt. Gezeigt werden jeweils zwei Fotos von elf Mitgliedern der Royal Photographic Society zur gegenwärtigen Bau- und Alltagskultur in Hagen.

Eberhard Potempa etwa hat sich des Themas „Luftreinheit“ angenommen und den Säulengang der Finanzamtsschlucht, einen der Hotspots der Luftverschmutzung in der Stadt, fotografiert. „Ich glaube, allen Einwohnern unserer Stadt ist klar, dass weitere Maßnahmen im Kampf um die Verringerung von Schadstoffen erforderlich sind“, begründete der Fotograf seine Motivwahl. Der erst kürzlich installierte Tempo-30-Blitzer sowie die lang ersehnte Bahnhofshinterfahrung, die im Februar eröffnet werden soll, seien auf jeden Fall positiv im Sinne von „Beispiel ist alles“ zu bewerten.

Ort sozialer Kommunikation

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Wie Potempa stammen mehrere Mitglieder der Society aus Hagen – so auch Siegfried Rubbert. Er hat sich mit einem Ort sozialer Kommunikation, dem Kiosk bzw. der Trinkhalle, beschäftigt und zwei brillante Fotos geschossen. „Ich bin durch Hagen spaziert und in die Kioske reingegangen“, beschreibt er seinen Arbeitsstil: „Schon die Leute, die ich dabei kennengelernt habe, waren diese Reise wert.“

Der Ausspruch „Beispiel ist alles“ stammt übrigens vom Hagener Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus (1874 bis 1921), der bekanntlich in enger Verbindung mit Bauhaus-Gründer Walter Gropius stand und das seinerzeit noch junge Medium der Fotografie nutzte, um Baukunst zu dokumentieren und städtebauliche Erfordernisse einer Industriestadt an exemplarisch gelungenen Beispielen aufzuzeigen.

Die Welt neu denken

Die Bauhäusler schauten nicht zurück, sie wollten die Welt neu denken, beförderten zum Beispiel Massenkonsum und Individualverkehr. Besucher der Ausstellung sind aufgerufen, sich diese Sichtweise zu Eigen zu machen und Fotos samt erläuternden Texten zu ausgewählten Orten in Hagen einzureichen, die kennzeichnend sind für den Paradigmenwechsel der Moderne: „Denn auch heute stehen wir durch die sich wandelnde Gesellschaft vor großen städtebaulichen Herausforderungen“, so Elisabeth May.

Teilnahmebedingungen


Fotos können ab sofort eingereicht werden. Die Teilnahmebedingungen sind auf der Museumswebsite einzusehen unter der Adresse: www.osthausmuseum.de
Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 7. November, um 18 Uhr im Jungen Museum im Osthaus Museum. Eingeladen sind alle Interessierten. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei.
Die Ausstellung „Beispiel ist alles“ – Alltagskultur in Hagen“ ist bis zum 19. Januar zu sehen.

Die Fotos der Society-Mitglieder können dabei als Inspirationsquelle dienen. Zum Ende der Ausstellung werden die Beiträge aller Beteiligten in einer Dokumentation zusammengefasst, um einen gelebten, individuell fokussierten Blick auf die gegenwärtige Hagener Bau- und Alltagskultur zu geben.