Hagen. Silvana Gashi hat ihre schwerkranke Mutter nach Hagen geholt. Bekommt sie keine Hilfe, wird sie an Brustkrebs sterben. Doch es fehlt Geld.

Für die, die einen dicken Hals über die ganze Zuwanderungs-Thematik haben und für die der Begriff „Roma“ ein rotes Tuch ist, kann die Geschichte von Biba Gashi (57) für weitere Wut sorgen. Wenn man diesen Artikel nur durch die politische Brille liest und vielleicht dazu neigt, hiesige Problemlagen auf eben jene Zuwanderung zu projizieren, dann auch. Das hat aber weder der Mensch Biba Gashi noch ihre Familie verdient. Wenn der achtfachen Mutter nicht zügig geholfen wird, dann wird sie wohl an Brustkrebs sterben. Der Fall zeigt, dass es Winkel in Europa gibt, in denen Menschen schlichtweg vergessen und zweitrangig behandelt werden. Aller behördlichen Eindeutigkeit des Falles zum Trotz.

Silvana Gashi, die Tochter von Biba, ist manchen Hagenern vermutlich ein Begriff. Sie lebt als Einzige der großen Familie, die ursprünglich aus dem Kosovo stammt, einer heutigen Teilregion der Serbischen Republik, noch in Hagen. 1992 war die Familie in den Wirren des Juoslawienkrieges nach Deutschland geflüchtet. Erst ins Saarland, später nach Hagen. Tochter Silvana ist verheiratet, hat drei Kinder, hat hier ihren Schulabschluss erworben, spricht perfekt Deutsch und ist zur Sprach- und Kulturmittlerin und Bildungsmediatorin ausgebildet. Sie ist in Deutschland nur geduldet. Der Rest ihrer Familie, auch Vater und Mutter, waren nach 14 Jahren in Deutschland wieder nach Serbien abgeschoben worden.

Leben in menschenunwürdigen Verhältnissen

Dort lebt Biba Gashi eigentlich in einer slumähnlichen Roma-Siedlung in Belgrad. Bilder, die die Familie aus Gashis Unterkunft zeigt, sind schlichtweg menschenunwürdig. Gashi ist arm, die Papiere ihres Mannes schon seit Zeiten des Jugoslawienkrieges unvollständig, sie ist nicht krankenversichert und lebt nicht nur am Rande, sondern am Boden eines serbischen Staates, der als EU-Beitrittskandidat zählt. Und in genau dieser sozialen Lage ist Gashi nun schwer erkrankt.

Brustkrebs gehört hierzulande zu den Krebsarten mit guten Heilungsprognosen. Doch weil Gashi in ihrer Armut keine Vorsorgeuntersuchungen bezahlen kann, ist im Rahmen der serbischen Grundversorgung für die Ärmsten festgestellt worden, dass ihr Tumorleiden weit fortgeschritten ist und sie eine Chemo-Therapie, wenn nicht sogar eine Operation benötigt. Doch weil es keine Versicherung gibt, auch nicht der serbische Staat einspringt und Gashis Familie keinerlei Rücklagen hat, kann sie nicht behandelt werden.

Das „Romano Drom“ will jetzt helfen

Ihre Tochter Silvana und das „Romano Drom“, eine Hagener Roma-Selbstorganisation, die zugewanderten Menschen in Hagen eine Chance bieten will, kämpfen für die schwerkranke Biba Gashi, die sich seit dem 1. Juli zu Besuch bei ihrer Tochter befindet, um familiär-soziale Unterstützung zu erhalten. „Wir haben bereits Kontakt zu ehrenamtlichen Ärzten in Luthers Waschsalon aufgenommen und uns erkundigt, wie teuer eine Behandlung ist“, sagt Andreas Binder vom Romano-Drom. Schätzungen eines Onkologen nach müsste für die erforderliche Therapie ein Betrag von 10.000 Euro zusammen kommen. „Während einer ambulanten Chemo- oder Strahlentherapie könnte Gashi bei ihrer Tochter wohnen und dort pflegerische Hilfe bekommen“, so Binder. „Wir freuen uns über Hilfe von Medizinern und vor allem über finanzielle Unterstützung“, sagt Binder. Wie man spenden kann, ist in der Infobox erklärt.