Hohenlimburg..


Es ist zwar nicht der bundesweit berühmte Maschendrahtzaun, aber zumindest eine ähnliche Begrenzung, die in der Nahmer für Ungemach sorgt. Nahmen die Anwohner der Wuragstraße bislang einen Fußweg über den so genannten Deich, um in das Koenigsee-Biotop zu gelangen, so ist es damit nun vorbei: Seit Donnerstag macht ein Metallgitter die beliebte Abkürzung unmöglich.

Bärbel Dahlhaus atmet erst einmal tief ein, bevor sie ihrem Ärger Luft macht. „Ich bin auf den Rollator und ein tragbares Sauerstoffgerät angewiesen“, berichtet die Anwohnerin, „für mich war es immer sehr angenehm, über den kurzen Weg zum Biotop zu gehen und es mir dort schön zu machen.“ Nun müsse sie für ein paar erholsame Minuten auf einer Bank im Biotop aber die erheblich längere Strecke über Nahmerbach und Obernahmerstraße in Kauf nehmen. „Und der Umweg ist für mich eine große Quälerei.“

Auch viele ihrer Nachbarn können nicht verstehen, warum die bislang frei gelassene Passage in dem Stahlzaun von einem auf den anderen Tag mit einem zusätzlichen Element geschlossen wurde. Denn der Weg vom ehemaligen See zur Wuragstraße sei ja schließlich kein gewöhnlicher Trampelpfad, sondern im Zuge der Arbeiten an dem Biotop extra angelegt worden, sagt Gudrun Korte. „Mit Rüttelmaschine und Schotter – das war bestimmt nicht billig.“

Sorgen um kleine Kinder, die gern im Biotop spielen, macht sich Bettina Kellotat – aus zweifachem Grund: „Früher konnten sie einfach hoch laufen, jetzt müssen sie an der Straße entlanggehen. Und wenn da oben mal etwas passieren sollte, müssen auch die Eltern außen rum – und das dauert natürlich länger.“

Mitarbeiter des Werkhofs hätten das fehlende Teilstück am Morgen eingesetzt, erzählen die Anwohner unisono. Auf die Frage nach dem „Warum“ habe man aber nur die Antwort erhalten: „Da müssen Sie sich an die Stadt wenden.“

Tatsächlich kam der Auftrag zur kompletten Schließung des Zauns von der Verwaltung, bestätigt Werkhof-Mitarbeiter Landolf Scharwächter auf Nachfrage: „Wir wurden geradezu unter Druck gesetzt, das zu machen. Nach mehrmaliger Aufforderung haben wir es dann getan.“ Weshalb die Maßnahme so vehement eingefordert wurde, vermag aber auch Scharwächter nicht zu sagen.

Licht ins Dunkel bringt schließlich Stadtsprecher Thomas Bleicher, der bestätigt, dass die Verwaltung den Auftrag zur völligen Schließung des Zauns gab. Aus gutem Grund: „Genau wie bei dem nahen Spielplatz führt auch der Pfad zu dem Durchgang über ein Stück Privatgelände. Da zuletzt immer mehr Menschen diesen Weg nahmen, hat uns der Besitzer mitgeteilt, dass er das nicht mehr möchte. Und das ist sein gutes Recht.“

Dabei gehe es um die Verkehrssicherungspflicht, fährt Bleicher fort. Stürze nämlich jemand auf dem Privatgelände und ziehe sich dabei eine Verletzung zu, könne der Eigentümer des Grundstücks zur Verantwortung gezogen werden. Für den Spielplatz habe die Schließung aber keine Auswirkungen: „Den Zugang dorthin duldet der Besitzer auch weiterhin.“

Für Bärbel Dahlhaus dürfte das allerdings kein Trost sein. „Ich habe es genossen, da oben am Biotop die Zeit zu verbringen. Nun muss ich wohl hier unten bleiben.“