Breckerfeld.. Drei Flüchtlingskinder besuchen die Grundschule Breckerfeld. Darunter ist auch Faira aus Pakistan, die von ihren Mitschülern Deutsch lernt.


Lernkontrolle Klasse 1d, Grundschule Breckerfeld. Anni zeigt auf die Buntstifte, die Faiar nacheinander aus ihrem Etui holt und auf den Tisch legt. „Grün, rot, blau“, sagt Faiar. Und „Bleistift“ und „Radiergummi“.

Faiar, sechs Jahre alt, dunkelbraune Augen, pechschwarzes langes Haar, lächelt. Sie lächelt oft, seit sie im November in die Klasse von Antje Krebs gekommen ist. Für sie ist es ein später Start in eine wunderbare Welt. „Am Anfang“, sagt die Lehrerin, „hat sie alles aufgesaugt. Jetzt ist sie richtig aufgetaut.“

Kinder gucken nicht auf Unterschiede

Faiar, das kleine Mädchen, das mit seiner Familie aus der Industriestadt Silakot im Nordosten Pakistans geflohen ist, jenem Ort, in dem Sportartikelhersteller Fußbälle produzieren. Sie gehört dazu. Wie selbstverständlich. Die Kinder hier gucken nicht mehr auf die Unterschiede. Sie sehen das Gemeinsame. Und helfen, so wie sie es gelernt haben. Denn das ist eine der vier Klassenregeln, sagt Lotta. „Immer erst einen Mitschüler fragen, bevor man die Lehrerin um Hilfe bittet.“

Faiar braucht manchmal Hilfe, aber sie kann auch selber helfen. Zum Beispiel in Englisch, was seit dem Beginn des zweiten Halbjahres auf dem Stundenplan steht. Englisch spricht Faiar, die mit ihren Eltern und in ihren beiden jüngeren Geschwistern in der Unterkunft an der Windmühlenstraße wohnt, fließend. „Ich erkläre ihr, was etwas auf Deutsch bedeutet und sie sagt mir das englische Wort“, sagt Franzi.

Schule als Glücksfall

Planarbeit steht nach dem Morgenkreis in den ersten beiden Stunden auf dem Programm. Die Kinder dürfen sich aussuchen, womit sie sich beschäftigen und setzen sich ein Ziel. Faiar hat das Mathe-Arbeitsheft ausgepackt und malt Rechtecke, Kreise, Dreiecke. Ein Haus entsteht und ein „Bus“ – wie sie sagt. „Das ist eine Lok“, sagt Emily. Und Faiar hat wieder ein Wort gelernt.

Für Kinder wie Faiar („Ich komme gerne“) ist die Grundschule Breckerfeld ein Glücksfall. Kleine Klassen und viele Kinder, deren Muttersprache Deutsch ist. „Kinder lernen am besten voneinander“, sagt Schulleiter Heinz Opsölder, „auch diejenigen, die Deutsch als Muttersprache gelernt haben, haben ja noch einen überschaubaren Wortschatz. Sie bilden keine komplizierten Sätze. Das wiederum hilft Kindern wie Faiar.“

Drei Flüchtlingskinder

Drei Flüchtlingskinder (neben Faiar noch Mikias aus Äthiopien und Siyuta aus dem Iran) besuchen die Grundschule Breckerfeld.

Kein Vergleich beispielsweise zur Erwin-Hegemann-Schule in Altenhagen, die bei einem ohnehin hohen Ausländeranteil viele Flüchtlings- und Zuwandererkinder integrieren muss. Das weiß auch Heinz Opsölder: „Integration bei uns funktioniert nahezu reibungslos. Wir haben hier drei Kinder, die lernen wollen und die sich freuen, dass sie unter Kindern sind.“ Aber er kennt auch aus seiner eigenen beruflichen Vergangenheit ganz andere Verhältnisse: „Man darf Schulen nicht mit diesen Problemen alleine lassen und sagen: Macht ihr mal. Das ärgert mich wahnsinnig.“

Alleine sind die Lehrer in Breckerfeld nicht. Faiar und die anderen erhalten eine gesonderte Sprachförderung. Sie gehen zur Hausaufgabenbetreuung. Und sie nehmen am Nachmittag die Angebote des Kinderschutzbundes vor Ort an. Das alles hilft Faiar, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.

Verständnis erleichtert Integration

Verständnis erleichtert die Integration: „Am Anfang haben wir den Kindern einiges erklärt. Vieles ist selbstverständlich geworden“, sagt Antje Krebs, „ich habe eine Freundin, die als Kind aus Polen nach Deutschland gekommen ist. Sie hat mir erzählt, was sie damals empfunden hat. Das hat mir damals sehr geholfen.“

Faiar, die kleine Perfektionistin, hat ihr Lineal ausgepackt und hält den Bleistift in ihrer Hand. „Eine Lok“, sagt sie und beginnt zu zeichnen.