Hagen.. Politessen erfassen in Hagen jetzt Falschparker mit dem Smartphone. Über eine speziell App landen die Daten der Parksünder direkt bei der Bußgeldstelle.
Es mag dem rachsüchtigen Parkrüpel in den Fingern jucken – eine Politesse, die während ihrer Dienstzeit unerlässlich auf ihrem Smartphone herumtippt. Unverschämt. Davon sollte die Behördenleitung Kenntnis haben. Wenn allerdings Tanja Perez-Heide ihr Samsung Galaxy S5 aus der Jackentasche fingert, dann hat das nur dienstliche Gründe. Seite Anfang Juni erfassen die Damen vom Ordnungsamt der Stadt Hagen Parksünder per Handy.
Tatort Böhmerstraße: Der Autofahrer aus Düsseldorf hat sein Gefährt direkt auf dem Behindertenparkplatz unmittelbar vor dem Ordnungsamt abgestellt. Wer hier nicht erwischt wird . . . Kaum, dass Tanja Perez-Heide das Gebäude verlassen hat, schreitet sie zur Tat. Mit einem speziellen Stift startet sie die App auf dem Mobiltelefon. Sie gibt Kennzeichen, Automarke, Farbe,Ventilstand, Ort des Geschehens, Art des Vergehens und noch Bemerkungen ein. Dann fotografiert sie mit dem Handy Fahrzeug und Schilder. Und in dem Moment, in dem die Politesse auf „Speichern“ drückt, werden die Daten übertragen.
Komische Bürgerfreundlichkeit
„Das mag sich komisch anhören, aber das neue System ist bürgerfreundlicher. Wir arbeiten beispielsweise daran, dass Autofahrer, die nur vergessen haben, ihren Anwohnerparkausweises hinter die Windschutzscheibe zu legen, direkt angezeigt werden“, sagt Thomas Lichtenberg, Bereichsleiter Verkehr und Bußgeld beim Ordnungsamt der Stadt Hagen.
95 000 Fälle spülen 1,1 Millionen Euro in die Stadtkasse
Beim Ordnungsamt der Stadt Hagen sind 15 Stellen angesiedelt, die speziell den ruhenden Verkehr überwachen. Dementsprechend sind 15 Handy angeschafft worden.
Im Jahr 2014 sind 95 000 Fälle erfasst worden.
Das hat Bußgelder in Höhe von 1,1 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült.
In 5
0 Prozent aller Fälle hat es Einlassungen gegeben. Das heißt, die Betroffenen haben sich mit Beschwerden, Fragen oder Hinweisen zum Sachverhalt zumeist telefonisch an das Ordnungsamt gewandt.
In 20 Prozent aller Fälle ist es sogar zu schriftlichen Eingaben gekommen.
Bei der Behörde gibt es Überlegungen, alle Mitarbeiter des Außendienstes mit der neuen Technik auszustatten.
In diesem Früher wurden die Daten eines Tages erst am Abend in mit einem aufwendigen Verfahren übertragen. Die Mitarbeiterinnen waren noch mit großen, schweren Geräten auf Streife. Dazu hatten sie für alle Fälle ein Diensthandy dabei. Und eine Kamera sowie für die Abendstunden eine Taschenlampe. „All das ist heute in einem normalen Smartphone vereint“, sagt Tanja Perez-Heide. „Das macht es auch für uns einfacher.“
Notruf noch in Arbeit
Die Anwendung ist entwickelt worden von jenem Unternehmen, das der Stadt schon seit Jahren das Programm zu Verfügung stellt, mit der Bußgelder erfasst und bearbeitet werden. „Die Lösung, die wir gewählt haben, ist wesentlich kostengünstiger als die Erneuerung der alten Geräte“, sagt Thomas Lichtenberg, „hinzu kommt, dass auch die Diensthandys der Politessen rund zehn Jahre alt waren. Wir hätten die Geräte ohnehin austauschen müssen.“
In Planung ist noch ein spezieller Notruf, mit dem die Politessen per Knopfdruck direkt Hilfe über die Leitstelle der Polizei anfordern können. Bei tätlichen Übergriffen, die immer wieder vorkommen, leider erforderlich und sinnvoll.