Hagen.. Den mutmaßlichen Schläger, der vor zehn Tagen in Hagen eine 22-jährige Frau fast zu Tode geprügelt haben soll, hat die Polizei ermittelt. Ein fast 30-jähriger Mann aus Haspe wurde am Freitag dem Haftrichter als Tatverdächtiger vorgeführt. Das schwer verletzte Opfer ringt noch immer mit dem Leben.
Während Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer von „exorbitant guter Polizeiarbeit“ spricht, kann Hagen wahrlich aufatmen: Der Mordkommission um Kriminalhauptkommissar Ingo Scheid ist es gelungen, jenen mutmaßlichen brutalen Schläger festzunehmen, der in der Nacht zum vergangenen Mittwoch eine 22-jährige Frau an der Einmündung Frankfurter Straße/Elbershallen beinah zu Tode geprügelt haben soll.
Bei dem vermeintlichen Täter, der in den Vernehmungen der Kripo bislang schweigt und dem Haftrichter vorgeführt wurde, handelt es sich um einen Hasper mit türkischen Wurzeln. Den Endzwanziger, der bereits wegen verschiedener Delikte hinter Gittern saß, erwartet diesmal eine Anklage wegen versuchten Mordes.
In der Nacht zum 1. August soll der Mann sich im Umfeld der Johanniskirche an die Fersen seines Opfers geheftet haben. Bilder von Überwachungskameras, die mehrere Geschäftsleute entlang der Frankfurter Straße zum Schutz ihrer Ladenlokale installiert haben, zeigen laut Ermittlungen der Polizei eindeutig, wie die junge Köchin immer wieder versucht, ihren Verfolger abzuwimmeln. An der Einmündung zum „Elbers“-Parkhaus muss der Gefasste dann mit unfassbarer Brutalität auf die angetrunkene Frau eingeprügelt und eingetreten haben.
Opfer liegt im künstlichen Koma
Neben schwersten Schädel-, Gesichts- und Kieferfrakturen erlitt sie auch eine Hirneinblutung. Neurochirurgen in Herdecke retteten ihr in der Tatnacht zunächst das Leben, inzwischen wurde das Opfer in eine Bochumer Spezialklinik transportiert. Dort soll versucht werden, ihr Gesicht wiederherzustellen. Angesichts der Schmerzen liegt die 22-Jährige, die immerhin wieder selbstständig atmet, noch im künstlichen Koma. Mit Blick auf die Schwere der Blessuren besteht weiterhin Lebensgefahr.
Sexuelle Motive sind nicht auszuschließen
„Die Massivität der Verletzungen spricht dafür, dass der Täter sogar dann noch auf das Opfer draufgetreten hat, als es bereits wehrlos am Boden lag“, beschreibt Oberstaatsanwalt Rahmer die unfassbare Gewalt. Die junge Frau war auf dem Heimweg von einer Fete und hatte ihre Wohnung in der Frankfurter Straße fast erreicht. Eine Anwohnerin hatte letztlich das Stöhnen des Opfers vernommen, das von seinem Peiniger in einem Unterstand für Kirmesfahrzeuge mit entkleidetem Unterleib abgelegt worden war. Gynäkologische Befunde zeigen, dass keine Vergewaltigung stattgefunden hat – andere sexuelle Motive sind aber nicht auszuschließen.
Überwachungskameras bringen Kripo auf Spur des Täters
Unter anderem mit Hilfe von Spürhunden hatte das Team um Kriminalhauptkommissar Scheid in den vergangenen Tagen akribisch den Heimweg der Frau rekonstruiert. So war die 22-Jährige noch allein unterwegs, als sie kurz an einer Innenstadt-Gastronomie stoppte, um dort mit einem Mitarbeiter zu plaudern. Doch wenig später entdeckten die Beamten anhand von Filmen aus Überwachungskameras diverser Einzelhändler einen Mann, der die junge Deutsche auf der Frankfurter Straße verfolgte. Kurz vor der Tatzeit passierte das Duo noch einen Taxistand, 25 Minuten später zeigen die gleichen Infrarotbilder den eilig zurückkehrenden Täter – diesmal allein.
Kürzlich noch im Gefängnis gesessen
Am Mittwoch der darauffolgenden Woche schritt die Polizei noch einmal den Heimweg der 22-Jährigen ab. Dabei trafen die Ermittler auf Gastronomen, die auf dem Film die Gestalt erkannten und sogar den Namen beisteuern konnten. Die weiteren Recherchen ergaben, dass der Genannte kürzlich im Gefängnis gesessen hatte. Die dortigen Vollzugsbeamten konnten den Mann ebenfalls eindeutig identifizieren.
Offenbar keine Verbindungen zum Opfer
Als er am Freitagmorgen in Haspe festgenommen wurde, zeigte sich der Vorbestrafte, der bislang offenkundig keine Verbindungen zu seinem Opfer hatte, sehr überrascht. Der Erkennungsdienst sicherte in der Wohnung reichlich Spuren und stellte Beweismittel sicher. Für Oberstaatsanwalt Rahmer lassen die Indizien keine Zweifel mehr zu. Zumal der Verdächtige nach der Tatnacht eine SMS an eine Bekannte versandte, in der es heißt: „Habe Scheiße gebaut.“ Außerdem habe er sich die Hand verletzt – eine Folge der massiven Fausthiebe.