Hagen.. In einem weiteren Teil der Serie „Was braucht Hagen“ geht es um den Bereich der Stadtentwicklung. Masterplan, Gewerbeflächen und Plätze sind wichtig.
Hagen ist noch immer eine durch Industrie geprägte Stadt, auch wenn die große Zeit der Industrialisierung vorbei ist. Mit 30 Prozent der Beschäftigten ist der Anteil jener, die in der Industrie arbeiten, im Vergleich zu den meisten anderen Städten hoch. „Aber wir sind eine grüne Industriestadt – und darauf sollten wir aufbauen“, betont Andreas Lux.
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Wenn es um das Thema Stadtentwicklung geht, appelliert der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der SIHK, das Augenmerk auf beide Komponenten – Leben und Arbeiten – zu legen.
Heißt: Die Wohnsituation in einzelnen Quartieren soll sich deutlich verbessern, gleichzeitig muss es aber genügend Betriebe geben, in denen auch künftig gearbeitet und produziert werden kann. „Wenn Betriebe Hagen den Rücken kehren, verlassen auch Beschäftige und deren Familien die Stadt. Ein Teufelskreis“, sagt Lux.
Größere Gewerbeflächen
Hagens Stadtplaner sollten ernsthaft nach geeigneten Industrie- und Gewerbeflächen suchen und diese zur Erschließung freigeben – so lautet auch die Botschaft einiger Leser auf unsere gestellte Frage „Was braucht Hagen im Bereich Stadtentwicklung?“ Varta und Zwieback Brandt haben bereits vor Jahren ihre Standorte verlegt, Nordwest und Putsch sitzen auf gepackten Koffern. „Vor allem werden heute größere Gewerbeflächen benötigt“, unterstreicht Lux. Die Herausforderung: Die Arbeitsstätte soll zentral liegen und schnell erreichbar sein, andererseits dürfen Betriebe die Wohnqualität der in der Nähe lebenden Menschen aber durch Lärm oder unangenehme Gerüche nicht mindern.
Was Hagen braucht, ist eine Strategie, eine Art Masterplan, wie die Stadt 2020 oder 2025 aussehen will. „Es sollte das Ziel, dass Bürger in Hagen angenehm leben und arbeiten können, ernsthaft verfolgt werden“, appelliert Lux an Stadtplaner und Unternehmer gleichermaßen.
Problem fehlende Gewerbegebiete
Auch das Planungs- und Architekturbüro Feldmeier und Wrede (PASD) sieht fehlende Gewerbegebiete als Hagens größtes Problem. „Der Mittelstand hat es hier schwer und wandert im schlimmsten Fall sogar ab“, resümiert Jürgen Wrede. PASD agiert seit 30 Jahren nicht nur in Hagen, sondern weltweit.
Gemessen an der Mitarbeiterzahl mit 33 Festangestellten ist es eines der größten Planungsbüros in Südwestfalen. Um mehr Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zu erreichen, sei es wichtig, nicht nur funktionale, kostengünstige Bauten zu errichten, sondern auch eine lebendige Architektur, die die Sinne anspricht, zu realisieren.
Ebert-Platz und Kunstquartier
Als Positiv-Beispiele nennt Wrede die Neue Mitte mit der Umgestaltung des Friedrich-Ebert-Platzes und das Kunstquartier auf der Museumsinsel, „Plätze sind das A und O in Städten, denn dort sammeln sich Menschen, dort findet Leben statt“.
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Stadtentwicklung beinhalte auch immer einen Architekturwandel, „aber den hat Hagen nicht besonders gut hinbekommen“, urteilt Wrede.
Vor mehr als 100 Jahren sei Hagen unter dem Einfluss des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus eine Stadt mit außergewöhnlicher Jugendstil-Architektur und durch den Begriff „Hagener Impuls“ geprägt gewesen, „doch wo ist der neue Hagener Impuls?“
Auch die Leser, so hat unsere Befragung ergeben, fordern einen deutlicheren Gestaltungswillen seitens städtischer Planer, wobei nicht nur Augenmerk auf das Zentrum, sondern auch auf die Wohngebiete gelegt werden soll.
Bürger beteiligen, bevor Planer alle Weichen gestellt haben
Gabriele Haasler setzt sich für Wehringhausen ein
Wenn Stadtentwicklung ein Erfolg werden soll, braucht sie Bürgerbeteiligung. Dazu müssten in Hagen Leitlinien und eine Beteiligungskultur entwickelt werden. Bürgerbeteiligung, die den Namen verdient, setzt da an, wo noch nichts entschieden, keine Weichen gestellt und vor allem keine Pläne gemacht sind. Aktuell läuft es in Wehringhausen so, dass wir für viele Vorhaben Pläne sehen, die teilweise von externen Planungsbüros erstellt worden sind. Die Vorstellungen der Anwohner können jedoch ganz anders aussehen.
Hier gibt es Frust auf beiden Seiten: Die Planer haben Ideen entwickelt und möchten diese möglichst unverändert verwirklicht sehen. Die Bürger, deren Beteiligung wegen EU-Förderungen unabdingbar ist, sind enttäuscht, weil sie in Sitzungen zur Erkenntnis kommen, dass an vielen Stellschrauben nicht mehr gedreht werden kann.
In einer klammen Stadt wie Hagen ist echte Bürgerbeteiligung überlebenswichtig – und das nicht nur in der Stadtentwicklung, sondern an vielen Stellen.
Die Stadt gehört dem Bürger, nicht dem Rat, der Verwaltung oder den Verbänden. Eine Stadtentwicklung mit echter Bürgerbeteiligung ist natürlich wesentlich anstrengender – aber die Mühe lohnt sich!
Zukunftsperspektive, damit auch Investoren Sicherheit haben
Jens Bergmann ist Vorsitzender des Heimatbundes
Nach dem Krieg hat man auf schnellen Wiederaufbau und breite Straßen für den erwarteten Individualverkehr gesetzt. Straßenbahn und gute Bahnfrequenzen sicherten die öffentlichen Verkehrsanbindungen. Nicht alles, was damals angedacht wurde, konnten die folgenden Generationen umsetzen. Nun muss eine Zukunftsperspektive her. Wie viel Autoverkehr verträgt die Tallage Hagens, wie können die ausgedünnten Verkehrsverbindungen von und nach Hagen gesichert oder sogar wieder intensiviert werden?
Investoren brauchen Sicherheit und wollen wissen, was langfristig geplant ist. Wo sollen Wohngebiete entstehen oder in ihrem Bestand gesichert werden, wo arbeiten Menschen und erwirtschaften Gewerbesteuern, wo und wie werden Verkehrsströme gelenkt? Was bietet die Stadt ihren Bürgern für Freizeit, Unterhaltung und Bildung?
An einigen Stellen ist viel erreicht worden. Ich denke an die Lenneschiene, das Klöcknergelände in Haspe und Kückelhausen, an die Museumsinsel, das Elbersareal, die Steinbrüche im Wasserlosen Tal und die Neue Mitte, aber die Innenstadt und viele Stadtteile bieten mit ihrer Bausubstanz und ihren Industriebrachen noch viel Potenzial zu Verbesserungen und Verschönerungen