Hagen/Olpe. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt große regionale Unterschiede, was die Rate der Entbindungen per Kaiserschnitt anbetrifft: Der Kreis Olpe ist Spitzenreiter in Nordrhein-Westfalen.
In Deutschland kommt jedes dritte Baby (31 Prozent) mittlerweile per Kaiserschnitt zur Welt - in Südwestfalen allerdings ist die Rate mancherorts weitaus höher. So liegt die Quote der Kaiserschnitte im Kreis Olpe bei 43,1 Prozent, wie zumindest eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben hat.
Damit ist der Kreis Olpe in Nordrhein-Westfalen Spitzenreiter. Hier kommen nahezu doppelt so viele Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt wie im nicht allzu weit entfernten Rhein-Sieg-Kreis, wo es nur 24 Prozent sind. Auch im Märkischen Kreis liegt die Rate mit 39,8 Prozent hoch.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis sind es 34,3 Prozent, im Kreis Siegen-Wittgenstein 32,4, in der Stadt Hagen 31,7, im Kreis Soest 30,9 und im Hochsauerlandkreis 29,7. Der Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen liegt bei 32,4 Prozent - und damit leicht über dem Bundeswert. Im Vergleich: In Sachsen werden gerade einmal 23 Prozent der Mütter per Kaiserschnitt entbunden.
Immer weniger Erfahrung mit komplizierten natürlichen Geburten
Grund für diese großen regionalen Unterschiede ist nach Einschätzung der Bertelsmann-Stiftung, die „unterschiedliche Risikobewertung der Geburtshelfer in den einzelnen Regionen“. So werde bei Beckenendlagen oder Zwillingsgeburten, bei denen eine natürliche Entbindung möglich sein könnte, trotzdem häufig ein Kaiserschnitt durchgeführt. Daher gebe es in vielen Kliniken immer weniger Erfahrung mit komplizierten natürlichen Geburten, folglich werde das Risiko höher eingeschätzt.
Allerdings zweifelt man im Kreis Olpe die Zahlen der Bertelsmann-Stiftung an: In den drei Kliniken der Region hat man nämlich im Jahr 2010 lediglich Kaiserschnitt-Raten zwischen 36 und 41 Prozent verzeichnet.
Die Hemmschwelle der Eltern zu Kaiserschnitt gesunken
Womit man immer noch über Bundes- und Landesdurchschnitt liegt: Die „Hemmschwelle“ der Eltern, einen Kaiserschnitt durchzuführen, sei gesunken, erklärt Andreas Stockmanns, Geschäftsführer des Krankenhauses St.Barbara in Attendorn. Denn das Risiko von Komplikationen sei im Vergleich zu früheren Jahren deutlich gesunken. Manche Experten glaubten, dass es heutzutage in dieser Hinsicht keinen Unterschied mehr zur natürlichen Geburt gebe, so Stockmanns.