Besinnlich soll die Zeit vor Weihnachten sein. Im politischen Hagen allerdings kann von Besinnlichkeit nicht die Rede sein. Vielmehr herrscht Misstrauen und Missgunst. In der Tat kann von einer gewissen Schieflage im Städtchen gesprochen werden: Während die dünne Personaldecke etwa bei den Kitas oder im Theater echte Probleme aufwirft, treiben die Lenker der städtischen Tochterunternehmen ganz andere Probleme um.
Zum Beispiel welches dienstliche Automobil sie denn so während und nach der Arbeit lenken sollen. Von Familienbussen und campingtauglichen Fahrzeugen ist da die Rede. Manch einer glaubt zu wissen, dass sogar alle im Haushalt lebenden Personen mit den praktischen Wagen herumkutschieren dürfen. Spritkostenübernahme inbegriffen – all inclusive, wie im Urlaub. Die Spekulationen treiben mittlerweile kunterbunte Blüten.
Es ist schwer zu glauben, dass derlei Umtriebe sich außerhalb von Mattscheibe oder Kinosaal abspielen sollen. Und zudem nicht in irgendeiner Bananenrepublik, sondern in unserem finanziell so gebeutelten Hagen. Zur Entkräftung der Gerüchte wird wenig getan. Solche Themen werden nicht-öffentlich und äußerst behutsam behandelt.
Allerdings scheint es nicht mehr viele Tabus zu geben, wenn es um die eigenen Belange geht. Eine Anfrage von CDU und FDP im Rahmen der Beratervertragsaffäre brachte zutage, dass diverse hohe Herren in den Tochterunternehmen sogar bei selbstverschuldetem Ausscheiden vertraglich zugesichert pensionsberechtigt bleiben. Diese kulante Regelung ist dem Vernehmen nach nun auch auf die jüngste Geschäftsführerneubesetzung angewandt worden.
Manches bleibt einem Bürger, der keine städtische Führungsposition in dieser Stadt bekleidet, nicht erspart.