Hagen-Mitte..

Viele, viele Jahre lang lebten Werner (76) und Iris (68) Klapp im Gerichtsviertel, ihre Wohnung lag ruhig im Grünen, doch weitab vom Schuss. „Wir waren isoliert“, sagt die Rentnerin.

Nun sind die Eheleute umgezogen: Klapps haben eine von 15 seniorengerechten Wohnungen in einem nagelneuen Mehrfamilienhaus am Elbers­ufer bezogen - citynah, barrierefrei, günstig. Rathaus und Fußgängerzone sind mit wenigen Schritten zu erreichen, Kontakte zu den Nachbarn dürften sich von selbst einstellen, denn das Haus besitzt einen Gemeinschaftsraum mit Fernseher sowie eine Dachterrasse, auf der sich die Bewohner unaufgefordert über den Weg laufen werden. „Wir sind jetzt wieder voll dabei“, kann Iris Klapp dem Umzug nur Gutes abgewinnen.

Errichtet wurde das 2,1 Millionen Euro teure und vom Staat geförderte Projekt von der Bauunternehmung Silbersiepe, Auftraggeber war die Georg-Kraus-Stiftung. „Nicht allein und nicht im Heim“, sei das Motto bei der Errichtung des Gebäudes gewesen, so Stiftungsvorsitzender Hans-Georg Kraus (Wikinger Reisen).

Jede Wohnung mit Balkon mit Blick auf die Volme

Gebaut für Senioren, die eigenständig, aber nicht einsam leben möchten, bietet jede Wohnung einen Balkon mit Blick auf die Volme, verbreiterte Türen und ebenerdige Duschen. Singles stehen 49, Paaren 61 Quadratmeter zur Verfügung, der Mietpreis liegt bei 4,85 Euro pro Quadratmeter und darf 20 Jahre lang maximal um 1,5 Prozent erhöht werden. „Mit dem Haus wollen wir einen kleinen Beitrag leisten, dass Senioren in Hagen möglichst lange ihre Selbstständigkeit erhalten bleibt“, so Anne Kraus vom Stiftungsvorstand.

Seniorenresidenzen, barrierefreie Gebäude und Häuser mit betreutem Wohnen schießen derzeit wie Pilze aus dem Hagener Boden. Die Caritas plant einen Komplex in der Bergstraße (ehemaliges Willi-Weyer-Bad), das DRK erweiterte unlängst sein Angebot in der Feithstraße, weitere Beispiele sind das Seniorenstift am Haus Harkorten und das Pflegeheim Wohlbehagen in der Schillerstraße in Eckesey. „Barrierefreie Wohnungen sind derzeit nahezu die einzigen Objekte, die neu gebaut werden“, beschreibt Reiner Voß vom städtischen Fachbereich Immobilien, Wohnen und Sonderprojekte die Lage auf dem Wohnungsmarkt. „Bislang gibt es allerdings auch zu wenige seniorengerechte Häuser.“

Im Jahr 2040 insgesamt 40 Prozent der Menschen über 65 Jahre alt

2010 lag der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen über 20 Prozent, bis 2040 wird er auf über 40 Prozent steigen. Dieser demografische Wandel fordert für die ältere Generation neue Wohnformen mit guter Infrastruktur, die ein selbstständiges Leben ermöglichen. „Und zwar gemeinschaftlich mit anderen Mietern, um der wachsenden Vereinsamung entgegen zu wirken - das ist für uns ein entscheidender Punkt“, betont Fritz Löwenstein von der Georg-Kraus-Stiftung.

Wie groß der Bedarf ist, zeigt die Tatsache, dass die 15 Wohnungen am Elbersufer allesamt vergeben sind. Iris Klapp fühlt sich in den neuen vier Wänden pudelwohl: „Wir sind einfach nur glücklich.“