Hagen. Am Donnerstag ist es erneut zu einer friedlichen Kurden-Demo in Hagen gekommen. Aber wie sieht die Polizei die Lage generell?

Nach dem blutigen Vorfall am Rande einer Kurden-Demonstration im nahen Lüdenscheid beobachtet die Polizei in Hagen noch intensiver die Situation.

Allerdings, so Polizeisprecher Ralf Bode, gebe es keine Hinweise, dass sich die Situation in den vergangenen Tagen in Hagen entscheidend geändert habe. Hintergrund der Demonstration von kurdischen Verbänden ist der Einmarsch von türkischen Gruppen in den Norden Syriens. Der türkische Präsident Recep Erdogan hatte angekündigt, eine 30 Kilometer breite „Sicherheitszone“ errichten zu wollen, in der bislang kurdische Truppen mit Unterstützung der US-Truppen das Sagen hatten. Die ließ US-Präsident Trump allerdings überraschend abziehen.

Mann in Lüdenscheid am Rande von Demonstration verletzt

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Seitdem ist der ohnehin schwelende Konflikt zwischen Menschen türkischen und kurdischen Ursprungs auch in Deutschland wieder schärfer geworden. Zuletzt hatte es Krawalle in Herne und Bottrop gegeben. In Lüdenscheid war am Mittwochabend sogar ein türkischstämmiger Mann am Rande einer Kurden-Demonstration verletzt worden.

Polizei und Staatsanwaltschaft, die zunächst eine Mordkommission wegen eines möglichen versuchten Tötungsdelikts eingesetzt haben, gehen zwar mittlerweile „nur“ von einer gefährlichen Körperverletzung aus. Zudem gibt es auch noch keine Hinweise auf einen Tatverdächtigen – die Polizei wertet derzeit Video-Aufnahmen aus. Der Vorfall zeigt aber, wie aufgeheizt generell die Stimmung ist.

Kontakt zu Vereinen auf beiden Seiten in Hagen

Dennoch ist die Staatsschutz-Abteilung der Hagener Polizei, die die Szene beobachtet, zuversichtlich: „Wir sind mit den Verantwortlichen in Vereinen auf beiden Seiten in ständigen guten und konstruktiven Gesprächen“, so Polizeisprecher Ralf Bode. Demnach sei die Lage weiter ruhig, es gebe keine Hinweise auf eine eskalierende Lage vor Ort.


Erst in der vergangenen Woche hatte es einen Demonstrationszug von Kurden vom Hauptbahnhof bis in die Innenstadt mit einer Abschlusskundgebung auf dem Ebert-Platz gegeben – ohne Zwischenfälle. Und auch am Donnerstagabend zogen 250 Kurden begleitet von der Polizei vom Hauptbahnhof in Richtung Friedrich-Ebert-Platz – keine besonderen Vorkommnisse. „Wir sind aber natürlich wachsam“, so Polizeisprecher Bode. „Und wir werden der Lage angepasst auch reagieren.“ Soll wohl heißen: Im Bedarfsfall würde auch eine größere Zahl von Einsatzkräften bei ähnlichen Demonstrationen zur Verfügung stehen.

Salut-Fotos in der Sportszene im Blick

Im Blick habe man auch, ob sich weiter Fotos mit salutierenden Spielern in der Sportszene verbreiten. Ausgelöst durch Spieler der türkischen Nationalmanschaft hat es auch erste Bilder in der Amateur-Fußballszene in Deutschland gegeben. Dies wird von Kritikern als Sympathie-Bekundung für die türkische Militäraktion gewertet. Dementsprechend ist die Polizei auch sensibilisiert, ob sich daraus Provokationen entwickeln. „Eine Eingriffsmöglichkeit haben wir da aber zunächst nicht“, so Ralf Bode. „Das Salutieren ist nicht verboten.