Hagen. Sie sind harte Malocher, aber auch Künstler: Landschaftsgärtner machen aus Fliesenwüsten Oasen. Julian Specht aus Hagen ist einer von ihnen.

Schon mal im Garten einen Zaun gesetzt? Schon mal Kantensteine einbetoniert? Oder eine Einfahrt gepflastert? Wenn ja, dann hat man dadurch zumindest ein Gefühl dafür, was die körperliche Anstrengung des Berufes des Garten- und Landschaftsbauers bedeutet. Doch der Beruf beinhaltet noch dazu einen künstlerischen Aspekt, der in der Außenbetrachtung dieses Job oft vernachlässigt oder gar nicht bedacht wird.

Denn Garten- und Landschaftsbauer können im Prinzip aus einer Schutthalde ein individuelles Gartenparadies schaffen. „Jeder Garten hat sein eigenes Gesicht“, sagt Julian Specht (29), der im Hagener Gartenbau-Unternehmen Bullerjahn und Kunze arbeitet und der mit uns über die Faszination seines Berufes gesprochen hat.

Aus einer Fliesenwüste Ort mit Aufenthaltsqualität geschaffen

Wir treffen Julian Specht in einem Garten in Letmathe kurz hinter der Hagener Stadtgrenze, wo das Unternehmen gerade einen Auftrag fertiggestellt hat und dem Kunden ein ziemlich zufriedenes Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Mit Recht. Denn aus einer Fliesenwüste mit starkem Gefälle hat hauptsächlich Julian Specht einen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Ein kleines Sitz-Rondell, sehr ansprechend gepflasterte Wege und einen wilden, gar mediterranen Steingarten aus wuchtigen Natursteinen, die wie eine Treppenanlage aussehen, auf deren Stufen Bepflanzung grünt. „Für mich selbst ist es immer wieder erstaunlich, was man selbst aus so einem Garten macht. Am Ende steht ein Ergebnis, mit dem nicht nur der Kunde zufrieden ist, sondern ich auch. Ich finde, das motiviert.“

Für Julian Specht vereint der Beruf gleich mehrere Dinge, die ihm eine besondere Arbeitsqualität verleihen. „Man ist in der freien Natur unterwegs, man schafft von null aus etwas total Individuelles und oft auch Künstlerisches. Und man arbeitet mit völlig unterschiedlichen Materialien“, sagt Specht. Von Beton bis Naturstein. Von normaler Wiese bis zu anspruchsvollen Beeten. Von Hinterhöfen bis zu großen Parkanlagen. „Eigentlich erlebt man nie das Gleiche. Es ist immer komplett neu. Das macht Spaß. Und bei uns im Betrieb kommt auch noch hinzu, dass wir uns untereinander alle gut verstehen“, so Specht.

Hohe körperliche Belastung gehört zu dem Beruf

Wenn es neben dieser großen Lust auf den Beruf überhaupt etwas Negatives darüber zu sagen gibt, dann wohl, dass die körperliche Beanspruchung nicht zu unterschätzen ist. Wer mal einen Betonsack getragen hat, erahnt das. Natursteine, kubikmeterweise Erde, Fliesenplatten. Schleppen, tragen, bücken und wuchten. „Ja, das gehört auch zu diesem Beruf“, sagt Julian Specht. Man müsse eben auf sich aufpassen, das gehöre schon dazu. „Aber als Gärtner lebt man einfach für diesen Beruf und dann denkt man schon mal nicht so oft darüber nach, ob einem die körperliche Anstrengung zu viel wird.“

Zumal es auch wenige Phasen im Jahr gibt, in denen dieser oder ähnliche Betriebe die Arbeit auf leichtere Pflegeaufträge verlagern. Im Winter beispielsweise. Bei ganz harten und kalten Bedingungen kann von erarbeiteten Stunden auf einem Schlechtwetter-Konto profitiert werden. „Das ist gut, das gleicht sich alles aus“, sagt Julian Specht. Vielleicht ist es für jemanden wie Julian Specht, der seinen Beruf liebt, etwas leichter zu sagen, dass er sich gut bezahlt fühlt. „Das meine ich aber auch tatsächlich so. Man wird nach Tarif bezahlt. Und für das, was ich mache, finde ich das angemessen. Ich will auch eigentlich in den nächsten Jahren nichts anderes machen. Ich bin sehr zufrieden.“

Auch in schwierigen Zeiten hält der Chef zu ihm

Seit zwölf Jahren ist Specht dabei und hat sich laut seinen Chefs zu einem wichtigen Mitglied des Gärtnerbetriebs entwickelt. Mit einem etwas schelmischen Grinsen fügt Specht hinzu: „Ich war als jüngerer Mann in meiner Ausbildung außerdem auch manchmal nicht ganz einfach. Aber mein Chef hat auf mich gesetzt und mich nicht fallen lassen.“ Specht ist es wichtig, das zu sagen, weil solche zwischenmenschlichen Dinge eben auch viel zu seiner Arbeitszufriedenheit beitragen würden.

Jetzt, im Sommer, wenn die Tage heiß sind, dann verschieben sich in Betrieben wie Bullerjahn und Kunze – aber auch in anderen Landschaftsunternehmen der Stadt – schon mal die Arbeitszeiten. Dann wird früher angefangen, um der möglichen, ganz großen Hitze zu entgehen. Für die 20 festangestellten Landschaftsbauer bei Bullerjahn und Kunze sind solche Tage anstrengend. „Das nimmt man in Kauf“, sagt Julian Specht. „Wie gesagt: Es macht trotz aller Belastung einfach viel Spaß.“