Hagen. Ein junges Paar überfällt in Hagen zwei Taxi-Fahrer, setzt sogar eine „Aids-Spritze“ ein: Die Beute ist gering, doch ein Opfer leidet schwer.

Mal mit gezückter „Aids-Spritze“, mal mit gezücktem Brotmesser – an zwei Tagen hintereinander wurden im April zwei Taxifahrer überfallen und ausgeraubt. Die Beschreibung der beiden Täter traf auf beide Fälle zu: Junge deutsche Frau mit langen blonden Haaren sowie junger Mann mit arabischem Aussehen. Taxifahrerkollegen konnten der Polizei schließlich den entscheidenden Tipp zur Ermittlung geben.

Landgericht Hagen, Jugendstrafkammer. Verhandelt wird „besonders schwere räuberische Erpressung“ in zwei Fällen. Die blonde Frau (20) und ihr libanesischer Freund (21), der gleich zum Prozessauftakt erklärt, dass er sie immer noch liebt, werden aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Beide legen ein umfassendes Geständnis ab.

Noch zwei Prozesstage


Als weitere Verhandlungstage sind der 24. Oktober (Lebenslauf und Gutachter) und der 11. November (Urteil) geplant.
Beide Angeklagten sind drogenabhängig und waren zur Tatzeit
noch keine 21 Jahre alt. Als Heranwachsende könnten sie nach milderem Jugendstrafrecht verurteilt werden.
Bei schwerer räuberischer Erpressung drohen nach Erwachsenstrafrecht 5 bis 15 Jahre, nach Jugendstrafrecht maximal bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Fall 1: Am 19. April, kurz vor fünf Uhr morgens, steigt das Pärchen am Hagener Hauptbahnhof in ein Taxi. Sie sollen sich vorgenommen haben, während der Fahrt den Fahrer auszurauben. Die Frau setzt sich auf den Beifahrersitz, ihr Freund nimmt hinter dem Fahrer Platz. Es soll nach Eilpe gehen. In Höhe der Hohle Straße, hinter dem Friedhof, hält der Wagen an. Fahrpreis: 13,80 Euro. Sie will angeblich zahlen.

Im selben Augenblick wird der Fahrer (68) von hinten umklammert und gewürgt. Der Fahrgast auf dem Rücksitz drückt ihm mit beiden Armen den Kehlkopf zu. Die Frau auf dem Beifahrersitz, sie führt eine Spritze mit ihrem Blut bei sich, droht: „Die Spritze ist mit HIV-infiziert, ich steche dich! Geld her!“

Das Opfer leidet noch heute schwer unter der Tat

Vor Gericht gerät der Taxifahrer völlig aus der Fassung, als er das traumatische Erlebnis schildern soll. Seine Stimme stockt, er zittert, Tränen fließen. Die Zeugenvernehmung muss unterbrochen werden, der Mann braucht zehn Minuten vor der Saaltür, um sich zu beruhigen.

„Ich hatte Todesangst“, erklärt er, zurück im Zeugenstand. „Seit diesem Vorfall kann ich nachts nicht mehr Taxi fahren. Ich habe es versucht, aber wenn sich jemand hinter mich setzt, kann ich nicht mehr.“ Die Beute betrug 40 Euro.

Taxifahrer erkennen Frau in Beschreibung wieder

Fall 2: Einen Tag später, am 20. April, kurz nach zwei Uhr morgens: Das Pärchen steht in der Frankfurter Straße am Markt und hält erneut ein Taxi an. Er setzt sich wieder auf die Rückbank, sie auf den Beifahrersitz. Ziel ist abermals Eilpe. An der Mühlhauser Straße wiederholt sich der Raubüberfall: „Geld her!“ Diesmal zückt sie ein langes Brotmesser. Beute hier: 45 Euro.

Taxifahrerkollegen erkennen später in der Täterbeschreibung die blonde Frau wieder, die sie vom Hauptbahnhof kennen. Dort soll sie sich als Drogenabhängige regelmäßig herumgetrieben und eine auffällige Jeans getragen haben. Und sie wollte auch immer wieder kostenlos mitgenommen werden.